Beatrice wollte nicht mit ihrer Tochter als Prepperin Ostwestfalens enden. Nein, die Welt war gut und sie musste gut sein und gut werden und überhaupt.
Sie wollte keine Zombies töten, sondern mit ihrer Tochter den Sonnenuntergang mit einer Tasse Fencheltee im Garten betrachten. Beatrice schmiss den Fernseher aus dem Fenster. Sie wollte nicht mehr betreut denken und dem glauben, was Lanz und Co und all die Politiker schwafelten.
Sie wollte einen echten Wumms. Einen Doppelwumms für die Zukunft.
Sie schaute auf ihre Heimatstadt Bielefeld. Sie las, dass der Bürgermeister keine Gewerbeflächen für Neuansiedlung von Firmen hat. Bielefeld war vollgebaut. Nix ging mehr. War das schlimm?
Sollte nun doch der Teutoburger Wald abgeholzt werden? Sie dachte an Costa Rica. In nur 25 Jahren hat sich der Waldbestand in Costa Rica mehr als verdoppelt. Das Land befindet sich auf gutem Weg, sein Ziel, eine Bewaldung von 60 Prozent bis 2030, zu verwirklichen. Jeden Tag wächst der Wald. Und was ist in Deutschland? Und die Touristen kamen. In Scharen. Der Teutoburger Wald muss zu einem neuen Urwald werden. Dann kann man auch sanften Tourismus machen. Ein neues Geschäftsmodell?
Beatrice Tochter Mia sammelte Eicheln. Sie saßen ja zwei Wochen im Wald beim Prepper-Grundkurs. Eigentlich sollten die Eicheln die Tiere im Tierpark Olderdissen bekommen, aber
Markus Hinker, Tierpflegermeister im Tierpark sagt: „Wir freuen uns über die gut gemeinte Mithilfe unserer Besucher. Doch die Verarbeitung dieser Baumfrüchte zu haltbarem Futter ist sehr arbeitsaufwendig und teuer. Der Einkauf von fertigem geeignetem Wildfutter ist deutlich günstiger. Deshalb möchten wir auch dieses Jahr mit dem gemeinschaftlichen Sammeln aussetzen.“ Der Heimat-Tierpark weist darauf hin, dass Eicheln und Kastanien auf keinen Fall durch die Besucher selbst an die Tiere verfüttert werden dürfen.
Also setzte Mia ihre Eicheln in Anzuchtserde. 1000 Eicheln. Mia war 10 Jahre alt. In 10 Jahren kann die Eiche schon 5 Meter hoch sein. Diese Aktion kostete dem kleinen Mädchen nix. Ihre Freundinnen Lia, Finnja und Sinja machten auch mit. 5000 neue Bäume waren geboren. Sie begeisterte ihre gesamte Schule, zu der sie nun wieder regelmäßig ging. Aber wo sollte sie die Setzlinge auspflanzen. Es machte sich im Wald eine neue Plage breit. Weniger Platz im Wald.
Hier musste Mama Beatrice mithelfen. Beim Prepper-Grundkurs stolperte sie über ein Grün, welches nicht heimisch war.
Beatrice gründeten die Kirschlorbeer-Guerilla. Der Kirschlorbeer breitete sich immens in Bielefeld aus. Kein Garten war ohne ihn. Der Kirschlorbeer ist eine invasive Pflanze, die absolut unnötig ist.
Für einige ist der Kirschlorbeer eine attraktive Pflanze mit immergrünen Blättern, die dichte Hecken bildet. Für andere ist er entweder ein Symbol für langweilige Gärten oder eine ökologische Bedrohung. Naturschützern ist der Kirschlorbeer schon lange ein Ärgernis: als invasiver Neophyt, der einheimischen Pflanzen ihren Lebensraum streitig macht. Deshalb reagiert die Schweiz nun und hat ab dem 1. September 2024 ein Verbot für Kirschlorbeer und andere invasive Pflanzenarten erlassen.
Ein Hauptkritikpunkt ist die unkontrollierte Ausbreitung des Kirschlorbeers. Zudem enthalten seine Samen und Blätter cyanogene Glykoside, die im Magen zu giftiger Blausäure umgewandelt werden können. Daher sollte der Kirschlorbeer nicht die erste Wahl bei der Gartengestaltung sein. Doch waren Kunststoff-Sichtschutz-Streifen für Doppelstabgittermatten-Zäune die bessere Alternative? Obi, Toom und der Hagebaumarkt haben die Pflanze aus ihrem Sortiment genommen. Und was machte Beatrice? Sie setzte ihre Sturmhaube auf, sie maskierte sich und in der Dämmerung der Nacht zog sie los und sägte alle Kirschlorbeerpflanzen weg. Einfach weg. Das machte Freude. Leider aber war das zu wenig, denn die Pflanze muss mit der Wurzel entfernt werden. Sonst kommt sie wieder. Aber es war ein Zeichen gesetzt, an alle Neubaugebietsbewohner, die den Garten immer nur als Chillout-Area betrachteten und nicht als Natur.
Und eine andere Pflanze musste auch bekämpft werden. Eine schöne Pflanze, die voll von Insekten war. Der Sommerflieder, auch bekannt als Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii), ist in vielen Gärten anzutreffen. Wenn dieser Zierstrauch in voller Blüte steht, wird er von zahlreichen Schmetterlingen umschwärmt – daher sein Name. Ursprünglich stammt der Schmetterlingsflieder aus China und fand als dekorative Pflanze den Weg in die Gärten Europas. Doch auch in der freien Natur hat er sich rasch ausgebreitet und vermehrt sich sehr leicht. Zudem wird behauptet, dass der Nektar des Schmetterlingsflieders Schmetterlinge regelrecht süchtig macht.
Ein einziger Schmetterlingsflieder kann etwa 3 Millionen Samen produzieren. Diese Samen sind äußerst leicht und werden über weite Strecken vom Wind getragen. Zusätzlich bleiben die Samen bis zu 40 Jahre lang im Boden keimfähig. Daher hat sich der Strauch schnell von den Gärten in die Natur ausgebreitet und verdrängt nun an einigen Orten heimische Wildpflanzen.
Beatrice entschied sich den Flieder erst stehen zu lassen. Dann waren da noch die schönen Hortensien, die zwar ein prächtiges Blütenkleid tragen, Bienen aber nichts nützen. Gezüchtete Hortensien sind oft geschlechtslos und damit für Bestäuber wie Bienen uninteressant. Und das galt auch für Geranien.
Beatrice hatte viel vor. Sie machte den Anfang. Und Mia? Mit der Eichelaktion begeisterte sie immer mehr Menschen und im Jahr 2050 war der 3.Oktober der Deutsche Baumpflanztag. Mia bekam das Bundesverdienstkreuz.