Würfel

Das Bild blieb verschwunden. Ich machte mich auf zum Grünen Würfel in die Innenstadt. Was für ein toller Name für ein Gebäude. Das hatte nicht ein Stararchitekt entworfen, sondern stand für den neuen zentralen Drogenanlaufplatz mit Skaterlinie und wöchentlichem Gemüsemarkt im Herzen von Bielefeld. Warum war der Würfel grün? Er war mit Efeu bewachsen, oder war es doch nur eine Plastikefeufassade. Ich prüfte die Blätter, konnte aber keine abschließende Meinung mir bilden. Echt oder unecht.  Im grünen Würfel gab es ein Menü. Putenpoulade an Giersch-Mus. Giersch? Den habe ich tonnenweise bei uns aus dem Garten gezupft. Den kann man essen, ja, das weiß ich. Hätte ich das Restaurant heute beliefert, dann hätte ich sicherlich 4,23 Euro Rabatt bekommen. Im Grünen Würfel. Mitten im Zentrum ein Glasrestaurant mit Blick auf Kiffer, Grufties, eine Radlerdemo, einem Wahlkampfstand und dem Duft von frischem Gras. Das Essen wurde von behinderten Menschen zubereitet. Im Würfel treffen sich rund 60 Gruppen und Vereine. Dieses tolle Projekt wird von der Stadt erstmal für zwei Jahre finanziert. Ein McDonalds wäre vielleicht auch eine Idee. Aber dann muss man den Müllwagen gleich dort einen Dauerparkplatz zuweisen. Man kann im Würfel auch Mittagessen. In zehn Minuten muss das Essen auf dem Tisch sein. Aber will man an diesem Platz Mittagessen?  Der Ausblick auf Beton ist ja nicht so toll. An einer Seite des Grünen Würfels stinkt es bestialisch. Dort sind öffentliche Toiletten. Naja.. eigentlich unbrauchbar. Weil fast nie geöffnet und versifft. Warum gibt es keine freien Pissoirs, wie z.T. in Holland oder Belgien, wo Mann einfach reingehen kann. Mit Dach und Sichtschutz. Einfach so ne Absteige für das kleine Geschäft? Oder warum nicht ein Sanifair Toilette mit Gutschein auf dem zentralsten Platz Bielefelds erlauben? Ist das ein Thema für die nächste Wahl? Sportcheck hat seine Toiletten wegen Corona geschlossen. Das verstand ich nun gar nicht. Wurde Corona ausgeschieden? Ich dachte, man muss eine Maske tragen. Das Virus wurde immer bedeutungsloser.

Irgendwie schon, obwohl es jeder hatte. Vielleicht sollten wir es umbenennen, damit wieder alle darüber sprechen. Nun zurück zum gestohlenen Bild aus dem Museum am Ravensberger Park. Es war weg. Einfach so. Aber es war auch kein Thema mehr in der Stadt am Teutoburger Wald. Hier beschäftigt die Menschen, ob der hiesige Tierpark eingezäunt wird, oder ob die blauen Götter der alten Tante Hertha in den Hintern beißt. Aber Kunst? Das sieht man auch an dem Programmheft der Kunsthalle Bielefeld. Das Programm ist so klein gedruckt, dass sogar eine Vergrößerung mit Lesebrille, Lupe und 212%- Vergrößerungsmodus nichts bringt, um Tipps und Termine aus dem bekannten Musentempel zu lesen. Ich warte in meinem Wohnzimmer auf meine regionalen Lieferdienste, als der bekannte Carglas-Jingle im Radio lief. Schnell lief ich zu meinem Auto und machte eine weitere Markierung in die Windschutzscheibe. Jeden Tag kamen vierzehn Markierungen dazu, weil die Brüder Saitenbacher auch immer noch ihr Bergsteigermüsli angeboten haben und das im Stundentakt.

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