Ich lebe noch. Ich dachte schon, ich besuche den Herrgott, denn gestern rammte ich mir zum ersten Mal eine Thrombose Spritze in meine Tränensäcke. „Das war nicht richtig“, sagte Sabrina, die Wochendteilzeitkraft. Mist, ich dachte es hilft wie Botox.
Na gut. Heute verlasse ich das Krankenhotel (80 Euro) pro Nacht und beginne ein neues Leben. Kein Alkohol mehr, kein Teein, Koffein, Fett, Haribo, Kohlenhydrat mehr. Kein Reis, keine Nudeln, kein Brot. Da hilft dann nur noch: Luft, Liebe und Broccoli. Den kann man sich auch in die Ohren stopfen, wenn der Nachbar schnarcht. Dann werde ich bald aussehen wie Arnold Schwarzenegger. Mist, geht ja nicht mehr. Er begann sein Training vor 50 Jahren. Dann wäre ich ja 106 und sehe definitiv anders aus. Ein Fall für das Guinnessbuch der Weltrekorde. Aber wie komme ich nun in das Taxi?

Und wie den langen Gang zum Haus runter? Ich freue mich auf das Geländer des Tuppes. Im Genitiv heißt es Tuppeses. Einige Leser wissen nicht, was ein Tuppes ist. Ein Tuppes ist einfach Jedermann, der etwas für einen machen kann. Basta. Das war ein Paarreim! Manch einer weiß auch nicht das Tena, die Stadt in Ecuador ist, in der wir im Sabbatjahr waren, sondern auch ein anderes Wort für Windel. Puh, das wäre aber ein schweres Teekesselchen. Der pakistanische Taxifahrer erzählte mir von seinen Nachtfahrten und den Drogen, die so mancher Gast konsumiert hat. Toll, schmeiß mir doch auch eine Pille rüber und fahre nicht so viele Umwege, denn bei mir bezahlt die Krankenkasse die Fahrtkosten nicht. Leider bin ich entlassen worden ohne vollständige Papiere und Röntgenbilder. Und nur noch mit zwei Spritzen gegen Thrombose. Uah…hoffentlich kriege ich am Montag meinen Hausarzt.
Meine Frau hat mir eine liebevolle Box mit Hanteln bereitgestellt. Man, was war das für ein Erlebnis. Alle Nachbarn hatten Banner gehisst, eine Polonäse vorbereitet, die Blumenmädchen streuten Vergissmeinnicht auf den goldenen Weg zu Wohnung. Jamie Oliver briet ein Schaf, der Bürgermeister sagte „Ta Ta Ta!“. Ne, so war es nicht. Mit dem Klostuhl wurde ich im Rentnerviertel Kollwitzstraße beäugt.
Aha, der Herr Schreiberling. Vielleicht sollte ich mir eine Fantasiegeschichte ausdenken. Entweder habe ich gegen einen Bären gekämpft, der in Wäldern Babenhausens versteckt ist oder ich komme aus dem Krieg. Nein, das war jetzt nicht gut. Die Schwelle zum Wohnzimmer wurde zum größten Hindernis nach der erfolgreichen Besteigung des Mount Everests vor zehn Jahren.

