Bubblefish

Sie trafen sich. Mal wieder.

Am Stammtisch der Lehrendengewerkschaft GEEWE (heißt Gemeinsam, Einsam und Weinsam) kamen sie zusammen. Es war Zeit für einen Neuanfang.

Zu diesem Treffen kamen L.Credi, Grundschulbildungsleitende aus dem Bielefelder Norden, Rita Delacroix, Lehrerin für Französisch und Spanisch und Hannah Hagenstroh, Fremdsprachenkorrespondentin und Klassenbeste des Jahrgang 2019 des Ratesgymnasium auf eine Rhabarberschorle zusammen. Es sollte ein Tsunami kommen. Die künstliche Intelligenz und die Krisen dieser Welt fordern ein neues Bildungssystem.

Alle drei Bildungsakteurinnen meinten: Jetzt ist die Zeit für einen Reset.

Aber der Reihe nach.

L.Credi organisierte die Dienstpläne, die Schulentwicklungsziele der Schule im Bielefelder Norden. Sie war begabt, sie sang gerne, war sehr kreativ und war mit ihren 50 Lenzen im besten Alter für die Bildungslandschaft. Aber auch sie war konsterniert über die aktuellen Entwicklungen an ihrer Penne. (Das sind Nudeln, aber es ist auch ein alter Begriff für Schule). L.Credi hatte eine junge Kollegin. Englisch stand auf dem Stundenplan. Die junge Kollegin, nennen wir sie Gudrun, hatte ein Geburtstagskind in der Klasse.

Gudrun wollte das Kind im Morgenkreis auf Englisch feiern. Keiner der 42 Grundschüler der Klasse wusste, was „Happy Birthday to you“ bedeutete. Warum auch. Gudrun startete den Fernseher in der Klasse. Es kam YouTube. Leider hatte es der Schulträger versäumt, eine werbefreie Version anzuschaffen und so sahen die Kids der Klasse erst Werbung von Danone, Nestle und dann von Pfizer (Viagra). Für Gudrun kein Problem, denn sie hatte Aktienanteile dieser Firmen in ihrem Depot als Alterssicherung.

Dann kamen animierte Mikroben, die im wilden Mikrobentanz „Happy birthday to you“ sangen, hatte sich doch ein Mitochondrium geteilt. Aber das checkten die Kids nicht. Also schaltete Gudrun den Sprachgenerator an und so konnten die Lernenden ihrer Klasse das Lied in ihrer Landessprache hören. Egal ob kurdisch, japanisch oder kringolisch. Es war das reinste Sprachengewirr. War das der Gegenentwurf zum Turmbau zu Babel?

Der Turm zu Babel hatte eine Grundfläche von 90 mal 90 Metern und eine Höhe von ungefähr 91 Metern. In der Bibel wird der Turm als Symbol für die menschliche Überheblichkeit dargestellt, und Gott bestrafte diesen Hochmut, indem er Sprachverwirrung unter den Menschen verursachte. Sollten die Menschen wieder zusammenkommen, weil sie einander verstehen?

L.Credi hatte genug. Sie strich das Fach Englisch aus dem Stundenplan. Auch sie kaufte sich einen  Aktienfond. Sie investierte in EdTech Firmen. Und in den USA und China sind viel EdTech Firmen bereits an der Börse.

Unternehmen wie TAL Education aus Peking sind bereit, den Zukunftsmarkt aktiv zu gestalten. Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2023 wird der weltweite E-Learning-Markt voraussichtlich ein Gesamtvolumen von 423 Milliarden US-Dollar erreichen. Die prognostizierten jährlichen Wachstumsraten belaufen sich auf beeindruckende 24 Prozent.

TAL Education ist gut positioniert, um von diesem Trend zu profitieren. China hat längst den Status als Entwicklungsland hinter sich gelassen, und eine wohlhabende Mittelschicht investiert beträchtliche Summen, um ihren Kindern einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen. In Europa steht man in den Startlöchern. TAL Education bietet ein breites Spektrum an Bildungsdienstleistungen, das traditionelle Klassenzimmer, private Nachhilfelehrer und Online-Nachhilfeplattformen umfasst und sich an Grundschüler bis hin zu angehenden Universitätsstudenten richtet.  Das durchschnittliche jährliche Wachstum von 48 Prozent seit 2011 zeigt, dass das Konzept bei den Schülern sehr beliebt ist.

Vor zwölf Jahren startete die Lernplattform Sofatutor, als digitale Bildung noch kaum thematisiert wurde. Doch alles änderte sich mit dem Ausbruch des Coronavirus. Seitdem die Schulen in Deutschland während des Höhepunkts der Pandemie schließen mussten, verzeichnet die Plattform wöchentlich 1,5 Millionen Nutzer – mehr als zuvor in einem Monat. Zusätzlich greifen rund 5.000 Schulen auf die Lernvideos, interaktiven Übungen und Arbeitsblätter von Sofatutor für ihren digitalen Unterricht zurück. Und als E-Lehrer verdiente man mehr als in der Grundschule.

Aber was passiert jeden Morgen in den Lehrerzimmern in Deutschland?

 L.Credi Kolleginnen bastelten sich Arbeitsblätter zu Hause in Heimarbeit. Warum diese nicht online stellen und dafür einen finanziellen Obolus zu genieren?

Rita Delacroix, Fremdsprachenlehrerin nickte, fand L.Credis Ideen gut. Sich selbstständig machen. Sie selbst war 58 Jahre alt, unterrichtete Französisch und Spanisch und saß zu Hause herum. Haben wir nicht einen Lehrermangel? Rita wurde nicht mehr gebraucht. Die weiterführenden Schulen haben den Erwerb einer Fremdsprache abgeschafft Grund ist die Künstliche Intelligenz. Seit der Weiterentwicklung von ChatGPT und anderen Firmen, kann die KI alle Sprachen in einem Bruchteil der Sekunde erkennen, umwandeln und anwenden.

Warum soll in der Sekundärschule Klaus-Peter noch die französischen Sonderzeichen lernen. Die Cédille ist ein kleiner s-förmiger Haken unter dem Buchstaben c. Im Französischen gibt es bestimmte Regeln für die Aussprache des c. Wenn ein c von einem hellen Vokal wie e, i oder y gefolgt wird, wird es wie ein [s] ausgesprochen, zum Beispiel in „cinéma“ (Kino). Wenn ein c von einem dunkleren Vokal wie a, o, u oder einem anderen dunklen Laut gefolgt wird, wird es wie ein [k] ausgesprochen, wie in „cuisine“ (Küche).

Klaus Peter hatte einen Bubblefish im Ohr, einen kleinen Knopf, der in Sekundenschnelle seine Sprache in alle Sprachen der Welt umwandelte und auch alle Sprachen empfangen konnte. Super… endlich wird der Bericht des römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar über den gallischen Krieg vor mehr als 2100 Jahren greifbar. Klaus Peter spielte Caesar und sein Lateinlehrer den Sklaven Oktavius unter der virtuellen Brille auf seinem neuen IPhone.

Noch nie etwas vom Bubblefish gehört?

Der Babelfisch, auch bekannt als Babel Fish, ist eine fiktive Kreatur aus Douglas Adams‘ Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“, die mittlerweile zu einem bekannten Symbol für maschinenbasierte Übersetzungssysteme geworden ist. Der Internet-Übersetzungsdienst Babel Fish hat sich nach diesem Vorbild aus Adams‘ Roman benannt. Im Buch wird der Babelfisch als eine kleine Kreatur beschrieben, die sich in das Ohr einführen lässt und dem Träger ein Verständnis aller gesprochenen Sprachen ermöglicht. Adams erklärt dieses Konzept, indem er den Babelfisch als Symbionten darstellt, der sich von externen Gehirnwellen ernährt und deren Bedeutung in Form von telepathischer Energie direkt ins Gehirn des Trägers überträgt. Der Name Babelfisch ist eine Anspielung auf die biblische Geschichte des Turmbaus zu Babel und die darauffolgende babylonische Sprachverwirrung aus dem Buch Genesis.

Und nun war Bubblefish das größte IT- Unternehmen der Welt mit Sitz in China.

Also brauchte man Rita Delacroix nicht mehr. Der Dienstherr hatte sie in den Ruhestand versetzt. Das war billiger als das Gehalt einer Oberstudienrätin weiter zu zahlen. Rita aber wollte ihren Geist trainieren. Sie stockte sie ihre Pension beim Flaschensortieren im Getränkecenter auf. Sie konnte rechnen. Das Einmaleins. Wenn Kunden kamen mit gemischten Getränkepaletten ratterte sie im Kopf die 0,8, 0,15 und die 0,25 ct Reihen rauf und runter.  Das hielt jung. Bis 2025. Dann wurden die Bierkisten durch eine Scanschranke erfasst und Rita war arbeitslos.

Hannah Hagenstroh, Fremdsprachenkorrespondentin und Klassenbeste des Jahrgang 2019 des Ratesgymnasium, übersetzte drei Jahre lange für eine Bielefelder Puddingfirma Zutatenlisten für den neuen Milchsmoothie für die Absatzmärkte in Polynesien und die Osterinseln. Die bedeutendste polynesische Sprache ist das Samoanische mit 430.000 Sprechern, es folgen Tongaisch und Tahitianisch mit jeweils 125.000. Die meisten polynesischen Sprachen werden nur von wenigen Tausend Menschen gesprochen. Von den 310.000 Maori auf Neuseeland sprechen nur noch 60.000 ihre polynesische Sprache als Muttersprache. Aber alle liebten Pudding.

Nun kam auch in der Firma die KI im Einsatz. Hannah brauchte man nicht mehr. Aber Hannah war innovativ. Jetzt, wo die KI im ganzen Bildungsbereich festkrallt, es fraglich wird, was die Kinder noch in der Schule lernen sollen, brauchte es eine Revolution. Musste man die jungen Menschen nicht auf ein Leben in der Apokalypse vorbereiten? Wer brauchte noch „Die Glocke“, „Effie Briest“ und vor allem „Iphigenie auf Tauris“.  Müsste man die Jugendlichen nicht „vorbereitet“ – preparieren – preppern?

Prepper sind Personen, die sich durch individuelle Maßnahmen auf verschiedene Arten von Katastrophen vorbereiten. Dies kann die Einlagerung oder der Eigenanbau von Lebensmittelvorräten, die Errichtung von Schutzbauten oder Schutzvorrichtungen an bestehenden Gebäuden, die Bevorratung von Schutzkleidung, Werkzeugen, Funkgeräten, Wertgegenständen, Edelmetallen und Waffen umfassen. Zusätzlich werden Fähigkeiten in den Bereichen Erste Hilfe, Survival, Bushcrafting, körperliche Fitness und Selbstverteidigung trainiert. Der Begriff „Prepper“ leitet sich vom englischen Ausdruck „to be prepared“ ab, was „bereit sein“ bedeutet, sowie vom Pfadfindergruß „Be prepared“ für „Sei bereit!“ oder „Allzeit bereit“

Das war eine gute Ideen. L.Credi, Grundschulbildungsleitende aus dem Bielefelder Norden, Rita Delacroix, Lehrerin für Französisch und Spanisch und Hannah Hagenstroh, gründeten eine Privatschule. „Bi-Saved“.

Fortsetzung folgt.

 

 

 

 

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