Sommerpause

Wenn Sie wissen wollen, wie es am Jahnplatz weitergeht oder ob Picker Peter erfolgreich ist, dann abonnieren Sie den Blog. Ich bin nun im Urlaub und mache eine Schreibpause.

Genießt den Sommer

Vielleicht mache ich einen Stopp in Vietnam

Supermarkt

Peter Hagenfroh war tieftraurig, spülte seinen vertränten Augen mit Eistee, die ihn die Besitzerin des Nagelstudios zur Kühlung gab. Lieber Leser, du musst die Folge davor lesen.

Es gab eine neue Realität. Real war nicht. Real war, dass der Supermarkt geschlossen wurde. Dort hatte Peter sich als Wurstfachverkäufer hochgearbeitet. Real war auch, die Fleischvergiftung, die sein Sohn bekam, weil er zuviel Bärchenwurst ass. Real war auch seine Kündigung.

Peters Kollegin Olga – Pickerin

Der neue Konzern musste umstrukturieren und Peter Hagenfroh war in der Fleischertheke zu teuer. Er könne doch die Fleischwaren in Vakuum-Verpackungen umfüllen und die Tiefkühlsachen verwalten, aber das wollte der neue Konzern nicht. Es war den Chefs aufgefallen, dass die billige Mortadella, die den Kunden zur Kundenbindung gegeben wurde, heimlich abends von ihm mit nach Hause genommen wurde, auch wenn sie schon einen grünlichen Glanz hatte. Es war den Chefs auch aufgefallen, dass der Umsatz nicht stimmte. Peter Hagenfoh verkaufte den Kunden nicht mehr als sie wollten, sondern immer nur das, was sie wirklich wollten oder brauchten.

Deswegen war der alte Supermarkt pleite gegangen. Peter war schuld.

Es sollte eine neue Strategie her. In die alte Welt der Fleischfachverkäufer passte er nicht mehr hinein. Zur Kündigung kam der Straßenlärm, weil in seiner Straße in offener Bauweise 245 Kastenprofile eingebaut, zwei Verkehrsadern mittels Bergbautechnik untertunnelt und zigtausende Kubikmetern an Erdmasse bewegt wurden. Die Lutter, ein reißender Fluss in Bielefeld sollte freigelegt werden.

Ein Prestigeobjekt der rot-grünen Regierung. Zudem rief auch noch der Kindergarten an. Sein Sohn Theodor müsse abgeholt werden, weil Corona im Haus war. So fuhr er in trauriger Wehmut am alten Supermarkt vorbei. Er war in einem historischen Gebäude untergebracht. Eigentlich müsste da ein Museum einziehen, aber was sah er?

Eröffnung des neuen Supermarktes in vierzehn Tagen. Picker gesucht !!! War das seine Chance? Sollte er vielleicht doch dort eine neue Persepektive bekommen? Er würde auch Babywindeln sortieren oder Haarpflegeprodukte und vielleicht würde die hübsche Olga Swatkolow auch wieder dort sein. Olga arbeitete in der Kinderabteilung und passte manchmal am Samstag auf seinen Sohn auf, wenn er keinen Babysitter hatte. Dann spielte Theodor in der Spielzeugecke. Vielleicht hatte der neue Supermarkt ein neues Kinderzauberland mit Bällebad. Aber was war ein Picker? Pickte er die Bälle aus dem Bällebad, die mit Coronaviren verseucht wurde waren heraus? Was macht ein Picker? Pickt er den Müll vom Parkplatz auf? Oder die Rosinen aus dem Kuchen?

Zum Personalgespräch kam er in seiner historischen Fleischertracht. Aber das war total falsch. In dem neuen Supermarkt der Zukunft werden keinen Kunden mehr sein. So sagte man ihm das. Kunden machen Ärger, sind lästig, brauchen Parkplätze und Kassiererinnen. Das geht heute auch anders. Wenn man nun die ganzen Gänge enger zusammenstellt, dann braucht man Picker. Die Kunden bestellen im Internet und dann bekommst du auf als Picker auf dein Handy die Bestellliste des Kunden und pickst du gewünschten Produkte aus den Regalen und packst sie in Kartons. Für jede Bestellung hast du als Picker genau 6,30 Minuten Zeit. Dann muss die Ware im Auto sein.  Und Picker wurden gebraucht. Wo war der Charme der Mortadella-Wurst, wo die morgendliche Lektüre des Marktprospektes? Die Arbeitszeiten hatten sich auch geändert. Nun ging es rund um die Uhr. Sogar nachts. Sollte Peter Hagenfroh Picker werden?  Er wusste es nicht. Er wollte Mortadella verschenken und Bärchenwurst verkaufen. Er hatte eine Woche Bedenkzeit. Nun freute er sich erst einmal, dass die Lutter in seiner Straße freigelegt wurde und nun sollte ein Straßenfest gefeiert werden. Sein Kollegin Olga sollte auch kommen.

Supermarkt – Treffen am Jahnplatz

Elena –Freundin von Peter Hagenfroh – foto cc licence

Aua, das, tat weh. Mein Fuß war nach einer Bänder-Operation auf dem Weg der Besserung. Bis Mittwoch. Ich stand mitten in der neuen Wüstenei, dem Jahnplatz, und wartete in einer Reihe, auf meine Mantaplatte, deren Fettspritzer und Senfflecken Bielefelds neues Wohnzimmer verschandelte. Dafür konnte ich nichts. Die Bodenplatten des Jahnplatzes hatten sich Architekten ausgedacht. Aua, das tat weh, denn ,mit der Mantaplatte in der Hand wurde ich von einem Pedelec-Fahrer umgesäbelt,

er war ob der interessanten Fahrbahnführung vom Weg abgekommen und traf meinen lädierten Fuß. „Spinnst Du“, fuhr ich ihn an, „dass tu so weh, als wenn man einen Einkaufswagen in die Hacken kriegt!“ Peter Hagenfroh erschrak und fiel vom Fahrrad und er brach in Tränen aus. Was war passiert?

Warum weinte der Mann so bitterlich? Was war geschehen? Habe ich ein Trauma ausgelöst?

Ich sammelte meine Pommes vom Boden auf und begann, ihn damit zu füttern. Er meinte, er esse nur Fleisch, somit bekam er meine Bratwurst und wir gingen wegen der großen Hitze in den Jahnplatztunnel. Jahrelang hatte er den Weg durch diese Ladenzeile genommen und ist am dicken Mann mit dicker Drehorgel und dem dickem Bernhadiner vorbei gekommen. Diese Geschichte erzähle ich später. Peter Hagenfroh setzte sich auf den Stuhl in Ming Lings Nagelstudio. Die Vietnamesin hatte Mitleid mit uns und hoffte, es würden mehr Kunden kommen, wenn sie sehen würden, dass auch ältere Männer dort säßen.

Peter fing an zu erzählen. Peter hatte sich hoch gearbeitet. Er war zunächst Wagenschieber auf dem Parkplatz eines zentralen Supermarktes in der Stadt. In Coronazeiten aber fehlten aber Mitarbeiter in der Fleischtheke und da er immer gut die Einkaufswagen stapeln konnte, sollte er die Fleischberge stapeln, die sich wegen fehlender Kundschaft stapelten. Peter war froh. Wenn auch immer ein Kunde es dank dem Einhalten der Coronaregeln geschafft hat in den Supermarkt zu kommen, durften zwei Fragen nie fehlen. Das war die goldene Regel, die im der Marktleiter ins Gebetsbuch schrieb.:

1.“Darf es etwas mehr sein?

und

2. „Möchte das kleine Mädchen eine Scheibe Mortadella auf die Hand? Die Mutti vielleicht auch?“

Peter fand diese Fragen bescheuert und er wurde beim Abwiegen der Fleischware immer besser. Er konnte genau die gewünschten Filets auf die Waage legen. Selbst wenn Frau Müller, Leiterin der Grundschule „ums Eck“ 198 Gramm Gehacktes wollte, gelang es Peter exakt 198 Gramm auf die Waage zu legen und sogar das Mischverhältnis zwischen Schwein und Rind wurde eingehalten. 

Die  zweite Frage mit der Mortadella stellte auch brav, jedem mit dem Zusatz, dass Fleischessen schlecht fürs Klima und den Bauchumfang war und in der Wurst eh nur Reste verwurstet wurden. Die Kunden lehnten dankbar ab.  So ging es lange gut. Peter Hagenfroh sammelte die nicht verschenkten Mortadellascheiben abends ein, konnte für 1,99 Euro die Reste der Filetspitzen und des Tafelspitzes einsammeln und ging abends in seine Wohnung. Weit musste er nicht laufen.

Er wohnte in der Ravensberger Straße. Häßlich war sie, bis die Stadt bestimmte, die Lutter wieder zu holen. Die Lutter? Der Luther?  Die Lutter, Bielefelds bekanntester Bachlauf. Verschüttet. Nun sollte sie wieder oberirdisch fließen. So wurden in der Ravensberger Straße in offener Bauweise 245 Kastenprofile eingebaut, zwei Verkehrsadern mittels Bergbautechnik untertunnelt und zigtausende Kubikmetern an Erdmasse bewegt.

Das nervte Peter Hagenfroh natürlich. Jahrelanger Baulärm, aber vielleicht würde es nachher besser, schöner und vielleicht mit einem Plätzchen für seinen Liegestuhl.

Vielleicht mit Palmen und einem Sandspielplatz für seinen Sohn Theodor. Theodor musste jeden Tag vom Kindergarten abgeholt werden. Peter hatte im Supermarkt feste Arbeitszeiten. Wenn er am Wochenende mal einspringen musste, nahm er Theodor mit in den Supermarkt, platzierte ihn in der Kinderabteilung, versorgte ihn mit Bärchenwurst und wenn es dem Theodor zu langweilig wurde, lies ihn seine Kollegin, die er sehr mochte, über das Supermarkttelefon ausrufen. Alles war prima. Eine schöne Zeit sollte auf alle hinzukommen. Er erzählte mir das alles unter Tränen, dabei hätte ich heulen können, weil mein Fuß ja kaputt war.

Er zog ein Foto aus der Tasche. Es war seine Frau Elena zu sehen. Seit drei Jahren lebten sie getrennt. Es sollte sich aber zwischen dem Schreiberling und Peter eine kleine Freundschaft entwickeln und wie es dazu kam, dass Peter über meinen Fuß rollte. Wird in einer der nächsten Episoden erzählt.

Schule

under cc licence – müde müde müde – Ferien

Frau Müller. Frau Müller war Schulleiterin der Schule „um die Ecke“. Sie hatte ein Problem. Alle beweglichen Ferientage der Schule waren schon vergeben, also musste der Freitag nach Fronleichnam die Schule aufhaben. Aber sie wusste, dass viele Kinder mit Husten, Hals oder Stimmbruchbeschwerden am Freitagmorgen über soziale Medien krankgeschrieben werden, denn das Wochenende bot sich für viele Eltern für einen Trip nach Holland an. Was sollte Frau Müller tun? Ach, seit dem Theaterstück „Frau Müller muss weg“, hatte Eleonore Müller, 58 Jahre alt, die Faxen dicke, (schreibt man das so?), weil sie eine gute Lehrerin war. Ständig musste sie sich rechtfertigen über ihr Gehalt, ihren Urlaub. Und auch, wenn sie mal abends zum Pilateskurs in die Volkshochschule ging, konnte es sein, dass die Elternpflegschaftsvorsitzende der Bärchenklasse neben ihr die Hüften im Takt des YouTube-Videos beugte und wissen wollte, wie ihr kleiner Prinz in Deutsch war. Frau Müller war klasse. Vom Schulamt bekam sie jedes Jahr eine Medaille als „Mitarbeiterin des Jahres“, die sie stolz an ihrer Marine-Bluse trug. Dieses Jahr war die Medaille kirschrot, was sich etwas mit den gelben Streifen ihrer Bluse biss. In der Lehrerkonferenz beschloss man, auf den Brückentag eine Französisch-Klausur zu legen. Leider fanden findige Personen heraus, dass man nach Schulgesetz 134 §2 keine Klausuren in der Grundschule an einem Tag nach einem Feiertag schreiben darf.

So entschloss sich Frau Müller, ein Sportfest zu organisieren. Sie wusste, dass die Eltern ihrer Schulgemeinschaft es liebten, wenn ihre Kinder gegen einander antraten. Natürlich war man in der Schule tolerant und inklusiv. Aber trotzdem wollten alle Eltern ihr Kind auf dem Notentreppchen oben sehen.

An manchen Häusern der Neubausiedlung wurden die Füllerführscheinurkunden oder das Seepferdchenabzeichen gut sichtbar an die Haustür gepeppt, damit alle sehen konnten, wie intensiv die Sprösslinge gefördert wurden.

Das Wetter war spitze und so machten sich viele Familien mit ihren Kindern auf, die Olympiade der Tiere, benannt nach den Klassentieren, zu besuchen. Ich folgte den Kindern bei meiner morgendlichen Radtour. Dieser Morgen war für Elly Kuchenbäcker jedoch fatal. Elly begleitete ihre ältere Schwester auf dem Weg zur Schule. Elly war drei Jahre alt.

Ellys Kindergarten hatte eine Brückentagsfortbildung. Elly konnte Fahrradfahren. Mit ihrer Familie rollte sie den kleinen Hügel zur Grundschule herunter. Aus weiter Entfernung klingelte ich auf meinem Rennrad. Das war zu viel für Elly. Elly dreht sich um und verlor das Gleichgewicht und stürzte in einen Busch Brennnesseln. Das Geschrei war groß. Was konnte ich dafür? Müssen denn Dreijährige schon Fahrradfahren? Reicht das nicht, wenn es den Fahrradführerschein mit 10 Jahren gibt? Muss denn in Ellys Kindergarten „die kleinen Sonnenkäfer“ neben dem Bobby-Car-Führerschein auch der Ente-Puky-Führerschein gemacht werden? Und ..gibt es eigentlich keine Stützräder mehr?

Ich konnte nix dafür, dass Frau Müller die kleine Elly im Krankenzimmer in der Schule „um die Ecke“ behandeln musste. Das machte Frau Müller nichts aus. Ordentlich vermerkte sie jedes Pflaster in das Pflasterbuch der Schule. Als dann noch auf jeder Seite die Eltern unterschrieben und alles gestempelt wurde, war das Sportfest der Schule “um die Ecke“ vorbei und Frau Müller hat nicht mitgekommen, dass die Tortenstücke beim Buffet nicht coronakonform ausgegeben wurden. Zudem fehlte das Allergen-Schild vor dem Nusskuchen. Au weia, das hätte Frau Müller die Medaille 2023 gekostet.

Aber auch mein Leben hängt an einem seidenen Faden, oder anders gesagt, an 3 mm Stahlseilen. So dünn sind die Bremszüge am Fahrrad und sollten diese reißen, wenn Bauer Bernd mit seinem Trecker den Klosterberg mir entgegenkommt, bin ich Matsche. Ok, mein Auto wiegt vielleicht eine Tonne und jedes Rad hängt nur an vier Schrauben und damit fahre ich 200 km/h. Das ist auch nicht ungefährlicher. Ich habe mir vorgenommen, mit dem Fahrrad nur noch bergauf zu fahren. Da kann nix passieren. Spaß aber macht das nicht.

Paderborn

Aufgrund einer persönlichen Sache verschlug es mich heute ins Paderborner Land.

Mit dem Naturebike oder auch Biobike sollte sich eine kleine 50 km Tour anschließen.

Und das sollte windig werden. Wer jemals südlich von Paderborn die 1000 Windräder angeschaut hatte, sollte achtsam werden, wenn einem fast nur E-Bike Fahrer entgegenkommen. Die zapfen nämlich ihre Energie direkt von dem Windrad ab. Man braucht nur in die Nähe eines Windrades zu kommen und schwuppdiwupp ist der Akku voll. Das funktioniert aber nur bei Fahrrädern. Ich parkte meinen Tesla einen Tag später direkt unter einer Anlage von Nordex und nichts passierte. Komisch. Es  ist hügelig und irgendwie seltsam. Wenn schon die gesamten Felder durch einheitliche Maisflächen verschandelt sind, stören doch irgendwie diese Spargelstangen, oder? Oder darf man sich freuen, weil man sieht wie Strom gemacht wird? Radioaktivität will ja auch keiner. Und die ist nicht sichtbar. Aber vielleicht sollte man die Windanlagen bunt anmalen oder für Werbung vermieten. Das würde sicherlich die Autofahrer auf der A33 verwirren. Das wäre fatal.

foto under cc-licence

Und irgendwie hat man Angst, dass so ein Rotorflügel sich einmal löst und man darunter begraben wird. In diesem Teletubbies Land schien die Sonne. Dipsy, Lala, Tinky-Winky sowie Nono den Staubsauger fand ich nicht, dafür aber den Grund, warum Paderborn so anders als Bielefeld ist. Denn hier lebt man seine ostwestfälische Geschichte. Rund um den Dom luden 100 Bierbänke der katholischen Landfrauenbewegung zum Verweilen ein. Leider musste man so eine Bank vorher für 100 Euro reservieren. Dann konnte man unter dem Segen des Bischofs dort ein kleines Landlustpicknick machen, mit Dixielandmusik und Schampus. Oder aber dem Pilgerbier. Gepilgert wird in Paderborn immer noch. Mit Mundorgel und Jesuslatschen kam mir eine Gruppe polnischer Jugendlicher auf dem Weg zur Marienkapelle Westernhausen entgegen. Kumbaya my lord und Laudato si, sind Songs, die zu jeder guten Pilgerpfad dazu gehören. Pfarrer Pitrjov Slomjiawich aus Kattowitz aß mit fünf Nonnen ein Eis, während ich dreimal an der guten Bäckerei vorbei fuhr. Dort bot man ein Brot an, was schon dreihundert Jahre alt war. Nicht das Brot, sondern das Rezept. Konnte es wahr sein? Mit original Zutaten von 1722? Das glaube ich nicht. Das war bestimmt ein Touri-Trick. Sonntags waren sie besonders lecker. Die Sonntagsbrote waren besonders begehrt, denn Domprobst Leon Iborius kam immer vor der Messe vorbei, bekam vom Bäcker immer einen frischen Brotlaib für seinen Leib und segnete die Bäckerei. Das bescherte dem Bäcker gute Geschäfte und den Käufern ein ewiges Leben. In dem schönen Städtchen Bad Lippspringe gab es mehrere Quellen. Die Arminiusquelle mit sehr viel Eisen, leicht bitter und schmeckte so, als wenn man sich seine eigene Wunde nach dem Einsatz eines Schälmessers leckt. In Nutella ist auch Eisen drin. Schmeckt aber besser. Und die Liboriusquelle. Da stand eine Schlange Menschen davor. Die füllten sich literweise das leckere Heilwasser in ihre Plastikflaschen. Der Andrang war zeitweise so groß, dass die Stadt das Abfüllen zeitlich begrenzte, damit die Nachbarn abends schlafen konnten. Aufpassen tat ein Denkmal.

Das Denkmal wurde dem Zukunftsseher und Visionär „Johannes Fischer“ 1835-1905 gewidmet. In Lippspringe nennt man ihn den „Mechanikus“ oder auch den „Lippspringer Spökenkieker“ Ein Spökenkieker ist ein Gespensterseher. Das ist doch sehr spannend. Leider findet man im Netz nicht viel über den Fischermann. Woran kann das liegen? Wird Johannes Fischer totgeschwiegen, weil er die Zukunft echt in Echt gesehen hat? Oder lag es an der Nichtbesetzung des Stadtschreibers von Bad Lippspringe im Rahmen der Bäderreform 1998. Irgendwer musste doch etwas über ihn. Der ehemalige Geschichtslehrer Herr Hofenmann, weilt mit seinem Camper am Lippesee. Ich konnte ihn nicht finden. Aber ich mache mich auf die Suche. Vielleicht war Johannes Fischer der Ursprungsgeber von Astro- TV oder von Käpt’n Blaubär.

Jahnplatztunnel

Der Jahnplatztunnel wurde Im Juli 1957 eröffnet. Er soll zukunftweisend für eine Großstadt sein. Klar, als über den Platz die Autos bretterten, hatte der Tunnel ja seine Bestimmung gefunden. Er war ein Tunnel. Und welcher Tunnel ist schon schön..die in der Schweiz vielleicht.

Aber warum lernt die Stadt Bielefeld? Warum ist man so wenig kreativ. Heute am heißesten Tag des Jahres sieht man wie wichtig der Tunnel ist. Kein Mensch wird bei 35 Grad vom Sportcheck zur Altstadt über die neue Wüstenei Ostwestfalens tapern. So muss man doch den neuen Jahnplatz nennen. Viel Beton. Also laufen alle schattensuchend durch den Tunnel. Und jetzt will man ihn zu machen. Unverständlich. Warum nicht als Fahrradparkhaus nutzen. Oder warum nicht doch dort einen Jugendclub aufmachen…nennen wir ihn Underground. Oder vielleicht doch mit guter Muttererde verfüllen und dann oben einen kleinen Wald pflanzen. Mit Ruhebänken und Musikpavillon. Eine Oase im Oberzentrum. Oder doch die Busse unten durchleiten. Oder vielleicht braucht man einen Bunker und vielleicht ein neues Trinkwasser-Reservoir?

Wie wäre es denn, wenn die Verantwortlichen von unserer Politik lernen. Das 9 Euro Ticket ist ein Renner. Wenn man den Ladeninhabern anbietet, dass alle Leistungen und Produkte 1 Euro kosten, stürmen die Massen den Tunnel. Der Kauf des Tunnels kostet doch bestimmt einige Millionen.

Das wäre doch toll. Nagelmodellage für einen Euro, eine Mantaplatte oder ein Weizenbier für einen Euro. Oder vielleicht als Wohnraum für einen Euro den Quadratmeter vermieten. Wie wäre das, wenn das Standesamt dort einzieht. Da kann man dann billiger heiraten als auf der Sparrenburg. Auch könnte dort die Stadtbücherei einziehen. Eine neue, kleine Kinderabteilung. Dort können dann die Eltern ihre Kids lesen lassen und dann alleine ohne quengelnde Kinder in der Altstadt bummeln und dort einkaufen. Das freut die Einzelhändler, die Kinder, die Eltern und den Kämmerer der Stadt. (foto under cc-licence)

Tennis

Minister Habeck sagt, wir sollen sparen. Erdbeeren und Spargel müssen nicht sein, kann man sich auch sparen und man spart durchs Selberpflücken. Man verdient auch bei mir im Garten. Für jeden Eimer Giersch, den ihr erntet zahle ich nen Heiermann. Ach das kenn ja keiner mehr. Ist ein Fünf Euro Stück. Mist, gibt es ja gar nicht.

Man kann auch beim Duschen sparen. Es gibt Menschen, die duschen mehrmals die Woche. Und sechs Minuten Duschen kostet bei einem Normalduscher 150 Euro Strom im Jahr.

Gut, dass es in Ostwestalen auch Orte der Sparsamkeit gibt. So z.B. den Publikumstag bei den Wortmann Open.

Eines der größten Tennisturniere Deutschlands. Ich war da und passte mit meiner Radlerhose nicht so in die Lacoste-Gesellschaft. Auf dem Center Cort spielten zwei junge Spieler ein Match im gleißenden Sonnenlicht. Alle drei Spiele wurden die Zuschauer auf ihre Plätze gelassen.

Dazwischen trennten eine Schnur und zwei Sicherheitsmenschen den Zustrom an Zuschauern. Im Tennis hat sich viel getan. Boris ist weg-geschlossen und ich bin älter geworden. Ich schaffe es kaum meinen alten Nacken zu wenden und dem Ball mit 200 km/h zu folgen.

Auch sind die Linienrichter weg. Die gab es doch in Wimbleton. Das waren Männer mit weißen Fahnen und blauen Jackets auf Stühlchen, die den ganzen Tag nur auf die Linie aufpassten. Ein Linienrichter wurde weltberühmt. Sir Peter Johnsonville. Mit seinem markerschütternden „out“  weckte er sogar die schwerhörige Tante von Queen Mom, die nach dem Genuß der heiligen Erdbeeren ins Mittagskoma fiel. Aber was denn heute los?

Wer schrie da immer „out“ oder „net“. Ich hörte es doch. Ach ja. Das war das Hawk Eye.

Die Linientechnik per Videoüberwachung. Auf jede Seitenlinie zeigten fünf Kameras ob ein Ball im Feld ist oder nicht.

 Aber warum schreit dann der Computer mit einer Männerstimme. Warum hat man nicht den Fortschritt gewählt, und lässt ein Candy-crush Geräusch los. Oder warum hat man nicht die Stimme von Boris Becker oder John McEnroe,
oder die Stimme eines seiner Kinder Emily McEnroe, Ava McEnroe, Kevin John McEnroe, Sean McEnroe, Anna McEnroe gewählt?

Meinetwegen auch Martina Navratilova. Oder das Geschreie von Sir Peter Johnsonsville. Wenigsten das ! Aber nein.

Und leider war kein Linienrichter da, sollte mal die Technik ausfallen. Au weh. Was dann?

So wie am 13.06.2022 umd 14.30 Uhr. Mathilda Schönefeld stolzierte mit ihrem riesen Magnumeis zwischen den Reihen umher. Sie war gerade in die Käfergruppe der Dreijährigen gekommen und war so von ihrem Eis fasziniert, dass sie über das Kabel des Hawk Eyes stolperte.

Der Tennisspieler erschrak und donnerte den Ball bis nach Babenhausen Süd, wo er in das gerade frischgebaute Gewächshaus meine Nachbarns flog.

Mathila Schönefeld schrie, weil ein Tropfen Blut an der Fingerkuppe war und das Eis hochkant auf den heiligen Rasen flog. Und das Hawk Eye war geschrottet. Was tun ?

Vater Schönefeld zuckte die Visa-Karte, aber man brauchte ja einen Linienrichter. Der Turnierleiter fragte im Publikum, ob denn Sportlehrer auf den Zuschauerbänken weilten.

Und tatsächlich. Herr Schnepel, Leiter der Sekundärschule aus dem benachtbarten Steinhagen sprang auf und meldete sich. Schnepel hatte seinen Leistungskurs angemeldet um das Problem der fehlenden Ballkinder zu lösen. Für eine Verlängerung der Ferien mussten die Kids nur die Tennisbälle den Stars zurückgeben. Nach jedem Spielsatz mussten die vier Ballkinder im Schweinsgallop in einer eigenen Choreografie über den Rasen fegen und den Stars sogar einen Sonnenschirm halten. Jeder wollte das beste Ballkind sein, bekam doch der oder die Beste (es gab sogar Mädchen) vom Sieger der Wortmann – Open ein gebrauchtes Schweißtuch. Berta Brankenstein, was letztes Jahr die beste Ballholkandidatin. Sie bekam ein Schweißband von Roger Federer, dem bestenTennisspieler der Welt. Roger rief Berta einige Wochen später an, was sie den mit den 5000 Euro gemacht hat, die im Stirnband eingenäht waren. Berta war kreidebleich. Das Stirnband hatte sie damals direkt bei Ebay für einen Euro an den Roger Federer Fanclub versteigert.

Heimat

Um die ganze Geschichte zu verstehen, muss man/frau die letzten beiden Einträge lesen.

Bünde – Downtown

Grundschulleererin L.Credi saß nun in Horn-Bad Meinberg mit einem Ladekabel für ein E-Bike. Der Akku des E-Bikes von ihrer Freundin LEG0, war alle und passte nur auf das Weihnachts-E-Bike aus dem Discounter von EL-DAI. Es war dunkel, aber L.Credi war mutig. Sie liebte es an den Wochenenden bei Freaks im Tecklenburger Land im Tiny House zu leben oder in Baumhäusern zu schlafen. Sie hatte einen Plan. Mit Solarbalkonanlage, Ladekabel und dem letzten Tropfen Bad Driburger Heilwassers machte sich  auf nach Altenbecken. Sie nächtigte im Hochstand von Förster Herbert Putlich, Revierförster im Bezirk Teuto 5, der sehr gut seinen Wald in Nadel- und Fadenbäumen unterscheiden konnte. Nach einer kalten Nacht, schnallte L.Credi sich das Solarpanel auf den Kopf und erreichte den Altenbekener Bahnhof gegen fünf in der Früh. Dort standen schon viele Pedelec-Fahrer mit leeren Akkus. Das war die Stunde von L.Credi. Um den ICE nach Bielefeld umzuleiten, musste sie den Bahnhofswärter, Holger Hustenbrink, mit 50 Euro bestechen.  Also malte sie wie Greta Thunberg (was macht die eigentlich?) ein Plakat in vereinfachter Ausgangsschrift. „Akku-Ladung mit dem Solarmodul. 10 Minuten 30 Euro. Dank eines Adapters der Firma Solarteck konnte so ein E-Bike in kürzester Zeit geladen werden. Das Geschäft brummte. Euro-Zeichen €€€€ waren in ihren Augen. Die Geldbörse füllte sich, während die Sonne ihre Arbeit tat. Was für ein Pfingst-Montag.

Leider hat das Schulministerium den Dienstag nach Pfingsten als Ferientag gestrichen und L.Credi musste zurück zur Schule, wollte sie doch ihre steile Karriere nicht gefährden. So gab sie Holger Hustenbrink, die 50 Euro, der ICE wurde angehalten und L.Credi fuhr mit 2000 Euro Reingewinn in das Oberzentrum Bielefeld. 

Kurz vor dem Einlaufen des Zuges kam die Durchsage des Schaffners. „ Der Bahnhof Bielefeld kann nicht angesteuert werden, weil circa 5000 Ostwestfalen mit dem 9-Euro Ticket unterwegs sind und die Bahnsteige überfüllt sind! Deswegen hält der Zug ausnahmsweise in Bielefeld Brake. Es dürfen aber aus Sicherheitsgründen nur fünfzig Personen aussteigen.“  Das störte Leererin L.Credi nicht. Ihre Geldbörse war ja voll.  Mit einhundert Euro kaufte sie sich Ausstiegsplatz 49. Denco Habbel, die auf diesem Platz war, nahm das Geld gerne. Auf den einundfünfzigten Platz rutschte leider Uli Forte, neuer Trainer bei Arminia Bielefeld. Er musste zu Fuß gehen. Oder das Bündnis Ostwestfalen fragen, ob er abgeholt wird.

Sollte Herr Forte am ersten Tag seiner Tätigkeit beim Sportclub zu spät kommen? Der Job wäre weg. L.Credi konnte damit leben. Sie wusste weder wer Uli Forte war, noch das man Fußball mit elf Leuten spielt. Wer war Uli Forte. Der 48-jährige Fußballlehrer kommt vom Schweizer Zweitligisten Yverdon Sport FC nach Ostwestfalen. Ich wusste noch gar nicht, dass Yverdon in der Schweiz liegt.

Aber auch Ostwestfalen hat viele Orte, die keiner kennt. Diese Dörfer gehören fest zum lippischen Landschaftsbild und zu meiner Heimat. Aber sie sterben aus. So gibt es schon Initiativen, wo Menschen mit Behinderungen einen Dorfladen aufmachen um dann subventioniert eine Grundversorgung für Oma Piepenbrinck gibt.  Es gibt einen Job. Der Dorfcoach! Neuer „Dorfcoach“ auf dieser Stelle war Thomas Cleve, ehemals Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Lippe. Er wurde pensioniert. Nun hat die 30-Jährige Laura Schuster den Job übernommen. Krass. So jung. Ich sollte meine Bitcoins in Ackerland umtauschen.

Akku

Das Schloss Brincke wurde 1351 erstmalig erwähnt. Nach dreißig km radeln machte ich dort einen Zwischenstopp und trank mit Freiherr von Korff genannt Schmiesing-Kerssenbrock ein Radler. Er erzählte mir, dass er eigentlich Graf ist „und Graf von Korff gen. Schmising-Kerssenbrock-Praschma“ heißt. Er lebt immer noch im Schloss. Jahrelang musste er als Bursche in Holzpantinen zur Dorfschule nach Borgholzhausen laufen. Socken gab es keine. Holzscheite mussten zum Heizen der Schule im Winter vom elterlichen Hof mitbringen. Das war Ok. Aber vor dem Weg zur Penne, der eine Stunde dauerte, mussten die Kühe gemolken werden. Das waren noch Zeiten. Aber das brachte mich auf die Idee, wie Freundin LEGO aus Horn-Bad Meinberg mit leerem Akku

(siehe  https://gerwin.home.blog/2022/06/04/fahrrad/ )

zurück nach Hause kam. LEGOS Freundin war L.Credi (hier empfiehlt es sich meinen ganzen Blog zu lesen). L.Credi war Grundschuleleererin und wusste nicht, was sie Pfingsten machen sollte.

Ich gab ihr folgenden Tipp. Plane doch mal deine nächste Klassenfahrt. „Und da du ja immer mehr nachhaltiger leben willst, machst du die Reise nicht mit dem Dreamliner, sondern ihr wandert von Jöllenbeck zu den heimischen Externsteinen. Dabei macht ihr einen Abstecher zum Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo.Dort holt ihr einen Akku ab,“ tippte ich in mein Telefon. Gegenüber vom Hexenbürgermeisterhaus wohnte LEGO. LEGO war Lipperin und hatte sich zwei E-Bikes beim Discounter zum Preis von einem Bike gekauft. Jetzt konnte dies LEGOS Lösung sein, hing sie doch in Horn-Bad Meinberg auf dem Bahnhof und hatte keinen Saft mehr im Akku. Diese sollte dann L.Credi abholen. Als Tipp gab ich L.Credi noch den Tipp, sich ihre Balkon-Solaranlage auf den Kopf zu schnallen, um damit den Akkumulator zu laden.

Was für segensreiche Pfingsten für alle. L.Credi kam nach neun Stunden in Horn-Bad Meinberg an. Sie hatte Kopfschmerzen ob der schweren Solaranlage auf dem Kopf und Hüftprobleme, weil der Akku zehn Kilo wog. Aber das E-Bike konnte geladen werden.  LEGO wollte aus ihrem Rucksack eine Merci-Schokolade kramen, die sie für solche Fälle immer mit hatte, da verfingen sich ihre Finger in einem Kabel. „So ein Mist….ich hatte doch das Ladekabel  für das E-Bike mitgenommen. Du hättest gar nicht kommen brauchen! Trotzdem Danke und viel Spaß in der Merci-Schoki“

 L.Credis Laune wurde schlechter.

Und noch einmal schlechter, als LEGO sich auf das E-Bike setzte und die nächtliche Heimfahrt nach Lemgo antrat. Da L.Credi also mit einen Ladekabel und einem leeren Akku auf dem Bahnhof. Der letzte Zug war weg. „Fahren Sie nach Altenbeken weiter“, empfahl Peter Happel, Bahnhofvorsteher. Dort fahre eine private Bahn. Die Mitarbeiter verdienen nicht so viel und sind vielleicht für ein kleines Zubrot dankbar. Die halten dann auch den ICE an. Kostet fünfzig Euro. Aber die machen das. Bis Altenbeken waren es aber noch einmal fünfzehn Kilometer durch fichtentoten Wald bei 8% Steigung.  L.Credi wusste was zu  tun war.

Fahrrad

Ich liebe es mit dem Rennrad den Jostberg hochzufahren. 1498 wurde das Jostbergkloster von Franziskanern gegründet, jedoch schon 1511 aufgrund von Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung und wegen der zu großen Entfernung zur Stadt an den heutigen Klosterplatz in die Altstadt verlegt. Das Gebäude am Jostberg, von dem heute nur noch die Grundmauern erhalten sind, war bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts verfallen. Komischerweise finde ich auf dem Weg immer Steinchen. Sollte ich anhalten und nachsehen, ob sich Spuren mittelalterlichen Lebens darin verbergen? Nun ist bald Pfingsten. Geburtstag der Kirche, oder besser einer Bewegung. DIE Kirche gibt es ja nicht, es ist eher eine Bewegung. Es gab sogar die Bikonfessionellen. Jedenfalls in Bielefeld. 1542 wurde in Bielefeld die Reformation eingeführt,  da gab es aber eine kleine Schar von Katholiken, die dann im Herzen Bielefelds seelsorgerlich betreut wurden. Etwas später, im Jahr 1612 gab es in Bielefeld ein großes Erdbeben und einige Zeit später wurde die Sparrenburg von holländischen, spanischen, schwedischen und französischen Truppen besetzt. Komisch, davon ist Bielefeld nix mehr zu spüren. In Köln waren ja auch Allerweltsbesetzer und haben das Stadtbild und das Lebensgefühl mitgeprägt. Aber in Bielefeld? Hier ist man stur, hartnäckig und absolut beständig. Aber zurück zum Fahrrad. LEGO, Freundin von L.Credi Grundschullehrerin aus Jöllenbeck hat ein E-Bike. Natürlich nicht so ein High-Bike wie ich es habe. LEGO war Lipperin und die sind sparsam. Manche sagte auch geizig. So kaufte sie beim Discounter El-DAI zur Weihnachtszeit zwei Bikes für den Preis von einem Fahrrad. Was sie mit dem zweiten Rad sollte, wusste sie auch nicht, aber man weiß ja nie.

LEGO checkte den Akku. Mit der Batterieleistung würde sie gerade bis zu den Extersteinen kommen. Von da könnte sie dann mit dem Zug zurückfahren. Das machten doch alle. Es war schon der 4.6. und vom Neun-Euro Ticket waren also schon drei Tage ungenutzt. Dreimal dreißig Cent. Puh… für eine Lipper schon ein krasser Geldverlust.  Sie radelte also zu den weltberühmten Steinen, genoss den Tag in der Sonne und machte sich auf zum Bahnhof. Sie hatte gut geplant. Im Akku war noch Saft, um vom Bahnhof Lemgo in die hiesige Schloßallee zu kommen. Aber als sie zum Bahnhof kam, geriet sie in Schockstarre. Stand da doch recht groß: „ Aufgrund des großen Andrangs werden nur genau zwei Fahrräder transportiert!“ Au weh! Und da standen dutzende Pedalieros, die in die Heimat wollte. „Haben Sie denn nicht reserviert?“, frage der Ortbahnhofsvorsteller Peter Happel, als er LEGO weinen sah. „Bei mir bekommen Sie eine Reservierung, aber die sind bis zum 3.Oktober ausgebucht!“

LEGO wollte dem Mann fünfzig Euro in die Hand drücken, um mitfahren zu können, aber Peter Happel war Staatsdiener und war sich bewusst, dass Vorteilsnahme im Dienst in den Knast führt. „Fahren Sie nach Altenbeken weiter“, empfahl Peter Happel. Dort fahre eine private Bahn. Die Mitarbeiter verdienen nicht so viel und sind vielleicht für ein kleines Zubrot dankbar. Bis Altenbeken waren es aber noch einmal fünfzehn Kilometer durch fichtentoten Wald bei 8% Steigung. Was sollte LEGO machen? Ohne Motor nach Hause fahren? Nach Altenbeken radeln? Ihr Fahrrad verkaufen und in der Holzklasse reisen?

Verzweifelt rief sie mich an. Ich war gerade auf meine täglichen 50 km Hausroute am Wasserschloss Brinke mit dem Biobike. Was sollte ich ihr raten?

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