
Kommissarin Petra Schweger betrat die Wache an diesem Morgen mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Nach einem wohlverdienten Urlaub war sie gut gelaunt und voller Energie. Die Sonne schien, und es versprach ein angenehmer Tag zu werden. Um 9 Uhr stand die erste Vernehmung auf ihrem Plan, bei der der Beschuldigte Thomas D. auf sie wartete. Dieser hatte eine Verbrechensserie begangen, bei der er in einer einzigen Nacht in Bielefeld über 20 Ladekabel von Elektroautos gestohlen hatte. Ein äußerst lukratives Geschäft, bedenkt man den Wert dieser Kabel.
Ein Tesla-Ladekabel allein kostete knapp 400 Euro, andere Laden waren ähnlich teuer. Universelle Kabel akzeptierte Musk nicht. Angesichts der steigenden Anzahl von Elektroautos und Plug-in-Hybriden auf den Straßen wurden diese wertvollen Gegenstände zu einer begehrten Beute für Kriminelle. Thomas D. erwies sich als echter Profi in seinem Handwerk. Selbst tagsüber stahl er die Kabel mitten in der Öffentlichkeit, zum Beispiel auf einem Lidl-Parkplatz, ohne dabei Aufsehen zu erregen. Der Markt auf Ebay florierte, und er machte eine Menge Geld mit seinem Diebstahl.
Die Hersteller von Elektroautos waren sich der Gefahr bewusst und hatten Vorkehrungen getroffen, um den Diebstahl von Ladekabeln zu verhindern. Die meisten Fahrzeuge verfügten über Verriegelungsmechanismen, um das Kabel zu sichern, wenn das Auto unbeaufsichtigt war. Doch Thomas D. kannte alle Tricks und wusste, wie er diese Mechanismen umgehen konnte.
Für die meisten Elektroautobesitzer war das Aufladen zu Hause am bequemsten. Allerdings waren selbst private Einfahrten nicht immer vor neugierigen Blicken geschützt. Die Garagentore erwiesen sich als leicht zu knacken, und selbst Vorhängeschlösser konnten Thomas D. nicht aufhalten. Einige Elektroautos verfügten über Schlaufen, an denen das Ladekabel mit einem kleinen Vorhängeschloss befestigt werden konnte, doch auch das war für ihn kein Hindernis. Immer hatte er einen Seitenschneider parat, der ihm den Zugriff auf die wertvollen Kabel ermöglichte.
Es gab zwar die Möglichkeit, das Ladekabel zu sichern, indem man einfach darauf parkte, da Elektroautos schwer waren. Doch das Risiko eines Kabelbruchs war hoch, und somit blieben auch diese Schutzmaßnahmen wirkungslos. Überwachungskameras oder Dashcams könnten eine Option sein, aber Thomas D. hatte stets eine Corona-Maske getragen, wodurch die Aufnahmen wenig nutzten.
Doch nun hatte man Thomas D. erwischt, und die Frage, wie das passieren konnte, brannte auf aller Lippen. An der Schildescher Straße hatten die Betreiber eine neue Elektrotankstelle mit zehn Ladestationen errichtet.
Die neue Elektrotankstelle an der Schildescher Straße war ein belebter Treffpunkt für Autofahrer, die ihre Einkäufe erledigten und ihre Elektrofahrzeuge aufluden. Doch unter dem Schutz des dichten Holunderbuschs lauerte Thomas D. wie ein Schatten. Hier hatte er sein geheimes Versteck, ein unterirdisches Lager für die gestohlenen Ladekabel. Es schien ein perfekter Ort für seine kriminellen Machenschaften zu sein.
Jedoch hatten die Betreiber der Supermärkte nach mehreren Diebstählen eine brillante Idee. Sie kontaktierten die Firma von Anselm Panstedt, einem Mann, der sich auf das Organisieren von Warteschlangen spezialisiert hatte. Seine Firma vermittelte Menschen, die bereit waren, sich freiwillig in eine Schlange zu stellen, sei es für ein begehrtes Produkt, eine Eintrittskarte oder einen Termin. So wurde Sergej Grugisch engagiert, ein wagemutiger Mann mit einem aufgemotzten Einkaufswagen. Doch dieser Einkaufswagen hatte eine ganz besondere Ausstattung.

Sergej fuhr mit seinem modifizierten Gefährt über den Parkplatz, sammelte Müll ein und erhielt dafür eine Entlohnung pro Runde. Es war eine einzigartige Möglichkeit, Geld fürs Laufen zu verdienen, was für ihn zunächst wie ein fantastisches Angebot klang. Doch seine wahre Aufgabe kam erst zum Vorschein, als er bemerkte, dass sich jemand an den Ladekabeln zu schaffen machte. Mit einem einzigen Druck auf den Button 1-10 an seinem Einkaufswagen wurde eine tödliche Kraft entfesselt.
Starkstrom durchströmte die Ladekabel, und der Dieb, ahnungslos, wer oder was ihn erwartete, erlitt einen schmerzhaften Stromschlag. Es geschah am 4. Mai 2023, als Thomas D. seine Hand an dem begehrten Ladekabel des neuen Tesla in der edlen Farbe Moccagold reizte. Ein markerschütternder Schrei entwich seinen Lippen, als der elektrische Schock seinen Körper durchfuhr und seine Hand verbrannte. Völlig unvorbereitet für die neue Errungenschaft der Supermärkte, hatte er keine Chance, dem tödlichen Schlag zu entkommen.
Nach seiner Behandlung im Krankenhaus wurde Thomas D. schließlich zur Vernehmung zu Kommissarin Petra Schweger gebracht. In ihrem Blick spiegelte sich Entschlossenheit wider, denn sie war bereit, die Wahrheit aus dem Täter herauszupressen und Gerechtigkeit walten zu lassen. Der dramatische Vorfall an der Elektrotankstelle sollte nicht ungesühnt bleiben, und Thomas D. würde die Konsequenzen für seine kriminellen Taten zu spüren bekommen. Die Jagd nach der Wahrheit hatte begonnen, und Kommissarin Petra Schweger würde nicht ruhen, bis sie das Rätsel um die Serie der Ladekabeldiebstähle endgültig gelöst hatte. Sollte Thomas D. Mitglied einen großen Clans sein? Petra grübelte.