Motski

Was für ein gebrauchtes Wochenende. „Hey“ sagt der geneigte Leser. Sonnenschein, Badewetter, Eisdiele. Was ist los? Ostwestfalen. Oh,ja, wenn man malat ist… dann sieht die Welt anders aus, vor allem, wenn man über 1.20 Meter Supermarktregalhöhe in seinem Rollstuhl nicht in die geliebte Nuss-Nougat-Crem kommt, sondern nur die Packung mit den Selleriebratlingsmischung kommt. Ok, ist ja auch gesünder. Der Reihe nach. Morgens haben wir für unsere Hilfsorganisation Spenden angenommen. Über soziale Netzwerke hatten sich einige Spender angekündigt. Also schob mich meine Frau auf den Bürgersteig, wo ich für 120 Minuten das 9. Weltwunder war. Ich war das Gespräch der Straße. Alle hatten Mitleid, aber einen Kaffee brachte mir niemand. Und ab 60 Jahren+ gibt es eh nur ein Thema: Die Gesundheit. Vielleicht sollte ich die Apothekenrundschau abonnieren. Steht auch was für Gesunde drin, meinte Schwiegermutter. Prostatapillen mit Artischocke und Beinwurzelkräusel. Lecker, kann man die ins Essen schmeißen? Meine Frau räumte mit einer Bekannten und ihrem 10-Jährigem Sohn den Keller leer, wobei der kleine Mann eine Bananenkistenstabelchallenge machte. Respekt. Ich schaffe momentan nur zwei Schuhkartons. Von den angekündigten Spendern war dann niemand gekommen. Dann ging es zum ersten Ausflug. In meinen geliebten Lidl, von dem ich auch Socken und T-Shirts mit dem Konterfei von Herrn Schwarz trage. Den kennt kaum einer, ist aber einer der reichsten Männer Deutschland, der übrigens nix verdient. Alle Lidl-Gewinne gehen in eine Stiftung. Clever gemacht. Vor fast 30 Jahren steckten wir unsere Tochter in einen Polyacrylpresswurststrampelanzug und durften mit die ersten Deutschen sein, die diesen Laden an der Mülheimer Freiheit in Köln stürmen durften. Jedenfalls nannte mich unser Nachbar „Motki“, weil ich so mies schaute. Nachmittags kamen die Fußballmänner. Arminia musste unbedingt gewinnen. Der gerade eingeschenkt TES blieb in der oberen Rachenhälfte hängen, weil die Blauen nach 28 Sekunden hinten lagen. Und so wurde aus dem TES (Torerzwingungsschnaps) ein TVS (Torverhinderungsschnaps). Drei Elfer in vierzehn Minuten. Zum Glück konnte ich Freund Frank davon abbringen, mich auf Klostuhl zu duschen. Er machte eine Karriere vom Krankenpfleger zum Schulleiter. Toll, aber wie vim Tellerwäscher zum Millionär hat auch er es nicht geschafft. Das gibt es nur in Warren Buffet-Webinaren. 

Hier ein Bild aus meiner Serie „America“ Would like to be there.

Am Sonntag wollte mich meine Frau noch überzeugen, ein Ticket auf dem Schwarzmarkt für das große Lese-event in Bielefeld zu ergattern. Neue Autorinnen und die mir bekannte Kollegin,Schreiberlingin,Dichterin,Musikerin Miriam lädt ein zum Schreib-Lesemarathon. Am 1.April in einem Trauerhaus.

In einem Abschiedshaus? Mucke und gute Laune? Das ist kein Aprilscherz, sondern das ist mit einer neuen Geschichte verknüpft, die ich hier mein Geheimnis bleibt.

Es gibt schon komische Kombinationen. So wurde auf einem mir sehr liebgewonnen Friedhof ein Apfelbaum gepflanzt. Ein Baum der Hoffnung. 

Meine Frau und ich spendeten einen Danziger Kantapfel (der ist trotzdem rund). Der Friedhof als Ort der Hoffnung. Ja, warum nicht. Unter dem Apfelbaum ist übrigens noch Platz für acht Urnen. Ich werde noch ein Insektenhotel aufhängen und mich freuen, wenn ich mit meinem Rennrad da wieder vorbeiflitzen kann. Oh, da merke ich, mein Zeh ist taub. Ich werde wohl nie wieder in die Vertikale kommen. 

Mal sehen, ob der Tatort aus dem ostwestwestfälischem Höxter mir gute Laune macht. Wird wahrscheinlich nicht klappen, denn in Ostwestfalen ist das Glas immer halb leer und lachen tut man im Keller. Dafür sind wir stur, hartnäckig und kämpferisch, so wie der Arminius…Leider nicht die Göttermillionäros der Alm.

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten