Solar

Anselm Panstedt schüttelte den Kopf. Er war Bielefelds Energiesparfuchs, Berater für Sparmaßnahmen und Vorreiter des grünen Denkens in Ostwestfalen. In diesem Blog ist schon öfter von ihm die Rede:

https://wordpress.com/post/gerwin.home.blog/718

Aber was die Ampel da plante, regte ihn auf. Nicht die queeren Ampeln in der City, sondern die aus Berlin.

Da soll es um Klimaschutz gehen und Rot, Grün und Gelb legen ein Klimapaket vor, das unvorstellbar ist. Niemand denkt an ein Tempolimit oder einen großen Schritt nach vorne, wie eine Solarpflicht oder die Förderung von Elektrofahrrädern. Oder warum werden Neubausiedlungen immer noch mit Einzelheizungen und nicht mit Blockheizkraftwerken ausgestattet? Und wo soll der ganze Strom herkommen, wenn alle Welt die Atomkraftwerke hochfährt und Deutschland alles abschaltet? Wie soll das alles gehen? In Bielefeld gibt es 171410 Wohnungen. Wie sollen die alle eine ökologische Heizung bekommen? Und wer soll das machen? Im Hochhaus an der Contibronx versorgt eine Gasheizung in einem Haus fast 80 Wohnungen. Für eine Holzhackschnitzelanlage war da kein Platz. Anselm Panstedt hatte eine Idee.

Er würde ein gutes Geschäft machen. Und eigentlich war es doch so einfach, die Welt zu retten, aber natürlich muss auch die Autoindustrie, die Bauindustrie und die Betreiber von Autobahnraststätten bedacht werden. Unglaublich auch, dass Bahnchef Lutz 2022 doppelt so viel Bezüge kassiert hat. Hinzu kam ein Bonus von über 1,26 Millionen Euro. Infrastrukturvorstand Berthold Huber (60) kam auf eine Gesamtvergütung von 1,41 Millionen Euro, Personalvorstand Martin Seiler (58) verdiente 1,39 Millionen Euro. Ein Bonus ist ja ok, aber die Bahn ist so schlecht aufgestellt, fährt Verluste ein, ist teuer und unpünktlich. Den müsste der Scholz doch entlassen, oder geht das nicht? Ist der Beamter? Die Krankenschwester Tarina Tunkenwald zahlt jedenfalls mit, wenn sie mit der Bahn von Bielefeld nach Herford zur Arbeit fährt, und sie wird entlassen, wenn sie unpünktlich auf der Pflegestation F1 ist.

Anselm öffnete die morgendliche Post und las die Post von seinem Schornsteinfeger. Er müsse nun 49,99 Euro mehr bezahlen, denn es gilt ab 2023 die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen (Mittelfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung – EnSimiMaV) und beinhaltet, dass einmal im Jahr die Heizung gewartet werden muss. Warum wurde das nicht inklusiv in einfacher Sprache geschrieben?

Was allerdings passiert, sollte Anselm die identifizierten Optimierungen nicht durchführen lassen, ist nicht bekannt. Konsequenzen für nicht durchgeführte Heizungschecks oder -optimierungen sind nicht durch das Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) kommuniziert worden. Immer neue Verordnungen im verordnetem Deutschland.

Zudem fand Anselm ein Schreiben seiner depotführenden Bank.

Er war schon lange an einer chinesischen Solarfirma „sunny movement“ beteiligt, die jährlich eine Dividende ausschüttet. Bei der Gründung 1989 tauchte im Aufsichtsrat ein Name auf, den Anselm Panstedt schon einmal gehört hatte. Shao Li Ping, inzwischen Bielefelder Geschäftsmann und Wohltäter der Stadt Bielefeld. Anselm jubelte. An 145 Autobahnbaustellen sollten tatsächlich Solaranlagen gebaut werden. Anselm vermutete ein Geschäft. Was für ein gigantischer Flächenverbrauch. Warum nicht alle Flachbauten in Deutschland mit Solar bedecken? Die breiteste Straße Deutschlands ist die Königsallee in Düsseldorf mit einer fast durchgängigen Breite von 87 Metern. Die Avenida 9 de Julio (Buenos Aires) mit 20 Fahrspuren kommt auf 140 Meter Breite, wenn man die beiden – unterschiedlich benannten – Parallelstraßen mitzählt. Und die Autobahnen in Deutschland?

Der Mittelstreifen liegt zwischen zwei Richtungsfahrbahnen und dient der Trennung der Verkehrsströme. In Deutschland ist er bei Autobahnen und vierstreifigen Kraftfahrstraßen in der Regel 4,0 Meter breit, hinzu kommen Standstreifen etc. Und dann noch Solarfelder? Wo sollen dann die Bauern ihr Getreide anbauen? Warum kommen die Grünen nicht auf die tolle Idee, die Autobahnen mit Solardächern zu bebauen?

Dann wären die Autos, die bald elektrisch fahren, vor Regen und Sonne geschützt. Ein Elektroauto im Gewitter ist nicht gut! Das wusste man schon im Physikunterricht der 1.Klasse.

Anselm nahm Kontakt mit Shao Li Ping auf. Sie trafen sich am Rande der A33 um einmal die Ausmaße einer Autobahn zu sehen.  Sie verabredeten diesen Plan.  Shao hatte noch sehr gute Kontakte zur Solarfirma „Sunny movement“. Sie schlugen der Regierung vor, dass die Firma „Sunny movement“ auf mehr als 100 km Solaranlage installiert. Man verspricht, dass die Anlagen in einem Jahr fertig sind. „Sunny movement“ kommt nach Deutschland mit 15000 Arbeitern, die dann hier alles installieren. Man möchte dafür kein Geld haben, sondern 20 % aller Autobahnmautgebühren (80% waren ja für die Bahn reserviert)

und den Solarertrag. Aber dafür alles für umme—umsonst.

Natürlich würden die 15000 Arbeiter in Deutschland bleiben. Es herrscht Fachkräftemangel. Die Arbeiter kamen nicht aus China, sondern wurde von „Sunny movement“ von einem Unternehmen aus Pakistan gestellt. Die waren noch billiger.

Und man konnte es als Entwicklungshilfe verkaufen, denn Bangladesh geht unter. Rechtzeitig stockten Anselm und Shao ihre Aktienpakete an der Firma auf. Insiderwissen. Risiko! Alle 60 km sollte eine Ladestation stehen. Shao versprach fünf! Tesla war damit draußen!

Mit diesem Vorschlag fuhren Shao Li Ping und Anselm Panstedt nach Berlin. Sollten beide in der politischen Hochburg in den nächsten Jahren noch weitere Erfolge feiern? Made in Bielefeld.

Sonne in der Nacht

Sie wurde gerufen. Petra Schweger hatte sich gerade um die beiden chinesischen Kinder gekümmert  in dem Sie Shao Li Ping anrief. Der Onkel aus Bielefeld. Petra musste mal wieder ein Problem lösen. Zuerst waren die Gender-Ampeln zerstört worden. Nun hat jemand mit der Zwille auf die neuen Sonnen aus Glas geschossen, die seit zwei Tagen über dem Jahnplatz baumelten. An dieser Stelle wurde im Januar darauf hingewiesen.

Damals hatte Hanno die Sonnen entdeckt.

Hanno war in Sorge. Er stieg in den Zug, der zur Ministerin für Glück nach Berlin führen sollte. Aber wie immer gab es Baustellen auf der Strecke und Hanno stieg in Bielefeld aus. Diese Stadt sollte es doch gar nicht geben, aber auf einmal stand er an diesem Ort. Da er Aufenthaltszeit hatte, schlenderte er durch die Straßen und am neuen Jahnplatz erschrak er. Die ganze Welt sorgt sich wegen Sonnenstürmen und in Bielefeld werden zehn Nachtsonnen aufgehangen? Mit 10 riesigen Nachtsonnen von einem Durchmesser von 2,1 Metern und 15 kleineren von 130 cm Durchmesser soll der zentrale Platz erstrahlen. Die LED-Leuchten können mehr als 16 Millionen Farben ausstrahlen und sorgen für eine deutliche Aufwertung des mit 27,5 Millionen Euro renovierten Ortes. Die neue, dimmbare Beleuchtung wurde von der Firma „Nevue Homburg Licht“ geplant, die bereits für die sternchenartige Beleuchtung an Haltestellendächern verantwortlich ist. Die Gesamtkosten für die neue Beleuchtung betragen 300.000 Euro. Je nachdem, wie die Stimmung in der Stadt ist, wird der Jahnplatz beleuchtet. Wenn Arminia aufsteigt, dann schwarz-weiß-blau. Wenn der Bürgermeister darüber schreitet, da leuchtet es SPD-Rot.

Nun waren die Lampen zerschossen. Mit eine Zwille. Aber warum? Es war für die Stadt fatal, denn am Wochenende sollte Peter Maffay eingeflogen werden. Leider konnte er wegen der Lichtschnüre nicht mehr auf dem Jahnplatz mit seinem Helikopter  landen. Er sollte den Jahnplatz mit seinem Megaseller: Sonne in der Nacht einweihen.

Was sollte dieses Lied? Warum ist es für Bielefeld so wichtig? „Sonne in der Nacht“ wurde 1985 veröffentlicht und ist ein sehr bekanntes Lied von Peter Maffay. Der Song handelt davon, dass man trotz aller Dunkelheit und Schwierigkeiten im Leben die Hoffnung nicht verlieren sollte. Die „Sonne in der Nacht“ symbolisiert dabei das Licht am Ende des Tunnels und die Hoffnung auf bessere Zeiten.

Die Strophen des Liedes erzählen von unterschiedlichen Herausforderungen, mit denen man im Leben konfrontiert werden kann – beispielsweise Krankheit, Einsamkeit oder das Gefühl, verloren zu sein. Doch trotz allem gibt es immer eine Möglichkeit, weiterzukämpfen und nicht aufzugeben. Im Refrain wird dann die „Sonne in der Nacht“ als Symbol für diese Hoffnung besungen. Soweit sagt es die künstliche Intelligenz

Petra machte Fotos von den kaputten Lampen und brauchte Fett. Im Futterkasten 1969, einem Imbiss, der wohl jeder Bielefelderin und jedem Bielefelder bekannt ist oder zumindest schon mal aufgefallen ist, erfreuen Bratwurst, Currywurst, Krakauer, Pommes sowie Kartoffel- und Nudelsalate das Herz der Hungrigen. Auch die Kommissarin Petra Schweger gönnt sich hier gerne eine Portion Pommes, während sie auf dem Weg zu ihrem nächsten Einsatz ist. Sie bekleckerte sich mit Ketchup, als sie den Pommesschmied fragte, irgendetwas beobachtet zu haben. Jemand habe die Lampen auf dem neuen Jahnplatz zerschossen.  Sollte da doch ihr alter Bekannte Shao Li Ping hinterstecken?

„Nein, hier war heute Nacht niemand, jedoch stelle ich fest, dass die Dohlen, die auf den Grasdächern der Haltestationen von Rentner Hugo Halstenberg aus dem 3.Obergeschoss immer mit Pralinen gefüttert werden, immer fetter wurden. Vielleicht versuchten sie, die Sonnen als neues Nest zu benutzen. So mit Wärme von Unten. Gut für die Brut und den Popo.“ Petra dachte nach. Sie musste ein Beweisstück finden. Weder Federn noch die Munition der Zwillen waren auffindbar. Sollten die Sonnen doch kaputtgegangen sein, weil es durch die Sonneneruptionen elektromagnetische Spannungen in OWL gab? Oder wurde durch die neue Habecksche Stromschiene zu viel Energie von der Nordsee nach Bayern geschickt.

Jedenfalls musste der Marketingchef den Musiker Peter Maffay ausladen..  Sollte da doch ihr alter Bekannte Shao Li Ping hinterstecken?

Hier die Verwandten von Shao Li Ping

Candy

Süßigkeitenliebhaber aufgepasst! An der Ecke Bahnhofstraße und Arndtstraße gibt es seit Samstag einen neuen Zuckertempel namens „Candy Crush „, der mit einem bisher ungewöhnlichen Sortiment aufwartet – von Lollipops über Lakritz bis hin zu Limos ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Im Frühjahr hat ein Inhaber die Fläche einer Parfümerie an der Bahnhofstraße bereits um die Hälfte reduziert, kurz nachdem er das Geschäft und zwei Das neue Geschäft „Candy Lover“ an der Bahnhofstraße ist ein wahres Feuerwerk an Farben und bietet ein breites Sortiment an Süßigkeiten. Die Einrichtung des Geschäfts ist ebenfalls farbenfroh und lässt den Schriftzug „Candy Crush“ in Pink und Blau-Lila erstrahlen. Dies ist nicht nur für die Zielgruppe, sondern für jeden Passanten der Fußgängerzone unübersehbar.

Am Eröffnungstag strömten zahlreiche Kunden in den Laden, insbesondere junge Menschen zwischen 10 und 60 Jahren. Der Ansturm auf das Geschäft war so groß, dass vom Fußboden nichts mehr zu sehen war. Der Süßigkeiten-Bereich im Erdgeschoss von Galeria Karstadt war währenddessen völlig verwaist, was für die direkte Nachbarschaft des neuen Geschäfts zum Nachteil wurde.

Das bunte Sortiment des „Candy Crush “ lässt Naschkatzen das Wasser im Mund zusammenlaufen: Von neonfarbenen Lollipops über Limonaden und Kaugummis bis hin zu Schoko-Eiern mit unterschiedlichen Füllungen findet man hier alles, was das Herz begehrt. Dabei stammen die exotischen Produkte aus Ländern wie Deutschland, den USA, Japan, Mexiko oder Polen –  Witzigerweise lag ein Prospekt einer Zahnarztpraxis an der Kasse aus. Der Dentist hatte dafür 10000 Euro bezahlt.

Inhaber Shao Li Ping hat sein Sortiment grenzüberschreitend zusammengestellt. Besonders inspiriert wurde er bei der Gestaltung seines Shops von den Niederlanden und Amsterdam, wo er auch seine Ideen für das vielfältige Lakritz-Sortiment holte. Bei Shao Li Ping gibt es nicht nur die meist salzige und zähe Variante des Naschwerks, sondern auch süße Variationen. Doch damit nicht genug: Auf der Plattform Tocktock ist ein Artikel zum Hit geworden, der in Deutschland noch relativ neu ist: Slapsys, ein Sortiment aus zehn Lutschern, die ihren Geschmack erst in voller Intensität durch Sirups entfalten, die darüber geträufelt werden.

„Candy Crush “ ist ein Selbstbedienungsladen, in dem die Kunden an einer Wand gläserne hohe Zylinder vorfinden, die randvoll mit bunt verpackten Bonbons sind. Die Kundschaft hat die Qual der Wahl und kann entweder eine kleinere oder eine große Tüte selbst mit Süßem füllen. Der Laden führt gut 400 unterschiedliche Artikel. Bald soll an der zur Arndtstraße gelegenen Seite ein Ausschank für Coffee-to-go und Eis eröffnet werden.

Shao Li Ping war ein echter Geschäftsmann. Er hatte mehrere Industrieanlagen in Bielefeld übernommen und wartete auf seinen Neffen und seine Nichte. Sie sollten von der Kommissarin Petra Schweger nach Bielefeld gebracht werden. Sie waren gerade in der Fichtenhainstraße und lernten Deutsch.

Der Candy Crush Laden sollte die finanzielle Basis für seine Verwandschaft sein. Seine Schwester verkaufte Vanillereis in China und war auch auf dem Weg nach Bielefeld.

Kinder

Da saßen sie nun. Petra Schweger, Kommissarin aus Bielefeld, reiste mit dem 49 Euro Ticket durch NRW. Sie hatte frei, aber am Bahnhof Hamm, auf Gleis zweiundvierzig saßen zwei Kinder. Sie sahen asiatisch aus und waren traurig. In ihren Händen hatten sie einen Zettel in chinesichen Schrifttzeichen. Was hatte das zu bedeuten? „Die haben nicht bezahlt,“ rief Fahrgastbegleiter Gerd Raabe Petra aus der schließenden Zugtür zu. Gerd hatte die Kinder in Hamm einfach aus dem Zug geworfen. Petra hatte noch zwei Glückskekse vom letzten Restaurantbesuch in der Tasche und gab sie den Kindern. Ein Leuchten funkelte in ihren Augen. Petra war klasse. Aber wo sollen die Kinder hin? Petra erinnerte sich an eine alte Geschichte, die sie als Kind oft gehört hatte. Die Song-Dynastie war von 960 bis 1279 die herrschende Dynastie im Kaiserreich China und hier gab es eine bekannte Geschichte, die jedes Kind auswendig lernen musste. Spannend ist sie nicht, aber fast 2000 Jahre alt und absolut aktuell.

In der mächtigen Song-Dynastie gab es einen Bauer, dessen ungeduldiger Charakter ihm zum Verhängnis werden sollte. Mit einer Gier nach schnellem Erfolg, baute er Gemüse an und konnte es nicht erwarten, das Ergebnis seiner Arbeit zu sehen. Als er auf sein Feld ging, um nach den Pflanzen zu sehen, war er enttäuscht von dem, was er sah. Obwohl die kleinen Pflänzchen überall auf seinem Feld wuchsen, waren sie für ihn nicht groß genug. Seine Ungeduld trieb ihn dazu, am nächsten Tag zurückzukehren und Unkraut zu entfernen, in der Hoffnung, dass die Pflanzen schneller wachsen würden. Doch trotz all seiner Bemühungen waren die Pflanzen nur ein bisschen größer geworden.

Als einige Tage später immer noch keine signifikanten Fortschritte zu verzeichnen waren, geriet der Bauer in Panik. Er konnte es nicht ertragen, so lange zu warten und beschloss, zu betrügerischen Methoden zu greifen. Er lief zum Feldrand und begann nach einer geeigneten Pflanze zu suchen. Schließlich fand er eine, an der er zog, bis sie größer wurde. Der Bauer schaute auf das Ergebnis seiner unheilvollen Tat und war stolz auf sich. Aber zu welchem Preis? Seine Gier und sein Ehrgeiz hatten seine Moral und seine Verbindung zur Natur verdrängt. Was für ein kurzsichtiger und unverantwortlicher Bauer, der bereit war, seinen eigenen Betrug zu rechtfertigen, um schneller zum Ziel zu gelangen. Dies war ein trauriges Beispiel dafür, wie die Gier nach Erfolg die Menschen dazu bringen kann, ihre eigenen Werte zu opfern und die Konsequenzen ihrer Handlungen zu ignorieren. Atemlos kehrte der Bauer zum Feld zurück und begann, an den Gemüsepflanzen zu zerren. Mit jeder gezogenen Reihe fühlte er sich genialer und stolzer auf seine Leistung. Voller Begeisterung zog er weiter und weiter, bis alle Pflanzen schließlich die gewünschte Größe erreicht hatten. Triumphierend stand er auf seinem Feld und bewunderte seine Machenschaften. Doch als er nach Hause rannte, um seinem Sohn von seinem Erfolg zu berichten, schenkte ihm dieser kein Glauben und ging lieber schlafen.

Am nächsten Morgen wurde der Sohn dann doch neugierig und begab sich aufs Feld, um sich die Pflanzen anzusehen. Doch was er dort vorfand, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Alle Pflanzen lagen am Boden, vertrocknet und tot. Der Bauer hatte in seiner Ungeduld die Wurzeln der Pflanzen herausgerissen und sie zu Tode gezerrt.

Diese Geschichte aus China lehrte Petra eine wichtige Lektion: dass Geduld eine Tugend ist und dass alles seine Zeit braucht. Wenn wir zu hastig und ungeduldig sind, riskieren wir, dass alles, was wir aufgebaut haben, in einem Augenblick zerstört wird. Und nicht nur das, auch unsere Beziehungen zu anderen können darunter leiden, wenn wir zu viel von ihnen verlangen und sie überfordern. Diese Geschichte ist somit eine Warnung an uns alle, uns Zeit zu lassen und unsere Erwartungen zu überdenken, bevor wir uns in ein Vorhaben stürzen.

Sie nahm die Kinder erst einmal mit nach Bielefeld. Sie rief ihren Bekannten Herrn Schnepel, an, der mittlerweile Schulrat im hiesigen Schulamt war. Platz wäre für die beiden in der Fichtenhainschule. Dort wurden zwar Luftfilter eingesetzt, aber es sind noch nicht überall 30 Kinder in einer Klasse.

Nachdem Petra die Kinder in der Fichtenhainschule abgegeben hatte, nahm sie die zerknitterten Zettel aus den Taschen der Kinder und übersetzte sie mit einem Buch in der Stadtbücherei. Sie konnte es kaum glauben.

Mein Name ist Li Mi Long und ich habe meine Kinder in Deutschland geschickt. Ich komme später nach. Mein Bruder lebt in Bielefeld. Er heißt Shao Li Ping. Dort hatte er ein Autohaus und ist nun ein reicher Bürger. Er sagte, meine Kinder Hong Shi und Lei Fei können nach Deutschland kommen, er würde für sie sorgen. Noch arbeite ich auf dem Reismarkt und werde noch meine Vorräte verkaufen. Vor allem der Vanille-Reis verkaufe sich gut. Ich würde gerne in der Vanille-Fabrik in Bielefeld einmal vorbeischauen und einen neuen Deal einfädeln. Ansonsten ist das Leben in Bielefeld besser als in China. Lieber Finder, passen Sie gut auf Hong Si und Lei Fei auf. Der chinesische Drache wird sie belohnen.

Petra kannte Shao Li Ping. Sie hatte ihn ertappt, als er Reißnägel auf die neue Fahrradstraße in der Stadt gelegt hatte. Sie ging zum Einwohnermeldeamt und erkundigte sich nach Shao.

Sie wählte die Nummer. Shao nahm das Gespräch an.

49 Euro Ticket

Eine Woche Urlaub stand auf dem Programm. Endlich mal raus aus Bielefeld, mal durch Deutschland reisen. Mit dem Zug. Das wäre doch klasse und so umweltschonend.

Kommissarin Petra Schweger kaufte sich das 49 Euro Ticket und neben der stylischen Chipkarte lag eine Beipackzettel. Wozu das, überlegte sie, als sie den DIN A 3 großen Waschzettel auseinanderfaltet. Das war Deutschland. Von wegen, man für 49 Euro durch ganz Deutschland fahren. Jedes Bundesland packte ein besonderes Bundle drauf.

In Niedersachen war die Fahrradmitnahme inkludiert; in Hessen, das Führen eine Hundes (Doggen ausgenommen); in Hamburg waren die Fähren mit drin, in Rheinland-Pfalz die Winzertrecker. In Sachsen galt es mit 1 Euro Aufschlag für einen Solidaritätsfond. In Thüringen war der Verzehr von Bratwürsten im Zug untersagt, in Bayern erwünscht.

Und was NRW? In diesem Transitland wurde das Fahren in den Regionalzügen limitiert. Montag und Mittwoch nur für Menschen, der Namen mit X anfängt und Dienstag und Donnerstag mit Y. Alle anderen Tage waren frei. Aus Kostengründen wurden die Zugtoiletten bis 2100 geschlossen. Zudem gab es das Deutschlandticket nur als Abo.

Kaufe 12, bezahle 11. Positive Schufa-Auskunft vorausgesetzt.

Für Petra Schweger kein Problem, nur ihre Mutter mit 75 Jahren war es schwierig, denn nur 13 Prozent der über 65-Jährigen ist in der Lage , einfach Behördengänge online zu erledigen. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass 87 Prozent der älteren lebenden Menschen das Deutschlandticket gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen erwerben können.

Zudem gab es im Saarland noch einen Seniorenrabatt und in Berlin durften alle

unter 35 Jahren eh umsonst Bahn fahren.

 In Sachsen-Anhalt musste man einen Zuschlag von 0,30 ct pro Kilometer zuzahlen,

wenn der Gatte nachweislicher Fleischesser war und in Schleswig-Holstein 0,30 ct weniger, wenn man sich an der Investition eines Windrades beteiligte.

Es ist geplant, eine Verknüpfung mit verbilligten Jobtickets anzubieten. Arbeitgeber, die das 49-Euro-Ticket als Jobticket anbieten und mindestens 25 Prozent der Kosten übernehmen, erhalten einen weiteren Rabatt von fünf Prozent vom Staat. Somit kostet das Ticket für Arbeitnehmer höchstens 34,30 Euro. Zusätzlich sind regionale Vergünstigungen für Schüler, Studierende und Sozialleistungsempfänger geplant oder werden diskutiert. Die Mädchen des Ratsgymnasiums durften billiger fahren als die Jungen. Diese können entweder das 49-Euro-Ticket ergänzen, wie das „Junge-Leute-Ticket Bi“ in Bielefeld, bei dem das Deutschlandticket für junge Menschen weiterhin bezuschusst wird, oder als Alternative das „Jugendticket OWL“, das für 365 Euro im Jahr erhältlich ist, erwerben. Fahren für einen Euro am Tag.

Petra war weder jung noch bekam sie als Beamtin ein Jobticket.

Im Januar 2023 erreichten etwa 92 Prozent der Züge im Personenverkehr der Deutschen Bahn ihre fahrplanmäßige Ankunftszeit mit maximal 5,59 Minuten Verspätung. Etwa 98 Prozent dieser Züge kamen innerhalb von maximal 15,59 Minuten an ihren Unterwegs- und Endhaltestellen an.

Die Gesamtpünktlichkeit der Züge der Deutschen Bahn Fernverkehr AG betrug im Jahr 2022 etwa 65 Prozent, was im Vergleich zum Vorjahr eine Verschlechterung um etwa zehn Prozent bedeutet. Ein Zug gilt als pünktlich, wenn er eine Verspätung von unter sechs Minuten hat. Aber das nutzt überhaupt nichts, wenn man in Brackwede-Süd im Dauerregen steht und weiß, dass die Fahrt nach Münster nun zwei Stunden dauert.

Petra konnte das 49 Euro leider nicht zurück geben. Sie hatte schon ihren Namen drauf geschrieben.

Kesselbrink – Bielefelds Treffpunkt

Petra Schweger, Heldin meines Blogs und Polizeikommissarin aus Bielefeld nervte es. Es war 04.Uhr morgens und sie wurde zum Dienst gerufen. Mal wieder am Kesselbrink. Hier war sie gut bekannt, grüßte die Markthändler und abends die Dealer und trank einen veganen Milchshake im Restaurant zum Grünen Würfel. Was war passiert?

In der Innenstadt wurden 14 Ampeln umgestaltet. Nein nicht mit Haltegriff für Radfahrer sondern mit queeren Ampelmännchen. Ups, dass durfte sie nicht sagen. Es waren Ampelmänner und Ampelfrauen mit Herzchen. Oder Männer in Kleidern? Oder ? Gab es keine Ampelkinder mehr? So sah es aus. Und irgendjemand hatte alle 14 Ampelanlagen mit einer Zwille kaputtgeschossen. Sie konnte nur den Schaden und Beweismittel aufnehmen, aber mehr war da nicht drin. Die 14 Ampeln kosteten der Stadt circa 13000 Euro. Woher dieses Geld kam, wusste niemand. Wer waren der Attentäter? Veränderungen in der Gesellschaft kamen immer erst mit einiger Vespätung in Bielefeld an. Jedenfalls hatte Bielefeld einen Bürgermeister, der mit einem Mann verheiratet ist. Waren es homophobe Täter? Spuren gab es keine.

Es war Samstag und der holländische Fischhändler briet um kurz nach sechs schon die ersten Backfische. Mit Remoulade musste es sein, auch ohne den passenden Schnaps danach. Petra war ja im Dienst. Neben ihr standen noch zwei Twens die nach einer durchzechten Nacht ein Lachsbrötchen aßen und der Straßenfeger Igar Srabvdinc, der nach getaner Arbeit einen echten holländischen Kaffee genoss.

Der Fischbratenwagenfrischehändler hatte Tränen und den Augen ob der Zwiebeln, die er schnitt, sondern der Mitteilung, dass der Kesselbrink bald zwecks Umbaumaßnahmen geschlossen werde. Das wollten einige Parteien im Rathaus. 84 Prozent der Bielefeld sollen diesen Platz für hässlich empfinden. Nach gut zehn Jahren blüht es in dieser Betonwüste überhaupt nicht. Hier lief vieles quer. Erst mussten die Maulbeerbäume ausgetauscht werden, denn deren Kerne den Boden verfärben, dann war das Restaurant dort von Anfang an eine Fehlplanung, weil dort keiner hinwollte. Die Markthändler hätten auch gerne eine gemütliche Dorfathmosphäre und die Kletteranlagen für Kids waren mit Scherben übersät. In den Büschen lagen die Drogenpakete und auf der Skateranlage bestimmt Skate-King JerryLee wer wann fahren durfte. Redbull für alle. Und Toiletten? Mangelware. Deswegen wuchsen auch die Sträucher zu mickrig.

Leider hatte es die Stadt nicht geschafft dort eine Kirmes, eine Musikfestival oder sogar ein zünftiges Oktoberfest zu organisieren. Nun musste alles anders werden. Im Zentrum der Stadt konnte der Kesselbrink erst einmal für den Karstadtumbau genutzt werden. Dort konnten die Baumaterialien gelagert werden. Aber danach. Früher war dort ein Busparkplatz. Na, das wäre doch etwas in Zeiten der Verkehrswende. Es könnte eine echte Markthalle entstehen, so wie in Barcelona, Nizza, Neapel oder im Taschkent. Mit Dach darüber, oder besser noch Wohnungen.

Die Stadt selber schreibt dazu, dass es der zentrale Treffpunkt —Treff-Punkt!!! der City sei und bei sommerlichen Temperaturen mit seinen Springbrunnen Alt und Jung kühlen.

Früher hieß der Kesselbrink Köttelbrink und war Weideplatz für Vieh, im 17. Jahrhundert Heilquelle mit Badebetrieb, dann Grünanlage. Aber wo war sie geblieben, die dezentrale Versorgung der Bielefelder Bevölkerung mit Frischfleisch und warmer Kuhmilch. Welche Heilquelle liegt unter dem Platz. Hier könnte doch sein eine Art Hyde-Park entstehen.

Mit Speaker’Corner und Wandelhalle. War Ostwestfalen nicht Kurlandschaft Nummer eins? Man könnte auch die Versorgung der Innenstädter durch eine neue Kleingartenanlage sicherstellen.

Petra Schweger war konstaniert. Alles ändert sich. Früher gab es auch ein Bad.

Das Hallenbad am Kesselbrink diente nicht nur als klassisches Hallenbad, wie wir es heute kennen. Viele Bielefelder nutzten es als Badeanstalt. In den 60er Jahren war viele Bielefelder Wohnung noch nicht mit Badezimmern ausgestattet, also nutzten die Bürger so genannte Badeanstalten um zu duschen oder auch in einer Badewanne ein Bad zu nehmen. Und was war mit dem Gebäude der Polizei mit Knast und Kollegiumskantine? Das sollte auch wegkommen. Bielefeld ist eine riesige Baustelle, aber ein Masterplan gab es nicht. Petra beschloss, sich später ein 49 Euro Ticket zu kaufen. Weg, raus aus Bielefeld.

Karstadt

Endlich ist es weg. Es wurde auch Zeit. Es war ein Sterben auf Raten. Und dieser hässliche Klotz, aus den siebziger Jahren, mit seinem Charme vom letzten Jahrtausend, dazu Schaufensterpuppe mit Glatze, sowie den beigen Linoleum Böden, passt nicht in meine Zeit heute. Egal, wer die Fehler gemacht hat, aber das Flaggschiff musst nun einfach weg. Was machen wir nun mit der Fläche, die der Karstadt besetzt, und das schon seit mehr als 50 Jahren.  Es soll erst 2026 abgerissen werden und bis dahin? Früher konnte man dort im Restaurant auch noch rauchen. Und in der Zooabteilung, gab es so viele kleine, niedliche Viecher, die man als Primarschüler in Sennestadt nur aus dem Otto-Katalog kannte. Da braucht es kein Kinderparadies mit Bällebad. Da reichte es, wenn Mutti uns vor die Schaufenster vom Hoppel Hasen gesetzt hatte. Sie konnte dann einkaufen gehen, und nach 1 Stunde gab es ein leckeres Langneseeis. Brauner Bär. Oder Flutsch Finger. Oder eine Schachtel Erfrischungsstäbchen . Das war das Paradies. Und dann gab es noch den Sommerschlussverkauf. Stunden vorher standen wir vor dem Gebäude, und warteten auf die Krabbeltische. Oder heißt es nicht Grabbeltische? Dem Ursprungsort aller Coronaviren? Aber das ist vorbei. 

Nun ist die Frage was macht man mit dem Gebäude. Bielefeld hat einige Probleme. Es sollte kein zweiter Konsumtempel errichtet werden. Sondern in der ersten Etage wird ein Parkhaus für SUVs errichtet. In der zweiten Etage kommt das Fahrrad Parkhaus. In der dritten Etage, lädt eine  Rollschuhbahn ein. Auf dem Dach eine Eisbahn, und eine Ruderstrecke. Die ist neu, weil in Bielefeld Wasser fehlt.  Mit Ausblick auf die Bielefeld Sonnen. Zudem ist dort eine Bühne, wo Bands für den Laien lieber Max spielen können. Undenkbar? Na, dann mal nach Osnabrück schauen. Da gibt es eine Wellenreiteranlage in einem Kaufhaus. 

Aber was ist im Kellergeschoss? Natürlich ein Kinderparadies. Mit Vollautomaten, Kicker, Billard, und Animation. Hier kann man seinen Jüngsten für zehn Euro die Stunde bespaßen lassen. Warum soll man überhaupt noch shoppen. Man ganz ehrlich. Man hat doch alles. 

Das alles aber wollte Shao Lin Ping, Geschäftsmann aus Bielefeld und treuer Parteigenosse der kommunistischen Partei Chinas anders. Er kaufte das Gebäude für den symbolischen Preis von einem Euro. Er versprach das Kaufhaus der Zukunft. „Schlarafido“ sollte es heißen. 

Kassen brauchte man nicht mehr, Einlasskontrollen braucht man nicht mehr, das regeln dann alles intelligente Bezahlungssysteme. In den ganzen Etagen wurden nur noch Displays aufgestellt. Wenn ein Kunde einen bestimmten Gegenstand brauchte, beschrieb er diesen im Display. Wenn aber ein Kunde ein rotes Hemd mit blauen Blumen wollte, sagte er das dem Display. Kurzerhand wurden ihm weltweit alle Hemden mit blauen Blumen präsentiert. Für ein Kleinaufschlag für 49 €, wurde auch sein persönliches Hemd kreiert. Aber wie soll das funktionieren? Alle Order wurden auf direktem Weg in das Tiefgeschoss und in die Kellerräume des neuen Kaufhauses geleitet. Dort saßen 1000 Chinesen, die die Produkte entweder schnell erstellen konnten (mit 4 D Druckern oder KI), oder aber auch sofort online weltweit ordern konnten. Shao Installierte den neuen Internet Standard 7G. Mit diesem Standard war es möglich, auch Produkte des täglichen Lebens innerhalb von Stunden von China nach Bielefeld zu transferieren. Die 1000 Chinesen im Keller, war nicht freiwillig in Bielefeld, sondern wurden vom großen Führer Aus disziplinarischen Gründen dorthin geschickt.Das bekam aber auf dem Trottoir der Bahnhofstraße keiner mit.

Ansonsten brauchte Shao keine weiteren Angestellten mehr. Es war eine Cash Cow. Aber was macht man mit den Schaufenstern. Videos abspielen, oder Computerspiele zeigen? Oder TikTok Reels von Dieter Bohlen zeigen? 

Er kam auf die Idee, die Schaufenster zu vermieten. In jedem Schaufenster rekelte sich ein Instagram Star und präsentierte seine Kleidung, seine schminkt Tipps, seine neuen Diät-Tipps oder auch das krasseste neue Handy. Der Kunde konnte danach sofort in die erste Etage gehen, und dort über das Display das Produkt ordern. Die Influencer bekamen Prozente, und viele Zuschauer, der Kunde ein Produkt, was sie immer wollte. 

Das wäre eine Innovation für Ostwestfalen. Es gab für Shao eine andere Option, die war aber nicht so wirklich spannend. Er ließ das Gebäude abreißen und machte dort entweder einen Parkplatz hin, damit die sterbende Innenstadt mehr Besucher bekommt, oder er pflanzte den Park des himmlischen Friedens dorthin. Mit seiner Büste als Spender. Der chinesische Infrastrukturfond, zu dem Shao Zugriff hatte, war gut gefüllt. Aber als asiatische Arbeitsbiene befriedigte ihn dies leider nicht. 

REIS

Vorbemerkung: Für das Theater der Stadt Bielefeld fasse ich die Erlebnisse meines Heldens Shao zusammen und werde die Geschichte gesonders veröffentlichen. Hier ein Bericht über Shaos Schwester:

Reis

Es war mal wieder so weit. Der große chinesische Führer wurde wiedergewählt und verkündete in seiner morgendlichen Wechat-Ansprache, dass in China nie wieder ein Sack Reis umfällt. Da dachte Shao an seine Schwester Li. Reisverkäuferin.

Shao telefonierte mit seiner Schwester und fragte, ob bei ihr vielleicht doch ein Reissack umgefallen sei. „Ja“, antwortete sie. Sie verkauft duftenden Reis aus Thailand, darunter auch Jasminreis, gelben Vollkornreis, gewöhnlichen Rundkornreis aus der Provinz Liaoning und zwei Sorten, die sehr verstümmelt aussehen. Es gibt klebrigen Reis und auch Reis in kleinen Plastiktüten, gemischt mit Bohnen und verschiedenen Getreidesorten für die „Acht Köstlichkeiten“, eine bei den Chinesen vor allem in den Wintermonaten sehr beliebte Süßspeise. Dass der Boden vor ihrem Stand voller Reiskörner ist, scheint die Händlerin nicht weiter zu stören.

In China ist ein Reissack umgefallen. Aufgrund der vielen Reiskörner, die weit um den Sack herumliegen, als wären sie im hohen Bogen dorthin geschleudert worden, muss er mit einem Ruck umgekippt sein. Dies geschah auf dem Sanyuanli-Markt in Peking. Doch niemand unternimmt den Versuch, den 10-Kilo-Behälter mit dem bereits ausgelaufenen Reis wieder aufzustellen. Nicht einmal Shaos Schwester oder die junge Verkäuferin nebenan hinter dem Reisstand kümmern sich nicht darum. Sie hat ohnehin die Reste und das Einweggeschirr ihres Mittagessens auf den Boden geworfen. Da fällt der umgefallene Reissack nicht weiter auf.

Reis gibt es überall Der Sanyuanli-Markt gilt als gepflegte Adresse. Auch die wohlhabenden Ausländer, die sich inzwischen zahlreich in der chinesischen Hauptstadt niedergelassen haben, kommen gerne hierher. Er ist bekannt dafür, dass Gemüse und Obst, vor allem aber Fleisch und Fisch hier als frisch und für chinesische Verhältnisse als schadstoffarm gelten. Im vorderen Bereich locken Marktschreier mit exotischen Früchten aus China und aller Welt. Äpfel aus der Provinz Shandong, Orangen aus Kalifornien, Papayas aus Thailand, Litschis aus Südchina und Melonen aus dem tiefen Westen. Dann kommen die Fleisch- und Fischstände, die Stände mit den Haushaltswaren und die Gemüsestände. Eher am Ende der schlauchartigen Markthalle befindet sich der Reisstand mit dem umgefallenen Sack. Noch ein Stand mit Katzenfutter, gegenüber einer mit Tofu – dahinter türmen sich schon die leeren Kartons und der Müll der Marktschreier. „Reis gibt es in der Stadt an jeder Ecke“, sagt die junge Verkäuferin. Dafür muss man nicht nach Sanyuanli kommen. Vielleicht aber für Baby-Reis.

Reis aus Bangladesch war sehr begehrt, besonders der Baby-Reis, der aufgrund der Ernte durch Kinder besonders zart und weich war. Der Preis von 0,49 Euro pro Kilo war unschlagbar. Allerdings war die Menge immer begrenzt, da die Ochsenkarren aufgrund des veränderten Klimas oft im schlammigen Boden stecken blieben.

Die Konkurrenz war begrenzt, da es nur einen weiteren Stand in der Nähe gab, der genau das gleiche Angebot hatte. Ein junger Mann saß hinter dem Stand und tippte fleißig auf seinem Smartphone. Ein anderer Mann hockte davor und schlief, während eine Zigarettenkippe zwischen seinen Fingern hing. Aber alle warteten auf den Reis aus Bielefeld, der bald verfügbar sein würde. Dank des Klimawandels war es möglich geworden. Obwohl die beiden Stände nicht miteinander verbunden sind, werden sie vom selben Lieferanten beliefert. „Jeden Morgen kommt jemand vorbei und füllt die Vorräte auf“, erzählt sie. Das Reisgeschäft ist sehr eintönig und weiß. Es unterliegt keinen großen konjunkturellen Schwankungen. „Die Leute kaufen Fleisch und Gemüse und wenn ihnen einfällt, dass sie zu Hause keinen Reis mehr haben, kommen sie noch schnell zu uns. Wir werden farb-und geschmacklos, wie eine Tüte Ja-Reis.“ Anders als die Frauen an den Obst- und Gemüseständen kämpft sie nicht um Kunden. „Entweder brauchen die Leute Reis oder nicht“, sagt sie.

Ein Kunde kommt mit einer großen Bestellung und möchte 10 Kilo hochwertigen Jasminreis kaufen. Er zählt bereits die 70 Yuan, umgerechnet 9,70 Euro, die diese Menge kostet. Als sie den Reis in eine dünne Plastiktüte füllt, fragt er nach etwas Stabileres „Ich habe nichts“, antwortet sie. Wenn er keine Plastiktüte möchte, soll er den billigeren Reis nehmen und zeigt auf die umgefallene Tüte. Der Kunde spuckte auf dem Boden und rutschte danach auf dem Reis aus.

Shaos Schwester Li sieht nicht sehr glücklich aus. Vielleicht fehlt es an Innovation. In Bielefeld gibt es Rieselfelder. Dort wurde früher Wäsche gebleicht. Es gibt viel Wasser. Vielleicht könnte man dort Reis anbauen. Und ihn dann mit dem Duft der Bielefelder Pudding-Vanille-Firma überziehen. Ja, Vanille-Reis. Damit könnte Shaos Schwester einen Pioniergewinn erzielen und vielleicht könnte sie, die kleine Li, damit in der chinesischen Sendung „Die Höhle des Tigers“ auf Sponsorensuche gehen.

Li wird in der Sendung „Höhle des Tigers“ gefragt, woher sie die Idee für den Vanille-Reis hatte. Sie erzählt von ihrem Bruder in Bielefeld, die auf die Idee gekommen war, Reis mit dem Duft der Pudding-Vanille-Firma aus Bielefeld zu verfeinern.

Die Juroren in der Sendung sind überrascht und lachen darüber, dass es auch in Bielefeld, das oft als eine erfundene Stadt bezeichnet wird, gute Ideen gibt. Li nutzt diese Gelegenheit, um Bielefeld zu verteidigen und erklärt, dass es eine echte Stadt mit vielen innovativen Menschen ist. Ihre Leidenschaft für Bielefeld und ihr innovatives Geschäftskonzept beeindrucken die Juroren und sie stimmen schließlich zu, in ihr Geschäft zu investieren. Li ist überglücklich und dankbar für die Chance, ihre Idee zum Leben zu erwecken und ihre Liebe für Bielefeld zu teilen. Sie ist entschlossen, ihr Geschäft auszubauen und den Vanille-Reis zu einem internationalen Erfolg zu machen.

Knochen

Es sollte ein schöner Tag werden, Bernd Balkenheim freute sich schon, in seiner Fankurve zu stehen, obwohl es auf der Bielefelder Alm ja keine Kurven gibt, sondern Tribünen. Bernd hatte eine Tochter, die immer viel draußen spielte. Sie hieß Annabrodt.

Das Mädchen möchte ihre Namen nicht. Annabrodt. Nur weil ihre Eltern einen Namen wollten, der einmal in der Klasse der Seegurken in der Grundschule vorkam. Warum konnte sie nicht so einen klassischen A-Mädchenname haben,wie Maria, Selina, Alina oder Lenia? oder ein Y am Ende wie Melody, Joy , Audry oder Bettsy.

Aber Annabrodt, das  klingt ja wie Bernd, das Brot. Ab wann durfte man in Deutschland seinen Namen ändern.

Bernd hat genug von „Kurven“, nachdem seine Tochter Annabrodt ihm am Tag zuvor einen menschlichen Knochen mitbrachte. „Guck mal Papa, Ich habe einen Knochen gefunden, der ist aber ganz schön groß!“

Annabrodt spielte mit ihren Freunden auf der Baustelle an der Kirche im Vorort von Bielefeld. Im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten für den Bau der Hochbahn entstand eine große Baugrube, die Annabrodt sehr mochte. Bernd Balkenheim rief sofort die Polizei und den Vorsitzenden des historischen Vereins an. Schnell wird ihnen klar dass Annabrodt menschliche Gebeine gefunden hatte. Nach Rücksprache mit den Ermittlern desKommissariats 11 (zuständig fürfür Mord, Totschlag und Tötungsdelikte)

konnten die jedoch Entwarnung geben.Entwarnung geben können: „Der Knochenfund war aus polizeilicher Sicht nicht verdächtig.“ Und eine Erklärung für den Fund konnten die Beamten auch schnell liefern. „An der Stelle war früher ein Friedhof.“ sagte der Polizeisprecher.

Dann wurde die Straßenbahn gebaut, damals schon vor gut 80 Jahren und weil dort eine Kurve ist aber auch ein Friedhof, mussten die Planer da durch. Das ist die „heilige Kurve.“  Man schauffelte die Skelette einfach aufeinander und bettete die Knochen neu sortiert um. Aber dabei war man nicht sehr sorgfältig und immer wieder tauchten Knochen auf.

Die Stadt prüft nun, was mit den menschlichen Überresten geschehen soll. Jedenfalls durfte Annabrodt den Knochen behalten. Und es geschah etwas sehr Merkwürdiges. In Annabrodts Händen begann der Knochen zu leuchten. Er wechselte sogar die Farben.

Mal rot, mal grün, mal blau. Ein wahres Wunder. Leider wusste Annabrodt nicht, wem der Knochen gehörte und sie erfand die Geschichte von der kleinen Babette, die im 15.Jahrhundert mit Fischen reden konnte und Wunder tat. Früher gab es viele Fische in den Flüssen Ostwestfalens, deren magische Kräfte zugesprochen wurden.

Annabrodt setzte sich in die „heilige Kurve“ in Bielefelds Vorstadt mit dem leuchtenden Knochen. Alle sollten etwas von Babette hören. Eine neue Wallfahrtsstätte war geboren.

Annabrodts Vater übernahm das Merchandising und die Lenkung der Besucherströme sowie die Kollektensammlungen. Annabrodt gab ihre beruflichen Pläne „irgendwas mit Tieren zu machen“ auf und nannte sich die Heilige Fürsprecherin Annabrodt.  Im Heiligsprechungsverfahren, das zunächst in der Diözese und dann in der zuständigen Behörde der römischen Kurie durchgeführt wird, gibt es eine entscheidende Hürde: die Seligsprechung. Selige werden nur regional verehrt, Heilige von der gesamten Weltkirche. Mutter Teresa wurde in Rekordzeit seliggesprochen. Normalerweise müssen fünf Jahre nach dem Tod vergehen, in diesem Fall erlaubte Johannes Paul II. bereits nach weniger als zwei Jahren den Beginn des Verfahrens, das dann etwas mehr als vier Jahre dauerte. Vor einer Heiligsprechung wird das Leben des Verstorbenen noch einmal durchleuchtet, nach Möglichkeit werden seine Angehörigen befragt, Dokumente gesammelt und zusammen mit einer ausführlichen Biographie nach Rom geschickt.

Und es braucht neben dem Wunder für die Seligsprechung noch ein zweites Wunder, nämlich ein medizinisches. Nur Märtyrer werden seliggesprochen.In Bielefeld dauert es nur vierzig Monate. Dann war die Heilige Babette in den Reigen der Anzubetenden aufgenommen. Leider konnte dann die Straßenbahn nicht mehr gebaut werden, weil die neue Kirche der Heiligen Babette zu groß wurde. Eine U-Bahn wurde bevorzugt.

(Quelle: Neue Westfälische vom 11.03.2023)

Krankenkasse

Die elektronische Patientenakte soll eine digitale Abbildung des Gesundheitszustands eines Patienten darstellen, in der Ärzte verschlüsselt Arztbriefe und Blutbilder hochladen können und Patienten ihre eigenen Dokumente speichern können. Das Hauptziel besteht darin, dass Gesundheitsdienstleister schnell einen Überblick über den Gesundheitszustand und die Krankengeschichte eines Patienten erhalten können, ohne Röntgenbilder per Fax zwischen verschiedenen Einrichtungen senden zu müssen. Die Patienten haben die Kontrolle über ihre Daten und entscheiden selbst, wer darauf zugreifen kann. Eine gut strukturierte Akte erleichtert die Koordination der Versorgung. Obwohl seit 20 Jahren an der App gearbeitet wird, nutzen nur 0,1 Prozent der Deutschen sie. Dies liegt daran, dass die meisten Praxen und Kliniken nicht darauf vorbereitet sind und es kein einheitliches System zur Erfassung von Daten und Befunden gibt. Eine einfache Methode ist, die Daten auf die Karte mit einem Edding zu schreiben. Im Gegensatz dazu ist die Nutzung der elektronischen Patientenakte jedoch wesentlich effektiver. Hubert von Hosendorf liebte Schweinebraten, Knödel und Sauce. Auch Döner mit Pommes musste einmal die Woche sein. Dazu eine Maß Bier zum Spülen. Das Herrengedeck stand abends auf dem Plan, Saumagen und Wurstebrei mussten auch sein. Aber sein Arzt sagte, dass sei nicht gesund und führe zu einem Anstieg von giftigen Substanzen und Herzinfarkt. Er müsse dringend mehr Obst und Gemüse essen.

Sein Arzt trug alles in die digitale Krankenakte ein. Hubert war das ganz recht, denn er konnte noch nicht einmal seine Briefmarkensammlung richtig ordnen. Und seine Röntgenbilder fand er neulich im Kochbuch „Pommes für Anfänger“.

Aber das Fasten fiel ihm schwer. Er bekam Post mit einer echten Postkutsche von seiner Versicherung. Wenn sie ihre Discounter-Payback-Karte mit unserer Patientenakte verknüpfen bekommen Sie fünf Prozent Rabatt auf ihre Krankenkassenbeiträge. Das machte Hubert von Hosendorf.

Der Kühlschrank war mal wieder leer. Hubert ging einkaufen und kaufte Form- und Pressfleisch Nuggets, Kroketten und dazu eine Banane. Er sollte ja mehr Obst essen. Und Kroketten sind ja Kartoffelpflanzen. Dazu gab es den Jägermeister im Angebot. Es konnte ein schöner Abend werden. Aber an der Kasse ging nix mehr. Nach dem Einscannen der Ware poppte eine Meldung im Kassendisplay und bei Hubert auf: Warnung: „Sie gefährden ihre Gesundheit. Legen Sie die Sachen zurück und holen sie sich Kefir! Ihre Krankenkassenbeiträge werden angepasst und Sie werden nächstes Mal gesperrt!“ Hubert ignorierte es und bezahlt die Ware mit echtem Bargeld. Nicht mit Karte.

Eine Woche später wollte er es besser machen. Auf dem Kassenförderband lagen nun Fischfilets, Paprika und ein Tetrapack Winzergold. Auch Tofu war dabei.

Schon wieder gab es eine Warnmeldung an der Kasse und bei Hubert: „Lieber Herr Hosendorf. Sie haben sich gebessert, aber sie bekommen trotzdem Punktabzüge. Denn: der Fisch kommt aus Aquafarmen aus Vietnam, die Paprika sind nicht aus ökologischem Anbau und das Winzergold ist gemischt aus Glyphosat-Restbeständen des Rieslings 1971.Der Tofu ist aus brasilianischem Sojabohnen von Kinderhänden gepresst“

Hubert gab nicht auf. Er gewöhnte sich an, keine Geldbörse mit zum Einkaufen zu nehmen. Er packte sich einen zwanzig Euro-Schein in seine Hosentasche. Mehr nix. Dann konnte er kaufen, was er wollte.

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