
Franziska besuchte ihren Onkel Heinz Boddenstädt. Obwohl sie jung war, erkannte sie, dass sie süchtig nach ihrem Smartphone war und beschloss, ihr Leben zu ändern. Bei einer Tasse Ingwertee teilte sie ihrem Onkel ihre Erkenntnisse mit:
„Ich habe bei mir selbst festgestellt, dass je länger und häufiger ich das Smartphone nutzte, desto abhängiger fühlte ich mich davon. Mit der Zeit fühlte ich mich irgendwie unvollständig und extrem unruhig, wenn ich es nicht bei mir hatte. Der reflexartige Griff zum Smartphone, um neue Informationen und Reize zu erhalten, wurde zu einer regelrechten Sucht – vor allem durch die sozialen Medien. Ich habe gezählt: Ganze 70 Mal am Tag habe ich auf mein Handy geschaut, obwohl es keinen Ton von sich gegeben hatte. Eine ernsthafte Sucht nach neuen Reizen, die ernsthafte psychische Folgen haben kann. Der ökologische Fußabdruck eines Smartphones ist ebenfalls enorm. Die begrenzten natürlichen Ressourcen, die für die Produktion benötigt werden, machen das Gerät im Verhältnis zur geringen Nutzungszeit extrem ineffizient.“
Franziska fuhr fort und sprach über die problematischen Herstellungsbedingungen der seltenen Erden, die in Smartphones verwendet werden, und den langen Transportweg dieser Geräte. Sie betonte die Notwendigkeit, Smartphones nachhaltig zu nutzen oder sogar ganz darauf zu verzichten.
Sie erklärte weiter, wie das ständige Greifen zum Smartphone das Gehirn verändert und Konzentrationsprobleme verursacht. Studien zeigten auch, dass der häufige Blick auf den Bildschirm die Augen schädigen könne. Die schlechte Haltung beim Betrachten des Smartphone-Bildschirms könne zu Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule führen, bekannt als der „Smartphone-Nacken“.
Horst hörte aufmerksam zu. Er hatte keinen „Smartphone-Nacken“ Er war „Silbernacken“ . Franziska fuhr fort:
„Die Hosentaschen sind begrenzt, und Smartphones haben die Dimensionen der alten Modelle längst überschritten. Sie drängen sich auf, beanspruchen Raum und zwingen die Hosentaschen, ihre Kapazität zu überschreiten. Wie ein aufgeblähtes Symbol erheben sie sich vielleicht sogar zum neuen Phallus-Symbol für einige Männer. Doch inmitten dieser modischen Ambitionen wird die Unbequemlichkeit greifbar, denn sie zwingen nicht nur unsere Hosen zur Rebellion, sondern auch uns selbst.“
Franziska fing fast an zu weinen.
„Heinz, das Drama geht noch weiter. Durch die obsessiven Griffbewegungen zum Smartphone opfern wir unbeabsichtigt echte, greifbare Nähe für eine scheinbar virtuelle Verbindung. In diesem unaufhaltsamen Tauschhandel riskieren wir den Verlust wertvoller sozialer Kontakte. Das echte Lächeln eines Freundes wird durch den Bildschirm ersetzt, die herzliche Umarmung durch Emojis abgeschwächt. Lehrer unterrichten Kids bald nur noch über Whatsapp. Die Konsequenzen dieses Handels sind nicht zu unterschätzen, und die Dramatik wird spürbar, wenn wir uns selbst in der einsamen Umarmung der virtuellen Welt wiederfinden.
Inmitten dieser tragischen Entwicklung wird klar, dass das Smartphone nicht nur unsere Hosen ausbeult, sondern auch die Substanz unserer zwischenmenschlichen Beziehungen. Es ist eine schmerzhafte Realität, die sich entfaltet, während wir uns weiter in die digitale Distanz vertiefen und den wahren Wert menschlicher Verbindungen verlieren.“
Heinz machte sich Gedanken. Was sollte er seiner Nichte antwortetn.
Überweisungen gehen natürlich grundsätzlich auch ohne Smartphone, auch wenn diese Veränderung mittlerweile vielen Menschen schwer fallen dürfte. Telefonieren kann man beispielsweise mit dem Festnetz-Telefon oder man nutzt ein älteres Handy-Modell, das lediglich die Grundfunktionen „Telefonieren“ und „SMS schreiben“ ermöglicht. Das Ticket kauft man in Papier-Form, für das Online-Banking nutzt man alternative TAN-Möglichkeiten – und bezahlen kann man auch mit Bargeld. Unmöglich ist es jedenfalls nicht, ohne Smartphone zurecht zu kommen. Aber es wird schwieriger.

Franziska entschied sich auf Heinz Anraten, nicht ständig alle Apps bei sich zu tragen – sei es für die Krankenkasse, die Sparkasse, Arzttermine, Bahnverbindungen und vieles mehr. In dieser Zeit breitete sich eine neue Betrugsmasche aus.
Diebe zielten auf Menschenmengen ab und durchstreiften die Stadt mit kleinen digitalen Scangeräten. Einer dieser Betrüger war Ede Saltup, der sich für 100 Euro ein digitales Kartenlesegerät besorgte. Besonders in der U-Bahn näherte er sich Passanten. Über Infrarot und Bluetooth entlockten diese mobilen Geräte den Handtaschen der Kunden unbemerkt 50 Euro von allen Kreditkarten. Schnell und unkompliziert. Niemand bemerkte etwas, erst bei der späteren Kreditkartenabrechnung. Bei einem Spaziergang durch die Straßenbahn erbeutete Ede Saltup so beinahe 1000 Euro.
Franziska war entschlossen, sich vor solchen Gefahren zu schützen. Sie lehnte nicht nur die Bequemlichkeit von Apps ab, sondern auch das Risiko von Betrügereien. Weder wollte sie sich einen Handynacken noch schlechte Augen einhandeln.
Als Gegenmaßnahme entschied sie sich für ein altes Klapp-NOKIA Telefon mit grüner Schrift und ließ ihr hochwertiges iPhone zu Hause. So ausgerüstet begab sich Franziska zur Straßenbahn, wo zu dieser Zeit immer noch Stempelkarten aus Pappe verwendet wurden.
Die Geschichte wird fortgesetzt.

