Kirschlorbeer

Beatrice wollte nicht mit ihrer Tochter als Prepperin Ostwestfalens enden. Nein, die Welt war gut und sie musste gut sein und gut werden und überhaupt.

Sie wollte keine Zombies töten, sondern mit ihrer Tochter den Sonnenuntergang mit einer Tasse Fencheltee im Garten betrachten. Beatrice schmiss den Fernseher aus dem Fenster. Sie wollte nicht mehr betreut denken und dem glauben, was Lanz und Co und all die Politiker schwafelten.

Sie wollte einen echten Wumms. Einen Doppelwumms für die Zukunft.

Sie schaute auf ihre Heimatstadt Bielefeld. Sie las, dass der Bürgermeister keine Gewerbeflächen für Neuansiedlung von Firmen hat. Bielefeld war vollgebaut. Nix ging mehr. War das schlimm?

Sollte nun doch der Teutoburger Wald abgeholzt werden? Sie dachte an Costa Rica. In nur 25 Jahren hat sich der Waldbestand in Costa Rica mehr als verdoppelt. Das Land befindet sich auf gutem Weg, sein Ziel, eine Bewaldung von 60 Prozent bis 2030, zu verwirklichen. Jeden Tag wächst der Wald. Und was ist in Deutschland? Und die Touristen kamen. In Scharen. Der Teutoburger Wald muss zu einem neuen Urwald werden. Dann kann man auch sanften Tourismus machen. Ein neues Geschäftsmodell?

Beatrice Tochter Mia sammelte Eicheln. Sie saßen ja zwei Wochen im Wald beim Prepper-Grundkurs. Eigentlich sollten die Eicheln die Tiere im Tierpark Olderdissen bekommen, aber

Markus Hinker, Tierpflegermeister im Tierpark sagt: „Wir freuen uns über die gut gemeinte Mithilfe unserer Besucher. Doch die Verarbeitung dieser Baumfrüchte zu haltbarem Futter ist sehr arbeitsaufwendig und teuer. Der Einkauf von fertigem geeignetem Wildfutter ist deutlich günstiger. Deshalb möchten wir auch dieses Jahr mit dem gemeinschaftlichen Sammeln aussetzen.“ Der Heimat-Tierpark weist darauf hin, dass Eicheln und Kastanien auf keinen Fall durch die Besucher selbst an die Tiere verfüttert werden dürfen.

Also setzte Mia ihre Eicheln in Anzuchtserde. 1000 Eicheln. Mia war 10 Jahre alt. In 10 Jahren kann die Eiche schon 5 Meter hoch sein. Diese Aktion kostete dem kleinen Mädchen nix. Ihre Freundinnen Lia, Finnja und Sinja machten auch mit. 5000 neue Bäume waren geboren. Sie begeisterte ihre gesamte Schule, zu der sie nun wieder regelmäßig ging. Aber wo sollte sie die Setzlinge auspflanzen. Es machte sich im Wald eine neue Plage breit. Weniger Platz im Wald.

Hier musste Mama Beatrice mithelfen. Beim Prepper-Grundkurs stolperte sie über ein Grün, welches nicht heimisch war.

Beatrice gründeten die Kirschlorbeer-Guerilla. Der Kirschlorbeer breitete sich immens in Bielefeld aus. Kein Garten war ohne ihn. Der Kirschlorbeer ist eine invasive Pflanze, die absolut unnötig ist.

Für einige ist der Kirschlorbeer eine attraktive Pflanze mit immergrünen Blättern, die dichte Hecken bildet. Für andere ist er entweder ein Symbol für langweilige Gärten oder eine ökologische Bedrohung. Naturschützern ist der Kirschlorbeer schon lange ein Ärgernis: als invasiver Neophyt, der einheimischen Pflanzen ihren Lebensraum streitig macht. Deshalb reagiert die Schweiz nun und hat ab dem 1. September 2024 ein Verbot für Kirschlorbeer und andere invasive Pflanzenarten erlassen.

Ein Hauptkritikpunkt ist die unkontrollierte Ausbreitung des Kirschlorbeers. Zudem enthalten seine Samen und Blätter cyanogene Glykoside, die im Magen zu giftiger Blausäure umgewandelt werden können. Daher sollte der Kirschlorbeer nicht die erste Wahl bei der Gartengestaltung sein. Doch waren Kunststoff-Sichtschutz-Streifen für Doppelstabgittermatten-Zäune die bessere Alternative? Obi, Toom und der Hagebaumarkt haben die Pflanze aus ihrem Sortiment genommen. Und was machte Beatrice? Sie setzte ihre Sturmhaube auf, sie maskierte sich und in der Dämmerung der Nacht zog sie los und sägte alle Kirschlorbeerpflanzen weg. Einfach weg.  Das machte Freude. Leider aber war das zu wenig, denn die Pflanze muss mit der Wurzel entfernt werden. Sonst kommt sie wieder. Aber es war ein Zeichen gesetzt, an alle Neubaugebietsbewohner, die den Garten immer nur als Chillout-Area betrachteten und nicht als Natur.

Und eine andere Pflanze musste auch bekämpft werden. Eine schöne Pflanze, die voll von Insekten war. Der Sommerflieder, auch bekannt als Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii), ist in vielen Gärten anzutreffen. Wenn dieser Zierstrauch in voller Blüte steht, wird er von zahlreichen Schmetterlingen umschwärmt – daher sein Name. Ursprünglich stammt der Schmetterlingsflieder aus China und fand als dekorative Pflanze den Weg in die Gärten Europas. Doch auch in der freien Natur hat er sich rasch ausgebreitet und vermehrt sich sehr leicht. Zudem wird behauptet, dass der Nektar des Schmetterlingsflieders Schmetterlinge regelrecht süchtig macht.

Ein einziger Schmetterlingsflieder kann etwa 3 Millionen Samen produzieren. Diese Samen sind äußerst leicht und werden über weite Strecken vom Wind getragen. Zusätzlich bleiben die Samen bis zu 40 Jahre lang im Boden keimfähig. Daher hat sich der Strauch schnell von den Gärten in die Natur ausgebreitet und verdrängt nun an einigen Orten heimische Wildpflanzen.

Beatrice entschied sich den Flieder erst stehen zu lassen. Dann waren da noch die schönen Hortensien, die zwar ein prächtiges Blütenkleid tragen, Bienen aber nichts nützen. Gezüchtete Hortensien sind oft geschlechtslos und damit für Bestäuber wie Bienen uninteressant. Und das galt auch für Geranien.

Beatrice hatte viel vor. Sie machte den Anfang. Und Mia? Mit der Eichelaktion begeisterte sie immer mehr Menschen und im Jahr 2050 war der 3.Oktober der Deutsche Baumpflanztag. Mia bekam das Bundesverdienstkreuz.

Zombie

Beatrice Schneider meldet ihre Tochter Mia an der neuen Schule an. Sie wollte ihr Kind bei „Be-Saved“ für die Zukunft fit machen.

L.Credi, Grundschulbildungsleitende aus dem Bielefelder Norden, Rita Delacroix, Lehrerin für Französisch und Spanisch und Hannah Hagenstroh, gründeten diese Privatschule. (Siehe vorheriger Beitrag)

 Laut Schulministerium soll die Schule die Kids auch auf Krisensituationen vorbereiten.

Basierend auf der verfassungsrechtlichen Schulpflicht delegiert der Staat der Schule die Verantwortung und die damit verbundene Pflicht, die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten. Dies umfasst auch die Vorbereitung auf Notfälle und Krisensituationen, da eine unzureichende Vorbereitung seitens der Schule den Schülern keinen angemessenen Schutz bieten kann. Da weder der Gesetzgeber noch die Rechtsprechung den genauen Umfang dieser Schutzpflicht festlegen, liegt dies im Ermessen der Schule. Allerdings birgt diese Tatsache die Gefahr, dass die Schule im Ernstfall nicht ausreichend vorbereitet ist.

Das Ziel sollte sein, eine Vielzahl von Notfall- und Krisensituationen durch angemessene Vorbereitungsmaßnahmen abzudecken. Doch welche Krisen soll die Schule berücksichtigen? Es ist festzuhalten, dass das Kriterium der Zumutbarkeit, wie vom Bundesgericht festgelegt, als Leitlinie gilt: Die Schule muss alle ihr zumutbaren Maßnahmen zur Vorbereitung ergreifen.

Die Bundesbildungsministerin der FDP, Bettina Stark-Watzinger, unterstützt die Idee, dass Schulen junge Menschen auf Krisen und Kriege vorbereiten sollten. Sie betont die Notwendigkeit, dass die Gesellschaft als Ganzes sich auf Krisensituationen vorbereiten muss – sei es eine Pandemie, Naturkatastrophen oder Krieg. Stark-Watzinger unterstreicht die Bedeutung des Zivilschutzes und plädiert dafür, dass dieser auch in den Lehrplan der Schulen integriert werden sollte. Das ultimative Ziel sei es, die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft zu stärken. Stark-Watzinger sprach sich dafür aus, Zivilschutzübungen an Schulen abzuhalten. In anderen Ländern wie Großbritannien gehörten Übungen für den Katastrophenfall an Schulen zum Alltag.

Beatrice Schneider bemerkte jedoch, dass diese Themen nicht im Lehrplan der Schule ihrer Tochter vorkamen. Stattdessen wurden chorales Lesen geübt, der virtuelle Adventskalender mit einer Streichholz-App entzündet und durch Schülerparlamente Demokratie und Partizipation gefördert. Beatrice erkannte, dass in Krisenzeiten das Zusammengehörigkeitsgefühl schwindet, wie es während der Corona-Krise deutlich wurde. Wer brauchte damals schon 100 Liter Sonnenblumenöl oder eine Tonne Toilettenpapier?

Sie erhoffte sich von der neuen Privatschule neue Impulse für das Leben in Extremsituationen. Daher entschied sie sich für den Grundkurs, der für sie und Mia einen Einstieg in eine Welt bieten sollte, die eintreten kann, wenn Kriege, Seuchen oder Stromausfälle eintreten.

Im Schnupperkurs im Teutoburger Wald gab es zwei einfache Aufgaben:

1. Eine Dose öffnen.

2. Bärlauch von Maiglöckchen unterscheiden.

Für das Öffnen der Dose erhielt Beatrice von Lehrerin L. Credi eine laminierte Anleitung. Nach einer Stunde gelang es Mia schließlich, die Dose zu öffnen, jedoch mit einigen Steinsplittern, die in die Dose gelangten, und einem verlorenen Zahn, als sie versehentlich darauf biss.

Als nächstes sollten sie Bärlauch sammeln und essen, jedoch bestand die Gefahr einer Verwechslung mit Maiglöckchen, die giftig sind. Nachdem sie ein großes Bündel Grünzeug gesammelt hatten, spielten sie Schnick-Schnack-Schnuck, wobei Beatrice den Bärlauch erkannte und gewann.

Beatrice und Mia beschlossen, den nächsten Prepperkurs zu buchen. Im zweiten Level sollten sie eine Regenwurmsuppe zubereiten, im dritten Level sogar den Lieblingshasen von Mia, „Hoppel“, verzehren. Obwohl Beatrice bei diesem Gedanken erschauderte, erwies sich Mia als tapfere Überlebenskämpferin. Sie drehte Hoppel den Hals um.

Doch im Level 100 wurde es wirklich intensiv: Zombieland. Angeblich gab es laut einer englischen Zeitung in Frankfurt ein Zombieviertel am Bahnhof. Beatrice entschied sich, eine laminierte Handlungsanweisung zu erwerben, die im Premium-Abo 199 Euro kostete. Ein kleiner Preis für das Überleben. Mit diesen Regeln überleben Sie eine Zombie-Apokalypse

Das Leben, wie es die Menschheit kannte, wird es nach dem Ausbruch eines Zombie-Virus nicht mehr geben. Deshalb sollten Sie folgende Überlebensregeln beachten: Nach dem Ausbruch eines Zombie-Virus wird das Leben, wie die Menschheit es kannte, nie mehr dasselbe sein. Daher ist es entscheidend, die folgenden Überlebensregeln zu beachten:

  • Besorgen Sie sich eine Waffe und lernen Sie, sie zu handhaben! Menschen sind fast die einzigen Lebewesen, die im Kampf ein Werkzeug einsetzen. Dies hat sie bisher unangefochten an der Spitze der Nahrungskette gehalten – ein Fakt, den Sie im Kampf gegen Zombies niemals vergessen sollten!
  • Lernen Sie, Zombies effektiv zu töten! Kettensägen oder Flammenwerfer mögen zwar extrem cool wirken, sind jedoch unhandlich. Stattdessen sollten Sie eine tragbare Waffe wählen, mit der Sie auf weiten Wanderungen unterwegs sein und den Kopf des Angreifers abschlagen, zermatschen oder anderweitig ausschalten können. Denn eins ist sicher: Ist der Kopf ab, fällt auch der Rest des Untoten in sich zusammen.
  • Suchen Sie sich eine sichere Unterkunft! Dazu zählen schwer erreichbare Orte wie ein Hausboot, das von Wasser umgeben ist, oder ein Baumhaus, das nur durch Klettern zugänglich ist. Wenn Sie sich in der Nähe von Bielefeld befinden, erwägen Sie auch die Suche nach Schutz in dieser Region.
  • Meiden Sie große Gebäude um jeden Preis! Ohne Strom sind sie nur dunkel, unübersichtlich und gefährlich.
  • Überlegen Sie genau, wo Sie sich verbarrikadieren! Zombies haben Zeit – sie sind bereits tot und haben keinen anderen Zweck als auf ihre Beute zu warten. Ein Keller ist daher ein schlechter Ort zum Verstecken, da die Nahrung ausgeht, es kein Wasser gibt und kein Fluchtweg vorhanden ist.
  • Gehen Sie kein Risiko ein und zögern Sie nicht zu schießen! Jeder, der torkelt, humpelt und keine menschlichen Laute von sich gibt, ist grundsätzlich verdächtig. Lassen Sie solche Wesen nicht zu nah an sich herankommen und nutzen Sie sofort Ihre Waffe.
  • Konzentrieren Sie sich bei Ihrem Gepäck auf das Wesentliche! In einer apokalyptischen Welt müssen Sie essen, trinken, sich anziehen und sich verteidigen können. Verzichten Sie daher auf unnötigen Ballast, denn Sie werden oft unterwegs sein – es sei denn, Sie gelangen an einen der seltenen Orte, die Ihr Überleben garantieren. Mehr dazu später.
  • Bleiben Sie positiv! Der Überlebenswille erlischt ohne Optimismus und den Hauch eines Hoffnungsschimmers in Ihren Gedanken. Optimismus hat noch nie in einer Lebenssituation geschadet.
  • Zu guter Letzt: Suchen Sie Verbündete, keine Freunde! Unterstützung ist unerlässlich, aber bedenken Sie, dass in einer Zombie-Apokalypse nie schadet, jemanden im Rücken zu haben, der langsamer ist als Sie. In solch einem Fall sollten Sie nicht zögern, an Ihr eigenes Überleben zu denken, anstatt zurückzublicken.

Zombieviertel gibt es bereits.

Im Schatten der imposanten Wolkenkratzer und dem geschäftigen Treiben der Pendler offenbart das Bahnhofsviertel von Frankfurt eine düstere und bedrückende Seite. Hier, wo das Pflaster von vergangenen Träumen und zersplitterten Hoffnungen gesäumt ist, liegt eine erdrückende Atmosphäre der Verzweiflung über den Straßen. Es ist eine Welt, die von den Verlorenen, den Vergessenen und den Gebrochenen bewohnt wird, eine Welt, in der die Dunkelheit der Nacht niemals weicht. Davor warnt die englische Boulevard Zeitung „Sun“ zur Fußball- EM.

Das Frankfurter Bahnhofsviertel gleicht einer verlassenen Zombie-Area, in der Gestalten mit hohlen Augen und bleichen Gesichtern durch die finsteren Gassen schleichen. Ihre Bewegungen sind langsam und müde, ihre Stimmen erstickt vom Gewicht ihrer eigenen Traurigkeit. Sie sind die Gefangenen ihrer eigenen Misere, gefangen in einem endlosen Albtraum aus Armut, Sucht und Verzweiflung.

In dieser morbiden Szenerie herrscht eine bedrückende Stille, nur unterbrochen vom gelegentlichen Schrei der Verzweiflung oder dem Klirren der leeren Flaschen. Die Straßen sind verlassen und düster, die Häuser verfallen und gezeichnet von Verfall und Zerstörung. Es ist eine Welt, in der die Tragödien des Lebens keine Grenzen kennen und die Hoffnung längst verloren scheint.

Und auch am Bahnhof in Bielefeld spiegelt sich diese trostlose Realität auch wider. Hier, wo die Lichter der Stadt auf trübes Pflaster fallen und die Schatten der Nacht sich ausbreiten, kämpfen auch hier diejenigen, die am Rand der Gesellschaft stehen, um ihr Überleben. DerBahnhof wird zu einem weiteren Schauplatz in diesem düsteren Theaterstück, in dem die Grenzen zwischen Menschlichkeit und Verzweiflung verschwimmen.

Das Bahnhofsviertel von Frankfurt und der Bahnhof in Bielefeld mögen wie verfluchte Zombie-Areas erscheinen. War es wirklich so?

Beatrice schauderte es.

Es wird Zeit zu gehen. Oder nein. Die Welt durfte so nicht enden. Beatrice änderte ihr Leben. Fortsetzung folgt.

Bubblefish

Sie trafen sich. Mal wieder.

Am Stammtisch der Lehrendengewerkschaft GEEWE (heißt Gemeinsam, Einsam und Weinsam) kamen sie zusammen. Es war Zeit für einen Neuanfang.

Zu diesem Treffen kamen L.Credi, Grundschulbildungsleitende aus dem Bielefelder Norden, Rita Delacroix, Lehrerin für Französisch und Spanisch und Hannah Hagenstroh, Fremdsprachenkorrespondentin und Klassenbeste des Jahrgang 2019 des Ratesgymnasium auf eine Rhabarberschorle zusammen. Es sollte ein Tsunami kommen. Die künstliche Intelligenz und die Krisen dieser Welt fordern ein neues Bildungssystem.

Alle drei Bildungsakteurinnen meinten: Jetzt ist die Zeit für einen Reset.

Aber der Reihe nach.

L.Credi organisierte die Dienstpläne, die Schulentwicklungsziele der Schule im Bielefelder Norden. Sie war begabt, sie sang gerne, war sehr kreativ und war mit ihren 50 Lenzen im besten Alter für die Bildungslandschaft. Aber auch sie war konsterniert über die aktuellen Entwicklungen an ihrer Penne. (Das sind Nudeln, aber es ist auch ein alter Begriff für Schule). L.Credi hatte eine junge Kollegin. Englisch stand auf dem Stundenplan. Die junge Kollegin, nennen wir sie Gudrun, hatte ein Geburtstagskind in der Klasse.

Gudrun wollte das Kind im Morgenkreis auf Englisch feiern. Keiner der 42 Grundschüler der Klasse wusste, was „Happy Birthday to you“ bedeutete. Warum auch. Gudrun startete den Fernseher in der Klasse. Es kam YouTube. Leider hatte es der Schulträger versäumt, eine werbefreie Version anzuschaffen und so sahen die Kids der Klasse erst Werbung von Danone, Nestle und dann von Pfizer (Viagra). Für Gudrun kein Problem, denn sie hatte Aktienanteile dieser Firmen in ihrem Depot als Alterssicherung.

Dann kamen animierte Mikroben, die im wilden Mikrobentanz „Happy birthday to you“ sangen, hatte sich doch ein Mitochondrium geteilt. Aber das checkten die Kids nicht. Also schaltete Gudrun den Sprachgenerator an und so konnten die Lernenden ihrer Klasse das Lied in ihrer Landessprache hören. Egal ob kurdisch, japanisch oder kringolisch. Es war das reinste Sprachengewirr. War das der Gegenentwurf zum Turmbau zu Babel?

Der Turm zu Babel hatte eine Grundfläche von 90 mal 90 Metern und eine Höhe von ungefähr 91 Metern. In der Bibel wird der Turm als Symbol für die menschliche Überheblichkeit dargestellt, und Gott bestrafte diesen Hochmut, indem er Sprachverwirrung unter den Menschen verursachte. Sollten die Menschen wieder zusammenkommen, weil sie einander verstehen?

L.Credi hatte genug. Sie strich das Fach Englisch aus dem Stundenplan. Auch sie kaufte sich einen  Aktienfond. Sie investierte in EdTech Firmen. Und in den USA und China sind viel EdTech Firmen bereits an der Börse.

Unternehmen wie TAL Education aus Peking sind bereit, den Zukunftsmarkt aktiv zu gestalten. Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2023 wird der weltweite E-Learning-Markt voraussichtlich ein Gesamtvolumen von 423 Milliarden US-Dollar erreichen. Die prognostizierten jährlichen Wachstumsraten belaufen sich auf beeindruckende 24 Prozent.

TAL Education ist gut positioniert, um von diesem Trend zu profitieren. China hat längst den Status als Entwicklungsland hinter sich gelassen, und eine wohlhabende Mittelschicht investiert beträchtliche Summen, um ihren Kindern einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen. In Europa steht man in den Startlöchern. TAL Education bietet ein breites Spektrum an Bildungsdienstleistungen, das traditionelle Klassenzimmer, private Nachhilfelehrer und Online-Nachhilfeplattformen umfasst und sich an Grundschüler bis hin zu angehenden Universitätsstudenten richtet.  Das durchschnittliche jährliche Wachstum von 48 Prozent seit 2011 zeigt, dass das Konzept bei den Schülern sehr beliebt ist.

Vor zwölf Jahren startete die Lernplattform Sofatutor, als digitale Bildung noch kaum thematisiert wurde. Doch alles änderte sich mit dem Ausbruch des Coronavirus. Seitdem die Schulen in Deutschland während des Höhepunkts der Pandemie schließen mussten, verzeichnet die Plattform wöchentlich 1,5 Millionen Nutzer – mehr als zuvor in einem Monat. Zusätzlich greifen rund 5.000 Schulen auf die Lernvideos, interaktiven Übungen und Arbeitsblätter von Sofatutor für ihren digitalen Unterricht zurück. Und als E-Lehrer verdiente man mehr als in der Grundschule.

Aber was passiert jeden Morgen in den Lehrerzimmern in Deutschland?

 L.Credi Kolleginnen bastelten sich Arbeitsblätter zu Hause in Heimarbeit. Warum diese nicht online stellen und dafür einen finanziellen Obolus zu genieren?

Rita Delacroix, Fremdsprachenlehrerin nickte, fand L.Credis Ideen gut. Sich selbstständig machen. Sie selbst war 58 Jahre alt, unterrichtete Französisch und Spanisch und saß zu Hause herum. Haben wir nicht einen Lehrermangel? Rita wurde nicht mehr gebraucht. Die weiterführenden Schulen haben den Erwerb einer Fremdsprache abgeschafft Grund ist die Künstliche Intelligenz. Seit der Weiterentwicklung von ChatGPT und anderen Firmen, kann die KI alle Sprachen in einem Bruchteil der Sekunde erkennen, umwandeln und anwenden.

Warum soll in der Sekundärschule Klaus-Peter noch die französischen Sonderzeichen lernen. Die Cédille ist ein kleiner s-förmiger Haken unter dem Buchstaben c. Im Französischen gibt es bestimmte Regeln für die Aussprache des c. Wenn ein c von einem hellen Vokal wie e, i oder y gefolgt wird, wird es wie ein [s] ausgesprochen, zum Beispiel in „cinéma“ (Kino). Wenn ein c von einem dunkleren Vokal wie a, o, u oder einem anderen dunklen Laut gefolgt wird, wird es wie ein [k] ausgesprochen, wie in „cuisine“ (Küche).

Klaus Peter hatte einen Bubblefish im Ohr, einen kleinen Knopf, der in Sekundenschnelle seine Sprache in alle Sprachen der Welt umwandelte und auch alle Sprachen empfangen konnte. Super… endlich wird der Bericht des römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar über den gallischen Krieg vor mehr als 2100 Jahren greifbar. Klaus Peter spielte Caesar und sein Lateinlehrer den Sklaven Oktavius unter der virtuellen Brille auf seinem neuen IPhone.

Noch nie etwas vom Bubblefish gehört?

Der Babelfisch, auch bekannt als Babel Fish, ist eine fiktive Kreatur aus Douglas Adams‘ Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“, die mittlerweile zu einem bekannten Symbol für maschinenbasierte Übersetzungssysteme geworden ist. Der Internet-Übersetzungsdienst Babel Fish hat sich nach diesem Vorbild aus Adams‘ Roman benannt. Im Buch wird der Babelfisch als eine kleine Kreatur beschrieben, die sich in das Ohr einführen lässt und dem Träger ein Verständnis aller gesprochenen Sprachen ermöglicht. Adams erklärt dieses Konzept, indem er den Babelfisch als Symbionten darstellt, der sich von externen Gehirnwellen ernährt und deren Bedeutung in Form von telepathischer Energie direkt ins Gehirn des Trägers überträgt. Der Name Babelfisch ist eine Anspielung auf die biblische Geschichte des Turmbaus zu Babel und die darauffolgende babylonische Sprachverwirrung aus dem Buch Genesis.

Und nun war Bubblefish das größte IT- Unternehmen der Welt mit Sitz in China.

Also brauchte man Rita Delacroix nicht mehr. Der Dienstherr hatte sie in den Ruhestand versetzt. Das war billiger als das Gehalt einer Oberstudienrätin weiter zu zahlen. Rita aber wollte ihren Geist trainieren. Sie stockte sie ihre Pension beim Flaschensortieren im Getränkecenter auf. Sie konnte rechnen. Das Einmaleins. Wenn Kunden kamen mit gemischten Getränkepaletten ratterte sie im Kopf die 0,8, 0,15 und die 0,25 ct Reihen rauf und runter.  Das hielt jung. Bis 2025. Dann wurden die Bierkisten durch eine Scanschranke erfasst und Rita war arbeitslos.

Hannah Hagenstroh, Fremdsprachenkorrespondentin und Klassenbeste des Jahrgang 2019 des Ratesgymnasium, übersetzte drei Jahre lange für eine Bielefelder Puddingfirma Zutatenlisten für den neuen Milchsmoothie für die Absatzmärkte in Polynesien und die Osterinseln. Die bedeutendste polynesische Sprache ist das Samoanische mit 430.000 Sprechern, es folgen Tongaisch und Tahitianisch mit jeweils 125.000. Die meisten polynesischen Sprachen werden nur von wenigen Tausend Menschen gesprochen. Von den 310.000 Maori auf Neuseeland sprechen nur noch 60.000 ihre polynesische Sprache als Muttersprache. Aber alle liebten Pudding.

Nun kam auch in der Firma die KI im Einsatz. Hannah brauchte man nicht mehr. Aber Hannah war innovativ. Jetzt, wo die KI im ganzen Bildungsbereich festkrallt, es fraglich wird, was die Kinder noch in der Schule lernen sollen, brauchte es eine Revolution. Musste man die jungen Menschen nicht auf ein Leben in der Apokalypse vorbereiten? Wer brauchte noch „Die Glocke“, „Effie Briest“ und vor allem „Iphigenie auf Tauris“.  Müsste man die Jugendlichen nicht „vorbereitet“ – preparieren – preppern?

Prepper sind Personen, die sich durch individuelle Maßnahmen auf verschiedene Arten von Katastrophen vorbereiten. Dies kann die Einlagerung oder der Eigenanbau von Lebensmittelvorräten, die Errichtung von Schutzbauten oder Schutzvorrichtungen an bestehenden Gebäuden, die Bevorratung von Schutzkleidung, Werkzeugen, Funkgeräten, Wertgegenständen, Edelmetallen und Waffen umfassen. Zusätzlich werden Fähigkeiten in den Bereichen Erste Hilfe, Survival, Bushcrafting, körperliche Fitness und Selbstverteidigung trainiert. Der Begriff „Prepper“ leitet sich vom englischen Ausdruck „to be prepared“ ab, was „bereit sein“ bedeutet, sowie vom Pfadfindergruß „Be prepared“ für „Sei bereit!“ oder „Allzeit bereit“

Das war eine gute Ideen. L.Credi, Grundschulbildungsleitende aus dem Bielefelder Norden, Rita Delacroix, Lehrerin für Französisch und Spanisch und Hannah Hagenstroh, gründeten eine Privatschule. „Bi-Saved“.

Fortsetzung folgt.

 

 

 

 

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