Bundeswehr

Am Büdchen traf er seinen alten Freund Hubert K. wieder. Ein Pilsbier schmeckte immer.

Gabriel hatte Angst. Er wollte nicht vom Schwarz-Discounter verfolgt werden.

Hubert K. jammerte über die hohen Kosten. Er brauchte einen neuen Rasierapparat.

300 Euro sollte er kosten. Bingo. Gabriel zog einen Packen leerer Etiketten aus der Tasche.

Er sagte zu Hubert K:

 „Du gehst in den Mediusladen, kaufst zehn Gegenstände für kleines Geld. Ich drucke deren Barcodes auf meine Etiketten. Du gehst in den Laden, packst die anderen Label drauf und kaufst zehn Produkte, IPhone, Kitchenaids, Kaffeevollautomaten. Da kommst du locker auf 5000 Euro.  Danach schmeißt du dein Handy in den Ententeich! Als Gebühr gibst du mit zehn Prozent der Warensumme. Überlege mal. Das ist doch gut, oder?“

Sollte Hubert K. seinem Freud vertrauen? Er ist innerlich zerrissen zwischen seiner lebenslangen Freundschaft mit Gabriel und einer mysteriösen Aufgabe, die weit über gewöhnlichen Diebstahl hinausgeht. Vielleicht arbeitet er für eine verborgene Organisation, die das Ungleichgewicht in der Handelswelt korrigieren will oder gegen korrupte Großkonzerne kämpft – auf eine Weise, die an moderne Robin-Hood-Geschichten erinnert.

Hubert K. steht vor einer schwierigen Entscheidung: Sein Vertrauen zu Gabriel wird auf die Probe gestellt, denn das vorgeschlagene Vorgehen mit den gefälschten Barcode-Etiketten ist hochgradig riskant und illegal.

Moderne Sicherheitsetiketten setzen auf fälschungssichere Techniken wie holografische Merkmale, versteckte Laser-Codes, RFID-Chips, Mikrotext oder verschlüsselte Barcodes, die sich nicht einfach kopieren lassen. Das bedeutet: Die Manipulation von Barcodes ist technisch anspruchsvoll und wird von den Firmen mit immer ausgefeilteren Mitteln überwacht und bekämpft, um Betrug zu verhindern.

Hubert K. nahm die Etiketten an. Er hatte einen Plan.

Sollte doch sein Enkel Bertoli das Ganze durchführen. Er war jung und digital aufgewachsen. Hubert K. nicht.

Hubert K.  was für ein blöder Name. Hieß nicht ein Sänger mal so? Egal. Sein richtiger Name war Hubert Kuul. Mit H. es gab ständiges Gelächter, wenn er seinen Namen sagte. Ob er frieren würde? Seinen Sohn nannte er Berti. „Bert“ musste in der Familientradition vorkommen, aber das sein Enkel nun wie eine Nudelmarke hieß….

Bertoli K. nahm die Etiketten seinen Opas gerne an.  Vielleicht konnte er damit etwas machen. Aber für ihn standen wichtige Tage an. Er wurde bald 18 Jahre alt. Und er wurde gemustert. Beim Kreiswehrersatzamt. In Bielefeld. In der Nähe des Naturkundemuseums. Da war der Opa auch. Hubert K. gehörte zu den Babyboomern, musste sich der Musterung in Feinripp stellen. Er wurde aber aussortiert. T5.. untauglich. Wegen einer Operation. Es gab ja genügend junge Männer. Hubert K. brauchte auch kein Zivildienst schieben. Aber Bertoli hatte es erwischt.

Aktuell soll die Soldatentruppe auf mindestens 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten anwachsen, dazu kommen 200.000 Reservistinnen und Reservisten. Für das Jahr 2031 ist vorgesehen, jährlich bis zu 40.000 neue Rekruten (Wehrdienstleistende) zu gewinnen.

Ab 2026 soll der Neue Wehrdienst eingeführt werden, bei dem alle 18-jährigen Männer eines Jahrgangs zur Musterung eingeladen werden, um den Pool potenzieller Rekruten zu ermitteln. Das soll sicherstellen, dass mehrere Tausend Freiwillige pro Jahr für den Wehrdienst rekrutiert werden können.

Zusammengefasst heißt das: Die Bundeswehr benötigt derzeit und in naher Zukunft jährlich zwischen 20.000 und 40.000 Rekruten.

12648 war seine persönliche Losnummer. Er wurde gezogen.

 Losglück: „Sie sind in der Bundeswehr“. Das wird ein Abenteuer, so wie ein Computerspiel oder wie Squid Games. Und wenn man länger dort blieb, gab es noch einen Führerschein gratis dazu.

Bertoli wollte nach der Schule eigentlich ein Jahr lang Meerschweinchen in Lima züchten, stand aber nun im Camouflage T-Shirt vor seinem Opa.

Bertoli wurde auf das Grundgesetz vereidigt. Er nahm das sehr ernst. Aber das bedeutete auch, dass er die Etiketten für den Mediusmarkt als guter Soldat nicht annehmen durfte.

Bertoli Kuul entsorgte die Etiketten auf dem Wertstoffhof Nord. Ihm ging es gut. Sein Opa aber saß Sonntagmorgen immer am Frühstückstisch und schnitt die Rabattscheine aus den Wochenprospekten der Discounter aus. Irgendwie musste man über die Runden kommen. Vielleicht doch gefakte Aufkleber von Gabriel nehmen?

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