Investment

Shao Li Ping hatte genug! Der Punkt war erreicht, an dem er handeln musste, koste es, was es wolle. Shao war vor einigen Jahren aus China geflohen und in Bielefeld gestrandet – ein riskanter Weg über die neue Seidenstraße. Sein Zufluchtsort? Ein Sojamehl-Container, ein schattiges Versteck, das von den Durchsuchungen verschont blieb. Doch das ist erst der Anfang dieser atemberaubenden Geschichte.

In den düstersten Ecken der Xhingpijmer Wirtschaftsabteilung war Shao Li Ping aktiv. In der 3. Brigade tätig, fand er Inspiration in seinem Idol, Xi Jinping, der mit feurigen Worten das chinesische Volk dazu anspornte, die Welt zu beherrschen. Währenddessen operierte Shao’s Freund Yong längst in Deutschland. Ein gewagter Deal war gerade in Hamburg über die Bühne gegangen – die Chinesen hatten Teile des Hafens erobert. Zwar nur ein kleiner Bruchteil, aber ausreichend, um den Fuß in die Tür zu setzen. Während Yong in Bielefeld agierte, enthüllt der volle Umfang dieser Geschichte sich auf meinem Blog.

Shao hatte einst den Gipfel des Wohlstands erklommen, sein Vermögen in Wohnanlagen investiert. Zwischen opulenten Unterkünften für begüterte Studenten und den aufstrebenden Megastädten Chinas, hatte er gewählt. Doch jetzt, ein Schatten seiner selbst, war er bankrott, sein Reichtum dahin. Seine Investitionen waren zu Asche zerfallen. Vertrauen in die „State Guest Mansions“ hatte ihn in den Abgrund geführt.

Die „State Guest Mansions“, einst als prächtige Residenzen für Chinas Elite geplant, waren zu Ruinen verkommen. Ein öder Anblick aus herumirrenden Viehherden und wagemutigen Entdeckern, die sich durch die verlassenen Gemäuer wühlten. Die düstere Siedlung erhob sich in den Hügeln von Shenyang, eine trostlose Überbleibsel von Plänen, die einst von der Greenland Group, einem Immobilienriesen aus Shanghai, geschmiedet wurden. Shao flog von Bielefeld nach China, um sich selbst ein Bild zu machen, wo seine Millionen gelandet sind. Alles Asche ! 2010 begann der Bau, ein Traum von royalem Leben in „europäischen“ Villen, der in nur zwei Jahren zerbarst. Zurück blieben die zerschlagenen Grundgerüste, ein Schattenreich, das die Vorstellung von Apokalypse heraufbeschwört.

Die Jahreszeiten vermischen sich in einem unheimlichen Tanz: Örtliche Bauern pflügen das Land zwischen den verfallenden Villen, legen Felder an. Die einst ungenutzten Garagen dienen jetzt als Heulager, bescheidene Holzzäune formen Gehege für Kuhherden. Ein Bauer fasst das Drama zusammen: „Diese Häuser könnten ein Vermögen wert sein, doch die Reichen haben nie zugegriffen.“ Warum die Siedlung versagt hat, ist im Nebel der Spekulationen gehüllt – korrupte Behörden, schwindende öffentliche Mittel, vielleicht. Als die Regierung gegen unkontrollierte Expansion vorging, bröckelte die Vision.

Das Innere der Villen ist ein Ort des Verfalls, ein Monument des Kontrasts. Dicker Staub und Schutt kontrastieren mit Marmorböden, Kristallsäulen, kunstvollen Kassetten und Intarsien. In einem verlassenen Hauptgebäude steht das Modell der einstigen Pracht – 260 Villen, nun in Trümmern.

Geisterstädte, ein beunruhigender Anblick in einem Land, in dem rund 65 Millionen Häuser leer stehen. Jahrelang trieb der Immobiliensektor Chinas Wirtschaft an, ambitionierte Projekte wurden großzügig unterstützt. Doch eine alternde Bevölkerung und Sorgen um die Zugänglichkeit von Immobilien schufen ein Ungleichgewicht. Das Resultat: verlassene Städte. Thames Town, ein Schanghai-inspirierter Vorort, steht leer. Kangbashi, die „leere Stadt“ in Ordos, ist das Aushängeschild. In der Wüste Nordchinas liegt die Stadt, ein futuristisches Paradies mit Wolkenkratzern, Museen und Stadien – doch von 300.000 erwarteten Bewohnern, sind nur 5.000 übriggeblieben. Ein Spektakel der Dramatik, das die Geschichten eines Landes erzählt.

Die düstere Saga von Kangbashi entfaltet sich in den aufgewühlten Gewässern der 2000er-Jahre. Ein Land, das inmitten riesiger Kohlevorkommen erwachte, verwandelte über Nacht gewöhnliche Menschen in Millionäre. Eine Schatzkammer schien sich zu öffnen, und Regierung sowie Investoren erkannten darin die Chance, in die verborgenen Reichtümer Chinas zu investieren: Infrastruktur und Immobilien. Luxuriöse Apartments schossen empor, vierspurige Autobahnen durchzogen das Land, Parks erwachten zum Leben, und architektonische Meisterwerke schmückten das Land – Zeugen der Kunst, Kultur und des Sports. Kangbashi war dazu ausersehen, das pulsierende Herz einer neuen Wirtschafts-, Kultur- und Politikmetropole zu werden. Doch es geschah etwas Unerklärliches. Die Menge blieb aus, die Stadt der Träume blieb verwaist. Die Ursachen sind so vielfältig wie schicksalhaft: Die verwendeten Baumaterialien erwiesen sich als minderwertig, und potenzielle Bewohner wurden von einer erdrückenden Vermögenssteuer belastet.

Doch vielleicht barg diese Stadt einen Funken Hoffnung für die Rentner Deutschlands. Die Sicherheit ihrer Rente war auf brüchigem Eis. Doch Shao Li Ping, unbeirrt von seinem eigenen finanziellen Desaster, war nicht bereit aufzugeben. Eine brennende Entschlossenheit trieb ihn an, eine heldenhafte Informationskampagne in den Altersheimen Ostwestfalens zu initiieren. Mit einem letzten Funken Hoffnung, in den Augen derer, die Jahrzehnte ihrer Lebenszeit der Arbeit geopfert hatten, wollte er die unwirkliche Stadt als ihren möglichen Zufluchtsort präsentieren. Der Wind des Wandels mochte verweht sein, aber Shao war entschlossen, die verblassten Träume mit einem Hauch von Abenteuer und einem Hauch von Großartigkeit zu erfüllen. In den stillen Korridoren der Altersheime würde sein Ruf nach Veränderung widerhallen, und vielleicht würden die mutigen Seelen, die das Rentenalter erreicht hatten, ihren Blick gen Osten richten, wo eine Stadt, die zu groß für ihre eigene Geschichte geworden war, darauf wartete, von neuem Leben erfüllt zu werden.

AFFE

Er galt als wohl der älteste und einzige braune Gorilla in ganz Westfalen. Doch nun, tragischerweise, hat Cheeta für immer die Augen geschlossen, wie der schwer gebeugte Tierparkdirektor mit tränenerstickter Stimme verkündete: „Wir verneigen uns vor einem außergewöhnlich langen Leben. Mit über 39 Jahren war er ein erstaunlich betagter brauner Gorilla – der Einzige dieser Art in unseren Gefilden.“ Seine Präsenz, ein Juwel für Westfalen, ist nun unwiederbringlich erloschen. Cheeta trotzte den Jahren und wurde nahezu doppelt so alt wie seine Artgenossen. Schon am 14. Februar 1988 fand er Zuflucht in unserem Tierpark, nachdem er aus einer privaten Haltung in der VIP-Siedlung gerettet wurde, als er schlichtweg zu mächtig für seine ursprünglichen Besitzer wurde.

Nicht bloß ein Tier in unseren Gehegen, sondern ein Leuchtturm der Bewunderung, ein Magnet für die Massen. Trotz seiner hohen Jahre bewahrte er bis vor Kurzem eine erstaunliche Wendigkeit. Aber in letzter Zeit begann er zu schwächeln, seine Bewegungen wurden immer träger, der Hunger schwand, bis er schließlich erlosch. Die Tierpfleger, Biologen und Veterinäre des Zoos standen vor einer schmerzhaften Entscheidung: Das Ende von Cheetas Qualen bedeutete, ihn einzuschläfern und ihn von seinem Leid zu befreien.

Die traurige Nachricht füllte die Schlagzeilen unserer lokalen Zeitung: „Bielefeld trauert um Cheeta – Eine Ära endet“. Eine Stadt ohne Cheeta schien surreal, und wie reagierte die verbliebene Affenfamilie? Die braune Gorillagemeinschaft, die in Bielefeld und darüber hinaus Einzigartigkeit verkörperte, trauerte. Ein Klagelied hallte durch den Zoo, als die Affen ihren Verlust spürten. Sogar Karin Winterscheid, ein Engel im Alltag, die den Jahnplatz von Zigarettenstummeln befreite, Brötchen für Bedürftige besorgte und sich um die Sicherheit der Touristen kümmerte, konnte ihre Tränen nicht unterdrücken. Die Stadt hatte eigens Ampeln für Handy-Nutzer installiert, die das Ampellicht auf den Boden projizierten und vor Gefahren warnten. In ihren Gedanken versunken, rollten Krokodilstränen über Karins Gesicht. Die Tage verstrichen, während Karin still trauerte.

Dann erblickte sie eine Anzeige in der Zeitung. Die Buchstaben glänzten, doch die Worte trugen einen düsteren Unterton: „Gesucht: Helden von außergewöhnlichem Kaliber. Mannshohe Kostüme von mythischen Kreaturen und legendären Gestalten warten auf ihre Träger. Godzilla, Tarzan, und andere sind bereit. Sogar Angela Merkel findet sich unter ihnen. Menschen werden für ein einschneidendes Ereignis gesucht.“ Karin, geplagt von Zeit und Geldsorgen, wählte die angegebene Nummer und fand sich in einem abgelegenen Fachwerkhaus in der Altstadt von Bielefeld wieder. Ein Ort, der schlichtweg nicht zur Größe des Ereignisses passte. Vor der Tür hing ein verdecktes Messingschild – ein unheilvoller Vorbote.

Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und eine Hand zog Karin ins Dunkel. Überwältigt von Angst und Verwirrung wurde das Licht eingeschaltet, und in diesem Moment enthüllte sich die unerwartete Wahrheit: Dr. Schnapendick, der Zoodirektor, stand vor ihr. Karin war sprachlos, als er begann zu erzählen. Seine Augen, gezeichnet von Sorgen, baten um Verständnis. „Unser Zoo ist in Gefahr. Ohne Cheeta verlieren wir nicht nur ein Tier, sondern auch unsere Existenzgrundlage. Die Massen strömten täglich zu uns wegen ihm. Doch jetzt klafft eine Finanzlücke. Entlassungen stehen bevor, Tiere werden freigelassen, und selbst ich werde zum Hilfsfall. Sie müssen uns helfen!“

Karin war überwältigt und sah sich mit einer schicksalshaften Entscheidung konfrontiert. Dr. Schnapendick enthüllte die Einzelheiten: „Wir werden Ihnen ein Affenkostüm geben. Sie tragen es mindestens zehn Stunden am Tag. Egal zu welcher Zeit – Affen haben unterschiedliche Schlafgewohnheiten. Sie erhalten den Mindestlohn: 140 Euro pro Tag, dazu 100 Euro für Ihre Verschwiegenheit. Wochenenden fallen flach. Das ergibt 7.200 Euro monatlich, ohne Rücksicht auf Kinderzuschläge. Niemand darf je erfahren, dass Cheeta nicht mehr ist. Die Besucherströme müssen anhalten. Ihre Pausen verbringen Sie in der Affenhöhle, wo Sie sich mit den Gästen unterhalten, ohne jemals Aggression zu zeigen – besonders nicht vor den Kindern. Verstehen Sie?“

Karin sah sich in die Enge getrieben und akzeptierte widerwillig das Angebot. Ihre Tage verbrachte sie nun im Zoo. Im Affenkostüm schlüpfend, tanzte sie als Gorilla, interagierte mit den Besuchern, und wurde zur Hauptattraktion im Affengehege. Die anderen Affen zogen mit, tanzten, spielten und aßen wie echte Affen. Karin war froh um das Geld, das sie verdiente.

Doch bald stellte sich die anfängliche Euphorie als trügerisch heraus. Besonders herzzerreißend war der Besuch einer Grundschulklasse unter der Führung von Lehrerin L. Credi. Anstelle von Snacks über den Zaun zu werfen, wurden die Schüler in eine Sachkundeeinweisung mit Reiswaffel-Zeremonie verwickelt. Die Junggesellenabschiede brachten zwar manchmal Unterhaltung, doch gelegentlich wagte sich ein ängstlicher Freigeist ins Gehege. Karin befand sich in einem Zwiespalt. Die endlosen Mätzchen und das Nachahmen von Urwaldgeräuschen in der unerbittlichen Hitze des Kostüms wurden fast unerträglich. Dann kam der 17. September – ein Schicksalstag.

Karin ließ das Grunzen und Stöhnen, riss sich die Maske vom Kopf und rief laut:“Ich habe kein Bock mehr. Die Besucher denken, hier wäre ein Affenzirkus!“ Die Affenhorde hörte Karins Wutausbruch. Der Nebenaffe deutete ihr an, dass sie schweigen sollte. „Hör auf, hier rumzuschreiben, sonst verlieren wir alle hier unseren Job! Wir allen brauchen das Geld Superhelden“. Karin fiel aus allen Wolken. Die gesamte Affenbande bestand aus Laienschauspielern.

Sie war nicht alleine. Was sollte sie tun?

Rauchen

Tiefer Frust lastete in der Luft. Der Regen goss sich seit Tagen in einem endlosen Strom über die Stadt aus. Karin Winterscheid sehnte sich verzweifelt nach dem Sommer, doch dieses Jahr schien er von grauen Wolken verbannt zu sein. Sie saß gefangen in der öden Betonwüste von Ostwestfalen, hoch oben im düsteren Oberzentrum. Ihre Augen ruhten auf einer Gruppe Jugendlicher, deren Gestalten in dem tristen Umfeld zu verblassen schienen. Doch was sie sah, raubte ihr den letzten Nerv: Sie rauchten weiterhin, und ihre Zigarettenstummel wurden achtlos auf den nassen Boden geworfen. Ein regelrechter Fluch schien über dieser Szene zu liegen.

In Bielefeld hätte das Wegwerfen solcher Kippen bereits Konsequenzen nach sich gezogen – ein kleiner Preis, den die Ordnungspolizei von den Übeltätern fordern würde. Aber das Ordnungsamt hatte Wochenende. In Singapur würden für solch sorgloses Verhalten gar Gefängnisstrafen verhängt. Karin stellte sich vor, ihre Freundin, die Kommissarin Petra Schweger, anzurufen. Aber konnte man überhaupt das rücksichtslose Verschütten von Kippen verhindern?

Die Auswirkungen einer einzigen Zigarette drängten sich in ihre Gedanken: Eine Studie enthüllte, dass sie tausend Liter Wasser verunreinigen konnte. Und dennoch, in der unberührten Natur, landeten Jahr für Jahr Billionen dieser Kippen. Die verheerenden Konsequenzen waren nicht nur für die Umwelt spürbar, sondern auch für die zerbrechliche Nahrungskette der Menschheit. Die Fakten zersplitterten wie ein düsteres Gemälde vor ihren Augen: Forscher hatten vor einigen Jahren im Herzen Berlins im Durchschnitt drei Zigarettenstummel pro Quadratmeter gefunden. Ein düsteres Maximum von 49 Stummeln hatte sie regelrecht schockiert. Überall auf der Welt wurden jährlich unvorstellbare 4,5 Billionen Zigaretten in die unwiderrufliche Umwelt geworfen. Ein Schwall aus Wind und Regen spülte sie gnadenlos in Flüsse und Ozeane, die letzten Rückzugsorte unserer fragilen Welt.

Karin konnte den Blick nicht abwenden von diesem herzzerreißenden Bild. Eine einzige Zigarette – wie konnte das sein? Die verfluchte Kippe vermochte laut einer verhängnisvollen Studie ganze tausend Liter Wasser in schmutziges, unheilvolles Grau zu verwandeln. Und als wäre das nicht genug, freisinnig von den Lippen eines Rauchers entlassen, konnte sie bis zu 7000 Chemikalien und toxische Substanzen freisetzen. Ein düsterer Tanz der Verderbnis, von dem niemand zu entkommen schien.

Die Tragödie erstreckte sich bis in die tiefsten Gewässer. Fische, Larven, winzige Mikroorganismen – sie alle litten unter den Folgen dieser scheinbar harmlosen Kippen. Ein Bild des Todes formte sich vor Karins Augen. Sogar bei Wattwürmern, den unscheinbaren Bewohnern des Meeresbodens, hatte man Mutationen im Erbgut nachgewiesen. Wenn harmlose Speisefische diese zerstörerischen Partikel verschlangen, konnten sie eine unheilvolle Reise durch die Nahrungskette antreten, die schlussendlich beim Menschen landete. Ostwestfalen mochte keine Fischerei bieten, doch die Bedrohung der menschlichen Nahrungskette lauerte auch hier, getragen von einem verheerenden Regen aus Gift.

Forscher hoben den bedrohlichen Finger: Es waren vor allem die vermaledeiten Filter der Zigaretten, die zur Katastrophe beitrugen. Diese unscheinbaren Teile schleusten, unbemerkt von den meisten, Mikroplastik in die belebte Natur. Doch es gab einen Hoffnungsschimmer – biologisch abbaubare Filter könnten die Rettung sein.

Auch die Touristenorte stöhnten unter der Last des Zigarettenmülls. Klagen drangen aus allen Ecken – von Besuchern, von Einheimischen. Die Bielefelder Umweltbehörde beschrieb die Szene des Grauens: Zigarettenstummel wurden achtlos auf Parkbänken entsorgt, Pflanzenkübel dienten als Aschenbecher, und das traurige Resultat waren geschädigte Pflanzen und ein erhöhter Pflegeaufwand. In Köln kämpfte man mit einer regelrechten Schlacht, um Kippen von Kopfsteinpflaster aufzulesen. Die schmalen Spalten des Pflasters verschlangen den Müll gierig.

Dramatisch ergriffen von der Dringlichkeit des Anliegens, setzen Menschen nun an zahlreichen Orten auf verzweifelte „Clean-up-Aktionen“. Hierbei eilen sie mit erhobenen Herzen und bereitwilligen Händen hervor, um Kippen und Unrat ehrenamtlich einzusammeln, als kämpften sie gegen eine unaufhaltsame Flut. In den düsteren Abgründen der sozialen Medien lauert eine Bewegung namens „Litterpicking“, ein Ruf nach Rettung, der von den Herzen und Taten all jener erfüllt wird, die sich dem Kampf angeschlossen haben. Die düstere Szenerie zeigt sowohl Privatpersonen als auch Gruppen von Unbeugsamen: Vereine, Parteien, Künstler und die rebellische Jugend, sie alle strecken die Hände aus, um der bedrängten Welt Hoffnung einzuflößen. Doch das ehrfurchtgebietende Sammeln, wie gewaltige Wellen an einem schier endlosen Strand, kann nur einen Bruchteil der Verwüstung mildern, da die Geister der Schadstoffe bereits unerbittlich aus der Dunkelheit hervorgetreten sind. Und während der Ruf nach Hilfe von Karins Nachbarn im Generationenhaus oder von Lehrerin L. Credi in der Grundschule möglicherweise einen rettenden Hauch in der Ferne verhieß, fanden ihre Worte durch die schmerzhafte Erkenntnis, dass die sonnenverwöhnten Ferien längst verweht waren, keine Erlösung.

Doch unter all den Wolken der Verzweiflung hallt ein verzweifelter Appell der Wissenschaftler wider, der wie ein düsteres Echo in den Ohren klingt: Viele Raucher verharren in einer unwissenden Dunkelheit, die von den Plastikfiltern ihrer Zigaretten gespeist wird, die unaufhörlich die unschuldige Umwelt erdrücken. Eine alarmierende Umfrage des Verbraucherzentrums enthüllt, dass jeder fünfte von diesen irrtümlich glaubt, Zigarettenstummel hätten keine Macht, da sie sich von Natur aus im Wasser und in der Welt auflösen würden. Ein finsteres Missverständnis, das die stille Verwüstung verschleiert.

Entschlossen stehen die Städte auf, um gegen diese Finsternis anzukämpfen. Gemeinschaften vereinen ihre Kräfte, um dem Teufelskreis der Verschmutzung Einhalt zu gebieten. Während die Wolken über Sylt sich drohend zusammenziehen, werden jährlich 10.000 Aschenbecher an die Strände verteilt, wie funkelnde Sterne in einer wolkenverhangenen Nacht. In Köln erstrahlt ein Licht der Hoffnung, als der Hauptbahnhof von einer Flut zusätzlicher Aschenbecher erfasst wird – eine glorreiche Schlacht gegen die Dunkelheit der Verwüstung. Die Worte auf den Hinweisschildern wirken wie Balsam für die geschundene Erde: „Wirfst du deinen Müll in die Umwelt?“ und „Wirf ihn hier rein“. Sie hallen wie ein schützender Zauber wider, der das Böse in die Dunkelheit zurückschickt.

Und dann, wie funkelnde Diamanten im Abendrot, verteilen einige Städte kostenlos Taschenaschenbecher – ein Schimmer der Rettung in der Finsternis. Doch auch der Humor zeigt sich als letzter Strohhalm im Kampf gegen die Dunkelheit, wenn Aschenbecher zu Umfrageboxen werden, deren Schlitz eine Frage aufwirft, deren Antwort nur durch die stillen Kippen gegeben werden kann. „Ostseeascher“ an den Stränden des Meeres oder die provokante Frage, wer stinkt mehr, der Mensch oder das unschuldige Wiesel im Bayerischen Nationalpark, sie alle erinnern an die bittersüße Ironie der Situation.

Und während die Tage ins Land ziehen, lastet das Gewicht aller seit 2019 gesammelten Kippen wie eine düstere Wolke auf der Nationalparkverwaltung – eine Tonne von Erinnerungen an die unermüdlichen Kämpfer im Krieg gegen die Zerstörung.

Der Regen in der Oberstadt stürzt sich weiterhin unaufhörlich auf die Erde, während Karins Kaffee kalt und bitter in ihrer Tasse verharrt. Die Gedanken an die Millionen von Kippen, die wie ein Schatten über ihrer Stadt hängen, lassen sie nicht los. Bald schon wird die Arminia wieder auf dem Spielfeld stehen, und ein Funken Hoffnung durchflutet ihre Seele. Ein Anfang ist gemacht. Mit geschickten Händen und einem Funken Entschlossenheit bastelt Karin aus alten Konservendosen Mülleimer für die Kippen und stellt sich entschlossen vor den Eingang der Südtribüne. Ein Applaus der rauchenden Fans erfüllt die Luft, als Anerkennung für ihre mutige Tat. Karin hat in dieser Dunkelheit ein kleines Licht entzündet, ein strahlendes Zeichen der Hoffnung, das den Weg in eine bessere Welt weist.

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