Ariadne meldete sich. Sie war Saitenstreichering im Bielefelder Musikantenstadl und Frau von Eddy dem Rennradfahrer, der seit drei Wochen verschollen in Italien rumdüse. Ariadne wollte meine Frau zu einem Tanzabend im Theater einladen. Hauptrolle sollte ich spielen. Der griesgräme alte Mann, der nun seit zwei Tagen mit der korallebraunen Strumpfware rumläuft. Das Bein wird nicht dicker, dafür aber sein Bauch, weil jede Bewegung weh tun und die Tüte Chips näher liegt als die Staudenselleriesticks mit Jogurtdressing. Dank vieler Bielefeld-Gutscheine ging es in den Erbsenkrug in Schildesche. Für mich als leidenschaftlicher Koch und Besitzer von drei goldenen Kochlöffelmedaillien sind Restaurants nur gut, wenn sie gute Küche anbieten. Gaststätten mit 100 Gerichten und der Holo-Bolo Sauce sind mir suspekt. Na klar, mal ein Döner nach einer langen Renovierungsaktion ist lecker. Aber der reicht dann auch für ein halbes Jahr. Nun wartete ich im Erbsenkrug auf einen westfälischen Erbseneintopf oder Erbsenburger, so wie ich sie immer mache. Pustekuchen. Kann ich ja auch selbst machen. Vielleicht sollte ich mal einen Abend dort vegetarische Erbsenburger anbieten. Kann ja mal fragen. Aber was ich nicht hinbekomme ist ein Mega-Schnitzel mit knuspriger Panade oder Kikok-Hühnchen mit Füllung. Diese Gericht kann man empfehlen. Und da ich für das Schreiben kaum Geld bekomme, mache ich hier Werbung für den Erbsenkrug in Schildesche. Vielleicht kann ich am Monatsende, wenn das Geld alle ist, mal die Karte rauf und runter bestellen. Dann wähle ich das Grünkohl-Curry. Das geht doch gar nicht, sagt die Omma. Grünkohl schmeckt nur mit Pinkel. Und nur im Winter. Ich werde es nächstes Mal wählen. Natürlich haben diese guten Produkte ihren Preis. Aber da ich ja immer 10 kg Kartoffeln für 1,99 Euro aus dem Ümlü-Markt kaufen, kann ich dann auch etwas für gutes Fleisch investieren. Zurück zu Fleisch und Ariadne. Ariadne hatte einen Parkhasen. Täglich kam so ein Karnickeltier nun in ihren Garten. Sie fand ihn sehr entzückend und versuche ein Lindthasenglöckchen umzuhängen. Sie hatte aber Angst, dass das Viech die Affenpocken übertragen könnte. Diese breiteten sich rasend schnell in Ostwestfalen aus. Man stirbt nicht dran, sondern sieht dann irgendwie aus wie Spongebob. Und mit Pocken auf der Haut konnte Ariadne nicht fideln. Leckeres Hasenfleisch wäre auch nicht schlecht. Sie schlich mit der Axt in den Garten und als sie zum Todesstoß ansetzte, schrien Milli und Molli, die beiden Kindergartenblagen der Nachbarin Frau Sonnenschein:“ Nein, der süße Hase, darf nicht in den Himmel!“.

Da Ariande in der Regel Abendaufführungen hatte, kam sie auf die Idee, Milli und Molli tagsüber als Aufpasser für den Hasen einzustellen. Nach der Schule kamen die Mädels und passten auf den Parkhasen auf. Ariadne kassierte noch den Mindestlohn als Babysitterin von Frau Sommer. Damit konnte sie dann die Hortensien ersetzten, die das Parkhasentier regelmäßig auffraß. Milli und Molli nannten den Hasen „Herr Schnuckelbein“ weil eine Pfote besonders weich war. Das reichte Ariadne und sie fuhr in das nächste Gartencenter um Kakteen zu kaufen. Die waren besser als Hortensien und Herr Schnuckelbein, Milli und Molli sollten sich ihre zarte Haut zerkratzen. Ariadne merkte Groll in sich aufsteigen. Zum Glück war die Oper heute Abend in Moll verfasst. Das sollte ein Festival der guten Töne werden.
