Horror

Kunden brachten die Bilder unaufhörlich zurück – „es ist verflucht!“, hallte es durch die Straßen Bielefelds.

Heinz Hollenbusch hatte einen Pop-up-Store eröffnet, der sich schnell in einen Albtraum verwandelte. Ein Gemälde, das er einst für einen lächerlichen Euro auf einem trostlosen Stadtteilflohmarkt ergattert hatte, hatte sich in einen teuflischen Bannkreis verwandelt.

„Niemand wollte dieses verdammte Bild haben!“, erzählte der Flohmarkthändler verzweifelt. „Für einen Euro kann man es mitnehmen. Es soll sehr alt sein.“

Das Bild zeigte ein kleines Mädchen in einem blutroten Kleid, dessen Augen einem unheimlich durch den Raum folgten. Heinz setzte einen Preis von 25 Euro an, und Anneliese Schulz kaufte es, doch schon nach wenigen Tagen brachte sie es zurück. „Ich will das Bild nicht mehr! Es jagt mir Schauer über den Rücken. Das verdammte Kind starrt mich immer an!“, flüsterte sie ängstlich.

Heinz überlegte kurz angesichts der europäischen Rücknahmegesetzgebung, die auch gebrauchte Artikel zurückforderte, aber Anneliese wollte nicht einmal Geld zurück. So stellte er das unheimliche Porträt erneut ins Schaufenster, diesmal mit einem Rabatt von fünf Euro und einem beunruhigenden Hinweis: „Möglicherweise verflucht.“ Dieser makabre Marketing-Trick zog Interessenten an wie die Motten das Licht.

Doch auch der nächste Käufer kam bald darauf wieder, mit entsetztem Blick und bebender Stimme. „Ich will dieses verfluchte Ding nie wieder sehen!“, schluchzte die Käuferin namens Horst. Also landete das Bild zum dritten Mal im Schaufenster, nun begleitet von der aufdringlichen Frage: „Sie ist wieder da! Zweimal verkauft, zweimal zurückgegeben! Bist du mutig genug?“

Thorben Rudke wagte sich, mutig wie ein Held, das Gemälde für seinen Junggesellenabschied zu erwerben. Sie feierten eine wilde Party in seinem Wohnzimmer, aber am nächsten Morgen brachte er das Bild zurück und flüsterte mit bleichem Gesicht: „Es ist alles zerstört!“ Das Kind auf dem Bild hatte sein Schicksal besiegelt.

Horst behielt jedes Mal den Verkaufspreis ein und erhöhte ihn sogar noch. Ein Wettbewerb entstand: Wer konnte das mysteriöse Kunstwerk am längsten ertragen? Es wurde zu einer Art Achterbahnfahrt der Gruselkunst, die die Menschen faszinierte und entsetzte.

Der Grund für dieses seltsame Phänomen? Es könnte an der Verkaufsstrategie gelegen haben. Psychologisch betrachtet können Emotionen und Ängste verstärkt werden, wenn man sich auf etwas fokussiert oder bestimmte Erwartungen hegt. Die düsteren Augen des Kindes auf dem Gemälde schienen die Betrachter förmlich zu verfolgen und verursachten beklemmende Gefühle.

„Man kann sich auch auf Fotos und Gemälden beobachtet fühlen, besonders wenn der Porträtierte direkt aus dem Bild zu blicken scheint, aus einem Winkel von null Grad“, erklärte Professor Hansmann. „Bei einem leichten seitlichen Blick fühlt man sich gerade noch beobachtet, zum Beispiel, wenn der Porträtierte einem auf das Ohr zu schauen scheint. Wenn die Blickrichtung um mehr als fünf Grad abweicht, fühlt man sich nicht mehr beobachtet.“

Eine Besonderheit des Effekts: „Um den Eindruck zu haben, von einem Bild angesehen zu werden, müssen wir nicht frontal davor stehen“, sagt Dr. Sarah Tölz  aus der Forschungsgruppe Kognitive Systeme und soziale Interaktion, die zur Technischen Fakultät und CITEC gehört. „Der Eindruck entsteht auch dann, wenn wir uns links oder rechts und in unterschiedlichen Abständen von dem Bild befinden.

Das Bild wurde schließlich von der Leiterin der örtlichen Kunsthalle, Frau Dr. Hiesenbrink, erworben. Sie ließ einen speziellen Raum für das Gemälde einrichten, in dem Besucher es für fünf Euro betrachten konnten. In diesem düsteren Raum veränderte das Bild die Menschen, und die Kunsthalle erlebte einen nie dagewesenen Ansturm, der finanziellen Erfolg brachte.

Und so wurde Heinz Hollenbuschs fluchbeladenes Gemälde zu einer Legende, die sogar die berühmte „Mona Lisa“ im Louvre in Paris in den Schatten stellte. Ob Frau Hiesenbrink tatsächlich ein Bild von Lisa del Giocondo gekauft hatte? Dieses Kunstwerk wurde zur Sensation Europas, ein Werk, das die Grenzen zwischen Kunst und Realität verschwimmen ließ.

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