Bernd Walker

Bernd Walker

Ich nannte ihn Bernd Walker. Tom Walker und Jonny Walker sind berühmte Personen, deren Namen konnte ich nicht wählen. Und ich wollte einfach nur meinen Gehskischuhe Firma Vacoped – 5 KG) personalisieren. Ich sollte mal den Namen googlen, empfahl mein Verleger von Random House, dem Verlag, der meinen Bestzeller, äh Bestseller herausbringen will. Bernd Walker ist ok. Jedenfalls war ich heute mit Bernd im Bett. Klappte ganz gut. Aber gegen 7.00 Uhr morgens befreite ich mein Bein von der 5 Kilo Keule. Das tat gut. Mein Empfang hier war gut.

Meine Frau Dagmar hatte meinen Empfang liebevoll vorbereitet. Ich werde mich hüten aus dem Rollstuhl heraus: „Schwester DAKMARRR“ zu brüllen. Ist sie doch seit mehr als 30 Jahren meine liebe Ehefrau und nicht meine Pflegevollzeitkraft.

Die Kiste für das Muki-Training stand bereit, die Tageszeitung, Rechnungen und digitale Endgeräte warteten, und die Oma kam, um auf der sonnigen Terrasse einen Sekt vorbei zu bringen. Der muss erst einmal warten, weil Ibuprofen und Alkohol passen nicht zusammen. Nun muss sich das Leben hier einspielen. Unserer Wohnung ist absolut nicht behindertengerecht und „Danke“ an Freundin Eva für den Klostuhl von Rosenhäger. Das ist kein Weingut, sondern ein Sanitätshaus. Ist nur knüppelhart der Schemel, sodass man öfters mal die Sitzgelegenheit wechseln muss. Evas roter Wohnzimmerrenner mit Rollen ist cool, aber zu tief. Eva wiegt einen Zentner weniger wie ich und ist kleiner. Sie kommt da besser raus. Werde morgen mal das Sanitätshaus meines Vertrauens anschreiben, ob die helfen können. Das ist Hölker aus Heepen. Warum heißen Verkäufer von Hilfsmitteln immer so komisch. Hölker, Rosenhäger, Brüggelmann oder Hasenfuß? In echt, kein Scherz. Will man so eine Aura der Exklusivität schaffen? Nun sind es nur noch 10 Stunden bis zum Tatort und gut 500 Minuten, bis Arminia mit Rumpfmannschaft gegen Bo.Dortmund antritt. Das „Russia“ ist dem Verein in der heutigen Zeit peinlich, oder? Wohl nicht, ansonsten müssen 10.000 neue Trikots für Bo.Dortmund genäht werden. BVB kann man ja weiterschreiben. Ach, Wikipedia sagt: „Borussia“ ist die lateinische Übersetzung für Preußen. In Literatur und Kunst wurde das ehemalige Königreich häufig bildhaft als Frauengestalt dargestellt, die natürlich ebenfalls den klangvollen Namen „Borussia“ trägt. Das wäre doch mal ein toller Namensvorschlag für meine erste Enkelkindin: Borussia Heinrich.

Leider sind meine Fußballkumpels alle verreist und ich habe kein Bezahlfernsehen. Da muss man heimlich auf osteuropäischen Servern nach einem Stream suchen, der alle 10 Minuten durch Viagra-Werbung unterbrochen wird. Aber es wird sich lohnen, denn wir schlagen Bo.Dortmund 6:0.

Ach.. ich arbeite nun am Laptop und werde einen Blog einrichten. Nur so, aus Spaß. Bis jetzt nutze ich einen Messengerdienst. Aber Freundin Miriam hat schlechte Augen. Also, einen Blog und es gibt sogar schon eine erste Hörbuch-Version aus Lemgo. Die Reichweite meines Bestsellers wächst.

Jamie Oliver

Ich lebe noch. Ich dachte schon, ich besuche den Herrgott, denn gestern rammte ich mir zum ersten Mal eine Thrombose Spritze in meine Tränensäcke. „Das war nicht richtig“, sagte Sabrina, die Wochendteilzeitkraft. Mist, ich dachte es hilft wie Botox. 

Na gut. Heute verlasse ich das Krankenhotel (80 Euro) pro Nacht und beginne ein neues Leben. Kein Alkohol mehr, kein Teein, Koffein, Fett, Haribo, Kohlenhydrat mehr. Kein Reis, keine Nudeln, kein Brot. Da hilft dann nur noch: Luft, Liebe und Broccoli. Den kann man sich auch in die Ohren stopfen, wenn der Nachbar schnarcht. Dann werde ich bald aussehen wie Arnold Schwarzenegger. Mist, geht ja nicht mehr. Er begann sein Training vor 50 Jahren. Dann wäre ich ja 106 und sehe definitiv anders aus. Ein Fall für das Guinnessbuch der Weltrekorde. Aber wie komme ich nun in das Taxi?

Und wie den langen Gang zum Haus runter? Ich freue mich auf das Geländer des Tuppes. Im Genitiv heißt es Tuppeses. Einige Leser wissen nicht, was ein Tuppes ist. Ein Tuppes ist einfach Jedermann, der etwas für einen machen kann. Basta. Das war ein Paarreim! Manch einer weiß auch nicht das Tena, die Stadt in Ecuador ist, in der wir im Sabbatjahr waren, sondern auch ein anderes Wort für Windel. Puh, das wäre aber ein schweres Teekesselchen. Der pakistanische Taxifahrer erzählte mir von seinen Nachtfahrten und den Drogen, die so mancher Gast konsumiert hat. Toll, schmeiß mir doch auch eine Pille rüber und fahre nicht so viele Umwege, denn bei mir bezahlt die Krankenkasse die Fahrtkosten nicht. Leider bin ich entlassen worden ohne vollständige Papiere und Röntgenbilder. Und nur noch mit zwei Spritzen gegen Thrombose. Uah…hoffentlich kriege ich am Montag meinen Hausarzt. 

Meine Frau hat mir eine liebevolle Box mit Hanteln bereitgestellt. Man, was war das für ein Erlebnis. Alle Nachbarn hatten Banner gehisst, eine Polonäse vorbereitet, die Blumenmädchen streuten Vergissmeinnicht auf den goldenen Weg zu Wohnung. Jamie Oliver briet ein Schaf, der Bürgermeister sagte „Ta Ta Ta!“. Ne,  so war es nicht. Mit dem Klostuhl wurde ich im Rentnerviertel Kollwitzstraße beäugt.

Aha, der Herr Schreiberling. Vielleicht sollte ich mir eine Fantasiegeschichte ausdenken. Entweder habe ich gegen einen Bären gekämpft, der in Wäldern Babenhausens versteckt ist oder ich komme aus dem Krieg. Nein, das war jetzt nicht gut. Die Schwelle zum Wohnzimmer wurde zum größten Hindernis nach der erfolgreichen Besteigung des Mount Everests vor zehn Jahren.

MI-LING

MI-LING

Werner hat „Kopf“. Die meisten Rücken, Aber Werner hat „Kopf“ Komische Geschwüre im Ohr. „Ohrwürmer“, meinte er. Und er wollte einen Whiskey.

Hey, sagte ich, im Foyer steht ein Automat. Zwischen Bifi und Chips ist ein Fach. Das war gestern leer. Da war Wohl Schabau drin. Er fragte aber lieber Olga, ob sie statt Tschibo auch einen Wodka Gorbatschow bringen könnte. Darf man das überhaupt heute noch schreiben? Jedenfalls schlug er mich im Schach. Die Figuren waren schneeweiß und kristallweiß.

Da war die Dame schnell weg. Die Schachdame, nicht Gaby Fastner, die mit uns Yoga machte. Am Freitag, in der Weekendsession. Und Olga brachte Früchtetee. Polnische Beerenlese von der Steilkante. Dann kam doch der Frust, als ich meine Frau in der Wohnung tanzen sah und ich Bammel vor dem morgigen Tag habe. Mein Rucksack wird mein neuer Begleiter. Eine Freundin empfahl mir, die Krücke zu nutzen, um den Kaffee von der Küche zu meiner Residenz im Wohnzimmer zu schieben. In den Rucksack passt die Tasse ja nicht. Also doch besser die Detmolder Ploppflasche mitnehmen. Das Bier entsorgen, Kaffee rein und ab in den Wanderrucksack.

Heute sah ich meinen aufgeschnittenen Fuß. Krass, es gibt bei der Ankerfirma Schulungsfilme im Internet, bei der man einer Fussaufschneidung beiwohnen kann.

Krass, vor einigen Wochen zerlegten wir eine Beinscheibe im Unterricht. Da fühlte ich mich wie Trenchcoat-Professor. Mann, wie klein so eine Naht ist oder wie klein so eine Wunde ist und doch so wehtun kann. Ob dieser Bericht noch eine lustige Wendung bekommt? Nur auf meine Kosten. Sagte meine Frau bei einem Spontanbesuch, ich habe Hobbitfüsse. Hobbitfüsse? Was ist das? Ich frage die Nachtschwester Mi-Ling, so hieß sie doch, oder? ob man mit Schuhgröße 45 auf den Philippinen einen Tempel bekommt und als Big Food äh Bigfoot angebetet wird. Oder ob sie jemals Hobbitfüsse gesehen hat. Sie lachte verlegen: „In Philippinen Männär haben Füß sehr klein.“ Morgen sammle ich noch alle Krücken, Tenas und Krankenhaushygienepackungen mit Ginkocreme (die gibt es nur in der Komfortklinik) für unsere Sammelstelle für Bedürftige ein. Ach, Dora Sanchez ist der Klon von Maria Sanchez. Bei dem Lohn muss man Doppelschichten schieben. Jetzt ist das Geheimnis gelöst.

Donnerstag

Donnerstag

„Lass dich verwöhnen“ schrieb eine Kollegin. Hahaha. Tausche salzloses Lachsfilet gegen gesunden Fuß und zu einem Verwöhnpaket gehört am Abend ein Schwesternballet oder Schnäpsken mit Pfleger Bodo. Im Hotel Elegeanza. 

Im Gegensatz zu Raissa, der Bettenschupserin, hat Bodo eine Vollausbildung. Raissa aber die schönsten Augen Hillegossens und stramme Waden,weil Betten in zehn Etagen bewegt werden müssen. Mit Patienten, die alle ein Federgewicht haben, so wie ich, sondern eher im Raimund Calmund Look sind. ( oh .. Mist… der mutierte ja auch zu einer Grazie… sorry Raimund). 

Ach ja Diät. Dora Sanchez, so hieß sie wirklich, die Physiotherapeutin aus Brasilien… lässt kein gutes Haar am Patienten…. keine Ausreden mehr… Abnehmen, Herr Heinrich! Mehr Bewegung! Hä? Wo ist der Bizeps? Nicht zu viel Junkfood! Hä? Warum sind sie nur dreimal die Woche bei der Fitness? Warum konnte sie ihr Gewicht halten in Coronazeiten und ich nicht. Das verstehe ich nicht 

Habe ….. 1000 Ausreden und jahrelang falsch trainiert … Jedenfalls bin ich ja sportlich und eine Radtour fängt erst bei 100 km so richtig an; aber sie hat recht und 1000 gute Tipps. Sie ist klasse. Spiraltherapie, Lymphdrainage, Fango und Stuhlzumba. Morgen Treppensteigen! 

Schaut euch eure Schuhsohlen an, dann seht ihr wie schief ihr lauft. Ich habe nun sechs Wochen einen Gehschuh und eine kleine Belastung von 9,99 kg. Das ist nix! Während Dora Sánchez den Fuß massierte, kam ein älterer Herr in Trenchcoat rein. Prof. Dr.Dr. Bodenheim auf dem Weg in den Feierabend. Natürlich auch wegen der großzügigen Abrechnung von mir. Nein.. der Mann ist sein Geld wert. Also, die OP war umfangreicher als gedacht. Die Bänder sind geflickt und die Knochen geglättet. Die Ärzte stabilisieren die Bänder in der Regel minimal-invasiv. Mit kleinen Hautschnitten und einer speziellen Nähtechnik werden sie wieder zusammengenäht und wenn notwendig mit Naht-Ankern am Knochen befestigt. Jetzt muss ich gehen lernen und dann in vier Monate wird die Sehne geflickt und das Fussgewölbe wieder hergestellt. Das dauert dann noch einmal so lange. 2022 .. wenn alles klappt kann ich im Herbst bei der Weinernte helfe. Oder aber ich schreibe einen Bestseller. So wie mein Fußballkumpel. Nennen wir ihn Schreiberling. Er schreibt für die lokale Zeitung den „Blick vom Block“ über Arminia . Dann könnte ich den „Blick vom Stock oder Bodos nightmare“ veröffentlichen. Nun habe ich den Gehschuh weg gelegt (er wiegt fünf Kilo) und schaue mit dem Bettnachbarn nicht Snooker sondern Fußball. Ach da kommt Mi-Ling, die philippinische Nachtschwester. Nachts will ich nicht zum Klo humpeln. Was wähle ich? A. Ihre zarte Hand, die mich stützt (aber sie ist nur 1,43 cm groß)

B. Die Urinflasche am Bett oder die Tena-plus? 

“Kleine Schritte, „sagte sie.“ Kleine Schritte. Nicht so schnell. Wo wollen Sie hin?“ 

Das waren die Worte von Dora Sanchez, die mir heute den Treppenwitz erklären wollte. Natürlich nicht etwas zum Lachen, sondern der pure Abgrund. In einem riesigen Treppenhaus hatte ich die Wahl.Ich muss entweder hoch steigen, oder in die Pforten des Todes hin abgleiten. Die Treppe hoch war schwierig. Treppe runter war leicht, aber ich dachte immer die Stütze mit meinem Astralleib zu vereinen ist unmöglich. Deswegen am besten auf den Hintern herunterrutschen oder hoch krabbeln und immer die Unterarmgehstützen bei sich haben. 

Ich habe mich entschieden noch einen Tag zu bleiben. Zu Hause sind mir doch zu viele neue Abenteuer eine noch zu große Herausforderung. Warum ist eigentlich unsere Wohnung nicht behindertengerecht? Zum Glück hat der Metalltuppes am Eingang noch ein Geländer befestigt. Da komme ich wenigstens in die heiligen Hallen der Kollwitzstraße. Aber dann geht schon weiter. Maria Sanchez sagt, ich soll nur einmal am Tag Treppe gehen. Wer ist Maria Sanchez. Lieber Leser, dieses Rätsel wird später aufgelöst…. Hieß sie nicht Dora Sanchez?) Da muss man sich gut überlegen, ob man zum Schlafzimmer hoppelt oder ob es bis zum Arbeitszimmer reicht. Nun sind fast 24 Stunden vergangen und mir reicht es jetzt schon. 1008 Stunden Fuß hochlegen. Vielleicht mache ich mir eine Strichliste wie im Knast.

Kann ja jeden Tag ein Stäbchen bei uns aus dem Parkettboden anmalen. Oder endlich mal die Bibel mit den Geschlechtsregistern durchlesen. Gut, dass meine Frau schon schon Sitzyoga Videos herausgesucht hat. Im Gegenzug werde ich ihr dann immer die Einkaufslisten in ihre Instastory legen. Kochen kann ich ja. Im Sitzen. Warum ist eigentlich die Spüle bei uns so hoch? Naja, ich will ja kochen und nicht spülen. Nun könnte ich in die Cafeteria laufen. Mir dort einen leckeren Cappuccino ziehen, aber wie kriege ich den Cappuccino von der Maschine auf den Tisch? Ich darf nicht belasten. Ein AOK Shopper steht mir bereit. Und so denke ich mir, dass ich heute Nachmittag in der Sonne auf der Sonnenterrasse eine Cremeschnitte verzehre. Schwester Olga bringt mir auch Kaffee, aber draußen nur Kännchen. Komisch ist, dass ich zu Hause nie Kuchen esse und vielleicht sollte ich das Stückchen stehen lassen, damit Maria Sanchez mit ihrer Diät weiter kommt. Dann war ich beim Röntgen. Dort sagt man, ich hätte Anker eingesetzt bekommen.

Zur See wollte ich eigentlich nie. Da braucht man ja viel Gleichgewicht. Genauso wie Treppensteigen. Warum gelingt mir das nicht?  

Drei Stunden später schreibe ich einem Weltenbummler, der in zwei Jahren mit dem Fahrrad um die Welt düste, eine Rezension zu seinem Buch. Das nehme ich mir auch vor. In 5 Jahren mit dem Gehschuh nach Wanne-Eickel.

Habe die Distanz vom Bett zur Lounge geschafft. Yeah. Zweimal und ganz langsam, damit der Anker nicht herausrutscht. Später kommt der Trenchcoat Professor mit der letzten Anweisung. Morgen noch einmal mit Dora Sanchez Treppensteigen. Schade, dass die rassige Raissa heute mich nicht abholt. Na, ok. Nochmal OP heute muss nicht sein. Pfleger Bodo spielt Angry Birds. Beim Level 156 kann ich ihm nicht helfen, weil die blöden Vögel ihre Abwehrpistolen aus dem Level 100 nicht dabei haben. Die hätte Bodo für 0,99 im AppStore kaufen müssen. Ich könnte meinen Gehschuh auf die Viecher werfen… das wäre aber teurer. Nun sind es zwischen Tisch und Kaffeeautomaten nur 5 Meter… aber wie kann man einen Kaffee mit Krücken transportieren…. Da warte ich doch auf Olga und den Tschibokaffee auf der Terrasse. Abends bekomme ich Besuch von Gaby Fastner.

Sie hat einen Gymnastik-YouTube Kanal (echt wahr) und wurde extra als Weekend- Event zum gemeinschaftlichen Workout eingeladen. Freunde des Schreiberlings können sich als Premium-Mitglieder per Zoom zuschalten. Alle Einnahmen bekommen…. Das überlege ich noch. Wenn ich zu Hause bin, küre ich die Mitarbeiterin des Monats. Aber erst muss ich an Bodo vorbei humpeln… verstecken geht nicht. Debora, die mit Zopf und Rock eindeutig einen mennonitischen Background hat und die Olga von der Wolga, die das Essen bringt und zweimal täglich die Klinken desinfiziert, runden die Damentruppe ab.

OPTAG

Was ist OPTAG? Einfach lesen.

So da bin ich wieder. Bis zur OP machen die Schwestern nur ihren Teilbereich. Am besten war der Pfleger, der einen in warme Decken gehüllt hat. Nachdem man im Leibchen auf dem OP-Tisch lag. Er hatte Augen wie Professor Börne aus dem Tatort. Ups. War ich im falschen Film? 

Ich bewundere Saskia. Saskia Sauermann. Den Namen konnte ich mir noch merken. Die arme Saskia. Sie arbeitet den ganzen Tag in einem 80-Jahre Bau ohne Fenster und bereitete einen Leidenden nach dem anderem vor. Setzt Nadeln und macht Zeichnungen auf den zu operierenden Körperteilen, Füllt Ampullen und wartet auf den Mann mit der Betäubung. Aber auch im Supermarkt im Loom hat man kein Licht und Untertage sowieso. Zum dritten Mal wurde ich gefragt: „Wie heißen Sie? Wann sind sie geboren? Was wird operiert?“ Warum sage ich eigentlich nicht. Micky Maus, 32.13.3141 und Schnabel? Es kommt das obligatorische Gespräch nach dem Urlaub und nachdem ich von Ibiza erzählt habe, war ich weg. Nun zwei Stunden später.

Ich bin erstaunlich fit. Im Aufwachraum fühlte es sich an, als hätte man eine Flasche Absinth intus. Wie lange nun geschnippelt wurde, weiß ich nicht. Zwischen Nirwana und Aufwachen waren es mehr als zwei Stunden. Aber ich weiß gar nicht, was gemacht wurde. Ok. Bein ist noch dran. Hurra. Da muss ich auf den Doktor warten. Irgendwie scheint nicht viel gemacht zu sein worden. Das kann nun aber auch alles bedeuten. Aber wer weiß! Gleich humple ich über den Flur. Es musste ja nix geschraubt werden, wie bei meiner Kollegin Eva. Update gibt es nach dem Mittagessen. Lachs mit Spinat.

So nun geht es weiter. Neben mir der Patient entpuppt sich als Erzählefix. Er war Verwaltungsangestellter von der Jugendhilfe. Und guckt nur Snooker. Aber so passiert immer etwas im Krankensaal.

Meinem Fuß geht es recht gut. Habe es mir es schlimmer vorgestellt. Bin total heiser wegen der Inkubation. Aber was es alles für Krankheiten gibt. Von Gerinnseln am Herzen, Kathetern in Armen und Beinen und Tumorzellen.. Man …ich möchte nicht alt werden… sondern mit Dagmars Zumbatanten (cooles Wort, Nomen… muss man groß schreiben) geschmeidig bleiben. Also immer lecker und gesund leben. Vielleicht komme ich Freitag raus oder erst Samstag. Man ist auf zwei Seiten in das Gelenk gegangen und hat die Bänder geflickt. An diesem Tag war ich in der Menschenkrankenhauskette. Vom Bettenschupser, zum Einschläferer, vom Aufdieliegebringender  bis hin zum Caterer, Fusskühler und dem Double von Professor Börne. Das war nicht gendermässig. Sorry! Am Ende der Kette stand der OP-Tisch. Es ging durch den Keller vorbei an der Pathologie. Also doch Münsterkrimi? Zum Glück wurde nicht die Tür vertauscht und ich landete irgendwann im OP-Saal. Ob mich dort ein echter Mensch oder ein Roboter behandelte, werde ich nie erfahren. Gleich kommt die Physiotherapie….gleich …sagt man… .das war vor 123 Minuten. „Gleich“ …das Wort lernt man schnell im Krankenhaus. Gleich ist sehr dehnbar. Nette Damen werden morgen meinen Tag versüßen.

Auf geht es

Mittwoch 09.03.2022

Ich glaube ich schreibe einen Roman …Ich hänge in der Aufnahme des Krankenhauses herum. Die Drei-Wetter-Taft Dame achtet peinlichst darauf, dass mein Kuli nicht mit der neuen Variation des 23fsdf-Coronavirusses verseucht wird. Meine Güte, für drei Tage Krankenhausaufenthalt 35 DinA 4 Blätter für den Datenschutz etc. Warum sage ich eigentlich immer ja, bei den Fragen? Wenn man alles sich genau durchliest, ist das Heute Journal zu Ende. Das Fach 62 ist leer zwischen Bifi und Chips. Was für ein Fach? Das aus dem Getränkeautomaten, der wohlwissend neben der Patientenaufnahme steht. 

Da war bestimmt der Schnaps drin…. Den braucht man hier …. Die Aufnahme dauerte nun doch nicht bis zum Meeting mit Gundula Gause aus Mainz und man fragt sich hier oben in der Orthopädie, warum ich so früh da bin …. Egal. Alle Tests noch einmal machen und dann um 12.32 Uhr liegt der Coronatest vor. Ab in die Komfortklinik. Ab in das Wellnesscenter des Klinikums. Dann ruft der Oberprofessor zur Visite. Ich lasse das Gespräch auf meinem Handy mitscheiden, um dann mit meinem lateinischen Lexikon, den Operationsplan zu dechiffrieren. Oh, da steht, dass es bestimmt zwei OPs gibt. Das kann doch nicht wahr sein. Wahrscheinlich habe ich die lateinischen Zahlen falsch übersetzt. Wir können eh nix ändern. In der Comfortklinik wartet meine persönliche Diätassistentin auf mich um zu fragen, ob ich Kabeljau, Lachs, Roastbeef oder Rinderlendchen haben möchte. Ich wählte den Fisch. Nach der Operation soll der Magen ja nicht zu belastet sein. Was für ein Luxus. Hotelmässig ! Die Essensauswahl ist besser als im Hilton. Zimmer modern mit allem Schnickschnack, Minibar und kostenloser Kaffeebar. Ich sitze auf der Sonnenterasse und verbrenne fast… so heiß ist es in der Sonne. Wenn man bedenkt, dass jetzt Krieg ist und Menschen flüchten… ist das hier schon ein wenig pervers. Ok, ich muss auch zuzahlen, aber trotzdem. Ich habe ein Doppelzimmer gewählt, der andere Patient bekommt eine Herz-0P. Ich hab gar keine Ahnung, wann und wie es morgen weitergeht. Lasse mich überraschen… bis dann verbrenne gleich auf dem Dach.

Fossilien

Fossilien… das schlug mir der Blog-Editor vor. Also bleibe ich dabei. Fossilien sind Millionen Jahre alt und vielleicht wird dieser Blog auch so lange überleben.

Was ist hier los. Ich habe zwei Fuß-Operationen vor mir. Ich bin immer sehr aktiv und viel unterwegs. Nun bin ich für Monate flach gelegt und werde immer mal wieder ein Art Tagebuch schreiben. Bilder malen kann ich momentan nicht und leidenschaftlich Radfahren und Gärtnern klappt auch noch nicht. Ich denke, ich bin gerne kreativ und werde meine Energie mal auf das Schreiben und auf das tägliche Aufbautraining steuern. Im Sabbatjahr habe ich auch ein Tagebuch geschrieben. Das füge ich vielleicht später ein. Ich habe noch weitere Seiten. http://www.gerwinheinrich.de und http://www.bielefeldhilfe.de. Schaut einmal darauf.

Aber nun starte ich mit dem 09.03.2022

Fossilien-Illustration von Emil Hochdanz CC0

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