
Petra Schweger, Heldin meines Blogs und Polizeikommissarin aus Bielefeld nervte es. Es war 04.Uhr morgens und sie wurde zum Dienst gerufen. Mal wieder am Kesselbrink. Hier war sie gut bekannt, grüßte die Markthändler und abends die Dealer und trank einen veganen Milchshake im Restaurant zum Grünen Würfel. Was war passiert?
In der Innenstadt wurden 14 Ampeln umgestaltet. Nein nicht mit Haltegriff für Radfahrer sondern mit queeren Ampelmännchen. Ups, dass durfte sie nicht sagen. Es waren Ampelmänner und Ampelfrauen mit Herzchen. Oder Männer in Kleidern? Oder ? Gab es keine Ampelkinder mehr? So sah es aus. Und irgendjemand hatte alle 14 Ampelanlagen mit einer Zwille kaputtgeschossen. Sie konnte nur den Schaden und Beweismittel aufnehmen, aber mehr war da nicht drin. Die 14 Ampeln kosteten der Stadt circa 13000 Euro. Woher dieses Geld kam, wusste niemand. Wer waren der Attentäter? Veränderungen in der Gesellschaft kamen immer erst mit einiger Vespätung in Bielefeld an. Jedenfalls hatte Bielefeld einen Bürgermeister, der mit einem Mann verheiratet ist. Waren es homophobe Täter? Spuren gab es keine.
Es war Samstag und der holländische Fischhändler briet um kurz nach sechs schon die ersten Backfische. Mit Remoulade musste es sein, auch ohne den passenden Schnaps danach. Petra war ja im Dienst. Neben ihr standen noch zwei Twens die nach einer durchzechten Nacht ein Lachsbrötchen aßen und der Straßenfeger Igar Srabvdinc, der nach getaner Arbeit einen echten holländischen Kaffee genoss.
Der Fischbratenwagenfrischehändler hatte Tränen und den Augen ob der Zwiebeln, die er schnitt, sondern der Mitteilung, dass der Kesselbrink bald zwecks Umbaumaßnahmen geschlossen werde. Das wollten einige Parteien im Rathaus. 84 Prozent der Bielefeld sollen diesen Platz für hässlich empfinden. Nach gut zehn Jahren blüht es in dieser Betonwüste überhaupt nicht. Hier lief vieles quer. Erst mussten die Maulbeerbäume ausgetauscht werden, denn deren Kerne den Boden verfärben, dann war das Restaurant dort von Anfang an eine Fehlplanung, weil dort keiner hinwollte. Die Markthändler hätten auch gerne eine gemütliche Dorfathmosphäre und die Kletteranlagen für Kids waren mit Scherben übersät. In den Büschen lagen die Drogenpakete und auf der Skateranlage bestimmt Skate-King JerryLee wer wann fahren durfte. Redbull für alle. Und Toiletten? Mangelware. Deswegen wuchsen auch die Sträucher zu mickrig.
Leider hatte es die Stadt nicht geschafft dort eine Kirmes, eine Musikfestival oder sogar ein zünftiges Oktoberfest zu organisieren. Nun musste alles anders werden. Im Zentrum der Stadt konnte der Kesselbrink erst einmal für den Karstadtumbau genutzt werden. Dort konnten die Baumaterialien gelagert werden. Aber danach. Früher war dort ein Busparkplatz. Na, das wäre doch etwas in Zeiten der Verkehrswende. Es könnte eine echte Markthalle entstehen, so wie in Barcelona, Nizza, Neapel oder im Taschkent. Mit Dach darüber, oder besser noch Wohnungen.
Die Stadt selber schreibt dazu, dass es der zentrale Treffpunkt —Treff-Punkt!!! der City sei und bei sommerlichen Temperaturen mit seinen Springbrunnen Alt und Jung kühlen.
Früher hieß der Kesselbrink Köttelbrink und war Weideplatz für Vieh, im 17. Jahrhundert Heilquelle mit Badebetrieb, dann Grünanlage. Aber wo war sie geblieben, die dezentrale Versorgung der Bielefelder Bevölkerung mit Frischfleisch und warmer Kuhmilch. Welche Heilquelle liegt unter dem Platz. Hier könnte doch sein eine Art Hyde-Park entstehen.
Mit Speaker’Corner und Wandelhalle. War Ostwestfalen nicht Kurlandschaft Nummer eins? Man könnte auch die Versorgung der Innenstädter durch eine neue Kleingartenanlage sicherstellen.

Petra Schweger war konstaniert. Alles ändert sich. Früher gab es auch ein Bad.
Das Hallenbad am Kesselbrink diente nicht nur als klassisches Hallenbad, wie wir es heute kennen. Viele Bielefelder nutzten es als Badeanstalt. In den 60er Jahren war viele Bielefelder Wohnung noch nicht mit Badezimmern ausgestattet, also nutzten die Bürger so genannte Badeanstalten um zu duschen oder auch in einer Badewanne ein Bad zu nehmen. Und was war mit dem Gebäude der Polizei mit Knast und Kollegiumskantine? Das sollte auch wegkommen. Bielefeld ist eine riesige Baustelle, aber ein Masterplan gab es nicht. Petra beschloss, sich später ein 49 Euro Ticket zu kaufen. Weg, raus aus Bielefeld.
