Jamie Oliver

Ich lebe noch. Ich dachte schon, ich besuche den Herrgott, denn gestern rammte ich mir zum ersten Mal eine Thrombose Spritze in meine Tränensäcke. „Das war nicht richtig“, sagte Sabrina, die Wochendteilzeitkraft. Mist, ich dachte es hilft wie Botox. 

Na gut. Heute verlasse ich das Krankenhotel (80 Euro) pro Nacht und beginne ein neues Leben. Kein Alkohol mehr, kein Teein, Koffein, Fett, Haribo, Kohlenhydrat mehr. Kein Reis, keine Nudeln, kein Brot. Da hilft dann nur noch: Luft, Liebe und Broccoli. Den kann man sich auch in die Ohren stopfen, wenn der Nachbar schnarcht. Dann werde ich bald aussehen wie Arnold Schwarzenegger. Mist, geht ja nicht mehr. Er begann sein Training vor 50 Jahren. Dann wäre ich ja 106 und sehe definitiv anders aus. Ein Fall für das Guinnessbuch der Weltrekorde. Aber wie komme ich nun in das Taxi?

Und wie den langen Gang zum Haus runter? Ich freue mich auf das Geländer des Tuppes. Im Genitiv heißt es Tuppeses. Einige Leser wissen nicht, was ein Tuppes ist. Ein Tuppes ist einfach Jedermann, der etwas für einen machen kann. Basta. Das war ein Paarreim! Manch einer weiß auch nicht das Tena, die Stadt in Ecuador ist, in der wir im Sabbatjahr waren, sondern auch ein anderes Wort für Windel. Puh, das wäre aber ein schweres Teekesselchen. Der pakistanische Taxifahrer erzählte mir von seinen Nachtfahrten und den Drogen, die so mancher Gast konsumiert hat. Toll, schmeiß mir doch auch eine Pille rüber und fahre nicht so viele Umwege, denn bei mir bezahlt die Krankenkasse die Fahrtkosten nicht. Leider bin ich entlassen worden ohne vollständige Papiere und Röntgenbilder. Und nur noch mit zwei Spritzen gegen Thrombose. Uah…hoffentlich kriege ich am Montag meinen Hausarzt. 

Meine Frau hat mir eine liebevolle Box mit Hanteln bereitgestellt. Man, was war das für ein Erlebnis. Alle Nachbarn hatten Banner gehisst, eine Polonäse vorbereitet, die Blumenmädchen streuten Vergissmeinnicht auf den goldenen Weg zu Wohnung. Jamie Oliver briet ein Schaf, der Bürgermeister sagte „Ta Ta Ta!“. Ne,  so war es nicht. Mit dem Klostuhl wurde ich im Rentnerviertel Kollwitzstraße beäugt.

Aha, der Herr Schreiberling. Vielleicht sollte ich mir eine Fantasiegeschichte ausdenken. Entweder habe ich gegen einen Bären gekämpft, der in Wäldern Babenhausens versteckt ist oder ich komme aus dem Krieg. Nein, das war jetzt nicht gut. Die Schwelle zum Wohnzimmer wurde zum größten Hindernis nach der erfolgreichen Besteigung des Mount Everests vor zehn Jahren.

MI-LING

MI-LING

Werner hat „Kopf“. Die meisten Rücken, Aber Werner hat „Kopf“ Komische Geschwüre im Ohr. „Ohrwürmer“, meinte er. Und er wollte einen Whiskey.

Hey, sagte ich, im Foyer steht ein Automat. Zwischen Bifi und Chips ist ein Fach. Das war gestern leer. Da war Wohl Schabau drin. Er fragte aber lieber Olga, ob sie statt Tschibo auch einen Wodka Gorbatschow bringen könnte. Darf man das überhaupt heute noch schreiben? Jedenfalls schlug er mich im Schach. Die Figuren waren schneeweiß und kristallweiß.

Da war die Dame schnell weg. Die Schachdame, nicht Gaby Fastner, die mit uns Yoga machte. Am Freitag, in der Weekendsession. Und Olga brachte Früchtetee. Polnische Beerenlese von der Steilkante. Dann kam doch der Frust, als ich meine Frau in der Wohnung tanzen sah und ich Bammel vor dem morgigen Tag habe. Mein Rucksack wird mein neuer Begleiter. Eine Freundin empfahl mir, die Krücke zu nutzen, um den Kaffee von der Küche zu meiner Residenz im Wohnzimmer zu schieben. In den Rucksack passt die Tasse ja nicht. Also doch besser die Detmolder Ploppflasche mitnehmen. Das Bier entsorgen, Kaffee rein und ab in den Wanderrucksack.

Heute sah ich meinen aufgeschnittenen Fuß. Krass, es gibt bei der Ankerfirma Schulungsfilme im Internet, bei der man einer Fussaufschneidung beiwohnen kann.

Krass, vor einigen Wochen zerlegten wir eine Beinscheibe im Unterricht. Da fühlte ich mich wie Trenchcoat-Professor. Mann, wie klein so eine Naht ist oder wie klein so eine Wunde ist und doch so wehtun kann. Ob dieser Bericht noch eine lustige Wendung bekommt? Nur auf meine Kosten. Sagte meine Frau bei einem Spontanbesuch, ich habe Hobbitfüsse. Hobbitfüsse? Was ist das? Ich frage die Nachtschwester Mi-Ling, so hieß sie doch, oder? ob man mit Schuhgröße 45 auf den Philippinen einen Tempel bekommt und als Big Food äh Bigfoot angebetet wird. Oder ob sie jemals Hobbitfüsse gesehen hat. Sie lachte verlegen: „In Philippinen Männär haben Füß sehr klein.“ Morgen sammle ich noch alle Krücken, Tenas und Krankenhaushygienepackungen mit Ginkocreme (die gibt es nur in der Komfortklinik) für unsere Sammelstelle für Bedürftige ein. Ach, Dora Sanchez ist der Klon von Maria Sanchez. Bei dem Lohn muss man Doppelschichten schieben. Jetzt ist das Geheimnis gelöst.

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