Urlaub 2023

Der Klimawandel ist rund um den Planeten spürbar: Bei den verheerenden Überschwemmungen von der Ahr bis nach Pakistan, bei den Hurrikan-Schäden in der Karibik, den Dürren in Kalifornien und Europa, den Buschbränden und Hochwasserkatastrophen Australiens. Und das Reisen hat einen Anteil daran: Es trägt mit ungefähr acht Prozent zum globalen CO2-Ausstoß bei. Auch sind die Massen an Besuchern für die lokale Bevölkerung vielerorts zum existenziellen Problem geworden, genau wie die Wasserknappheit, die Reisende mit ihrem hohen Verbrauch verschärfen. Ich hoffe nicht, dass Bielefeld der nächste Hotspot der Welt wird. Gott bewahre, oder vielleicht sollte ich meine Eigentumswohnung als Feriendomizil anbieten.

Die No-List 2023 Jedes Jahr gibt der renommierte kalifornische Reisebuchverlag Fodor’s eine „No List“ mit Regionen heraus, die eine Pause vom Tourismus gebrauchen könnten, und die wir daher besser eine Zeit lang links liegen lassen sollten. Dieses Jahr wurde sie anhand dreier Kriterien erstellt: Naturschätze, die eine Erholungsphase brauchen; kulturelle Hotspots, die unter Überfüllung leiden und Orte mit dramatischem Wassermangel. Aber keine Sorge: Es geht nicht darum, das Reisen zu verbieten, sondern die Menschenströme sozial- und umweltverträglicher zu verteilen und umzulenken. Aber nicht nach OWL!

  1. Naturschätze, die eine Erholungsphase brauchen

Manche Naturschätze der Welt haben derart unter dem Ansturm von Touristen gelitten, dass Regierungen ganze Regionen für Urlauber schließen oder Eintrittsgebühren verlangen. Frankreich: Étretat und Calanques

Durch starke Stürme und Brandung verursacht, ist die Küstenerosion weltweit ein Problem. Kommt noch Overtourism hinzu, beschleunigt sich der Prozess weiter. Etwa bei den Kreidefelsen von Étretat an der normannischen Alabasterküste. Die beliebten Selfie-Spots an der Steilküste werden überrannt von Touristen, sodass es immer häufiger zu Abbrüchen kommt. Auch der kleine Ort Étretat leidet: Letzten Sommer brach die Kläranlage zusammen, weil sie dreimal so viele Touristen wie Einwohner verkraften musste. Auch die Steilküsten bei Marseille sind teilweise so überlaufen, dass der Zugang begrenzt werden musste. Zu den Stränden des Nationalparks Calanques dürfen nur noch 400 Gäste am Tag.

Kalifornien: Lake Tahoe Der einst kobaltblaue Lake Tahoe an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada verschmutzt zusehends. Schuld sind die Abgase und der Reifenabrieb der kilometerlangen Autoschlangen am Ufer. Laut Fodor’s braucht der See dringend eine Pause. Antarktis Die absoluten Zahlen von Besuchenden in der Antarktis sind verhältnismäßig gering, und das sollten sie auch bleiben. Denn die Touristen verteilen sich nicht auf dem riesigen Kontinent, sondern konzentrieren sich auf die antarktische Halbinsel Und die reagiert extrem empfindlich auf den Klimawandel. Die Temperaturen stiegen zuletzt extrem und das Artensterben nahm rasant an Fahrt auf. Schon die weite und Co2-intensive Anreise mit Schiffen und Flugzeugen verschmutzt das Eis, es wird dunkler und schmilzt noch schneller als ohnehin schon.

Einige kulturelle Hotspots leiden unter Überfüllung, wie zum Beispiel Venedig, Barcelona, Paris, Lissabon und Dubrovnik. Die steigenden Besucherzahlen haben zu Wassermangel, Inflation und Verdrängung geführt. Eine Lösung wäre, weniger bekannte Städte zu besuchen, die sich über Besucher freuen würden. In Venedig sind die Auswirkungen des Tourismus so groß geworden, dass viele Einwohner weggezogen sind. Im Sommer kommen bis zu 100.000 Urlauber täglich in die kleine Lagunenstadt. Um die Schäden zu begrenzen, werden Kreuzfahrtschiffe aus dem Zentrum verbannt und ab 2023 wird je nach Auslastung eine Eintrittsgebühr von 3 bis 10 Euro erhoben. Auch an der Amalfiküste ist es ähnlich überfüllt. Es gibt keinen Parkplatz und die Autos kommen auf der schmalen Straße oft kaum mehr voran. Für die Einwohner ist die Situation unerträglich, da die Straße kaum noch nutzbar ist und Rettungsfahrzeuge oft keine Chance haben, durchzukommen. Letzten Sommer wurde versucht, den Verkehr zu reduzieren, indem Fahrzeuge mit ungeraden Nummern nur noch an ungeraden Tagen fahren durften und solche mit geraden Nummern nur noch an geraden Tagen.

Amsterdam, Niederlande: Bereits im Jahr 2019 wurde ein 10-Jahres-Plan von den Verantwortlichen erstellt, um die Touristenströme in Amsterdam besser zu verteilen. Das Ziel war, die Gäste zu verschiedenen Zeiten in verschiedene Stadtviertel zu bringen, da die Einwohner in den Hotspots der Stadt unter der Überfüllung leiden. Jedes Jahr kommen so viele Besucher nach Amsterdam wie das ganze Land Einwohner hat – nämlich 17 Millionen.

Thailand: Auch Thailand möchte weg von den Massentourismus und hin zu einem kleineren Kreis von „High-End“-Gästen, wie der Tourismusminister Phiphat Ratchakitprakarn es ausdrückte. Während der Pandemie sah man positive Effekte durch die Schließung der Nationalparks. Aus diesem Grund werden nun alle Parks für mindestens einen Monat im Jahr geschlossen, damit sich die Natur erholen kann. Die Maya Bay auf Ko Phi Phi Leh, die durch den Film „The Beach“ mit Leonardo di Caprio berühmt wurde, wurde bereits mehrmals geschlossen, da das Ökosystem durch die täglich rund 3000 Besucher zu stark beschädigt wurde. Auch die Similan und Surin Islands werden zeitweise gesperrt, um die Natur zu schonen.

Regionen mit dramatischem Wassermangel: Touristen verbrauchen viel Wasser, insbesondere in Regionen, in denen es ohnehin knapp ist. Auf Inseln ist Süßwasser oft knapp, und in Hotspots wie Bali, der Karibik oder Hawaii verbrauchen Touristen viel mehr Wasser als Einheimische – in manchen Hotels bis zu achtmal so viel wie ein Einwohner.

Und was macht Bielefeld? Es wächst:

Im Oktober 2019 überschritt Bielefeld die Grenze von 340.000 Einwohnern und es wurde festgestellt, dass die Stadt schneller wuchs als erwartet. Die Corona-Pandemie führte jedoch zu einem Rückgang der Einwohnerzahl, was sich jedoch im vergangenen Jahr umkehrte. Mit 343.771 Hauptwohnsitz-Bielefeldern hat die Stadt nun so viele Einwohner wie noch nie, nämlich 4.352 mehr als Ende 2021. Die Statistikstelle der Stadt verzeichnete am 31. Dezember 2022 einen Anstieg von 2.394 Frauen und 1.958 Männern mit Hauptwohnsitz in Bielefeld. Somit gibt es jetzt 176.261 weibliche und 167.510 männliche Bewohner in der Stadt.

Ups, es gibt mehr Frauen wie Männer? Was wird das mit den Männern machen? Ich ermute, dass die Sparrenburg der neue Hotspot der Welt wird. Bielefeld gibt es doch gar nicht, oder wollen wir wirklich Menschenmassen an der Jahnplatz-Uhr?

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