
Eine Woche Urlaub stand auf dem Programm. Endlich mal raus aus Bielefeld, mal durch Deutschland reisen. Mit dem Zug. Das wäre doch klasse und so umweltschonend.
Kommissarin Petra Schweger kaufte sich das 49 Euro Ticket und neben der stylischen Chipkarte lag eine Beipackzettel. Wozu das, überlegte sie, als sie den DIN A 3 großen Waschzettel auseinanderfaltet. Das war Deutschland. Von wegen, man für 49 Euro durch ganz Deutschland fahren. Jedes Bundesland packte ein besonderes Bundle drauf.
In Niedersachen war die Fahrradmitnahme inkludiert; in Hessen, das Führen eine Hundes (Doggen ausgenommen); in Hamburg waren die Fähren mit drin, in Rheinland-Pfalz die Winzertrecker. In Sachsen galt es mit 1 Euro Aufschlag für einen Solidaritätsfond. In Thüringen war der Verzehr von Bratwürsten im Zug untersagt, in Bayern erwünscht.
Und was NRW? In diesem Transitland wurde das Fahren in den Regionalzügen limitiert. Montag und Mittwoch nur für Menschen, der Namen mit X anfängt und Dienstag und Donnerstag mit Y. Alle anderen Tage waren frei. Aus Kostengründen wurden die Zugtoiletten bis 2100 geschlossen. Zudem gab es das Deutschlandticket nur als Abo.
Kaufe 12, bezahle 11. Positive Schufa-Auskunft vorausgesetzt.
Für Petra Schweger kein Problem, nur ihre Mutter mit 75 Jahren war es schwierig, denn nur 13 Prozent der über 65-Jährigen ist in der Lage , einfach Behördengänge online zu erledigen. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass 87 Prozent der älteren lebenden Menschen das Deutschlandticket gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen erwerben können.






Zudem gab es im Saarland noch einen Seniorenrabatt und in Berlin durften alle
unter 35 Jahren eh umsonst Bahn fahren.
In Sachsen-Anhalt musste man einen Zuschlag von 0,30 ct pro Kilometer zuzahlen,
wenn der Gatte nachweislicher Fleischesser war und in Schleswig-Holstein 0,30 ct weniger, wenn man sich an der Investition eines Windrades beteiligte.
Es ist geplant, eine Verknüpfung mit verbilligten Jobtickets anzubieten. Arbeitgeber, die das 49-Euro-Ticket als Jobticket anbieten und mindestens 25 Prozent der Kosten übernehmen, erhalten einen weiteren Rabatt von fünf Prozent vom Staat. Somit kostet das Ticket für Arbeitnehmer höchstens 34,30 Euro. Zusätzlich sind regionale Vergünstigungen für Schüler, Studierende und Sozialleistungsempfänger geplant oder werden diskutiert. Die Mädchen des Ratsgymnasiums durften billiger fahren als die Jungen. Diese können entweder das 49-Euro-Ticket ergänzen, wie das „Junge-Leute-Ticket Bi“ in Bielefeld, bei dem das Deutschlandticket für junge Menschen weiterhin bezuschusst wird, oder als Alternative das „Jugendticket OWL“, das für 365 Euro im Jahr erhältlich ist, erwerben. Fahren für einen Euro am Tag.
Petra war weder jung noch bekam sie als Beamtin ein Jobticket.

Im Januar 2023 erreichten etwa 92 Prozent der Züge im Personenverkehr der Deutschen Bahn ihre fahrplanmäßige Ankunftszeit mit maximal 5,59 Minuten Verspätung. Etwa 98 Prozent dieser Züge kamen innerhalb von maximal 15,59 Minuten an ihren Unterwegs- und Endhaltestellen an.
Die Gesamtpünktlichkeit der Züge der Deutschen Bahn Fernverkehr AG betrug im Jahr 2022 etwa 65 Prozent, was im Vergleich zum Vorjahr eine Verschlechterung um etwa zehn Prozent bedeutet. Ein Zug gilt als pünktlich, wenn er eine Verspätung von unter sechs Minuten hat. Aber das nutzt überhaupt nichts, wenn man in Brackwede-Süd im Dauerregen steht und weiß, dass die Fahrt nach Münster nun zwei Stunden dauert.
Petra konnte das 49 Euro leider nicht zurück geben. Sie hatte schon ihren Namen drauf geschrieben.
