“Oben oder unten” steht auf dem Haken im Badezimmer. Ich bin im Krankenhaus, weil meine Sehne genäht wurde. Dafür wurde ein Stück Knochen aus meiner Hüfte entfernt und vieles mehr. “Das ist ihr Zimmer! “Schwester Annemarie und ich dachte, das wäre eine Suite. Okay, Einzelzimmer mit Chefarzt war nicht drin, aber hier bin ich auch allein. Über der Steckdosenleiste finden sich Kratzspuren von anderen Patienten, die entweder aus Verzweiflung oder Langeweile die Treppenhäuser von Escher in 3D nachkratzen wollten. Die zerrissenen Gardinen verdecken den bunten Blick in die Menschmachheile-Anlage, und im Badezimmer hängen vier Haken mit der Aufschrift oben und unten. Was das wohl bedeutet? Handtücher gibt es jedenfalls nicht. Hier gibt es noch keine Bettenschupser wie in Bielefeld.Schwester Annemarie bringt die Patienten eigenhändig in die Fachräume, nur nicht nach draußen in den Pavillon für ein Schnaepsken und eine frische Camel-Zigarette. Bis jetzt habe ich keine Ahnung, was heute Morgen passiert ist. Schwester Annemarie hatte Frühschicht, KrankenBruder Osman fängt gerade erst an.
Gestern traf ich eine Frau, deren Mann 6 Monate im Krankenhaus war, weil erüberfallen wurde,ich hoffe auf wenige Tage. Schwester Annemarie hatte Feierabend. Ich war aus der Narkose erwacht und las in der Zeitung, dass Bielefelds Attraktivität stark mit dem sportlichem Erfolg von Arminia zu tun hat. Es ging bergab. Die meisten Besucher wollen in der Stadt etwas erleben. 35 %der Cityhopper wollten in der Stadt etwas essen. Nicht mehr shoppen. Aber was konnte man in der City essen? Schwester Annemarie lud mich ein. Sie packte mich in den
Rollstuhl und zeigte mir einen zentralen Platz in Osnabrück. Das Krankenhaus lag auf einem Finkenhügel, was auch immer ein Finkenhügel ist. Wir erreichten das Zentrum. Wow, es gab dort Peter Pane, ein Burgerladen, daneben das Kaffee Extrablatt und dann noch ein McDonalds. Daneben ein Wellensteinladen, in den man höchstens einmal in zwei Jahren geht, wenn das Plagiat aus der Türkei kaputt ist. Und dann wurde noch ein Burgerladen aufgemacht mit dem Namen Ahoi.
Drei mal Burger oder hieß es Bürger. Oder doch Börger. Wahrscheinlich hieß es Klops. Annemarie rollte mich durch die Einkaufsstraße Nr. 1 in Niedersachsen mit dem modernsten Sportgeschäft Europas. Innen war eine echte Wellenreitanlage . Annemarie tauschte Schwesternhaube gegen Neoprenanzug und ritt die Welle. Ich wollte hinterher springen aber ich verhedderte mich am Katheter und plumpste wie ein Klops auf den Boden. Dabei war Annemarie so anmutend wie Eisprinzessin Katharina Witt. 35 Millionen wurden in die Surf-Anlage gesteckt und es war ein Riesen-Erfolg. Es gab auch qein Höhentraining und ein Yogastudio zwischen der Abendgarderobe und der Miederwäsche. Kunden des Kaufhauses konnten bei goldener Milch für 5 Euro entspannen.
Mitbringen muss man zum Wellenreiten nur Badebekleidung und ein Handtuch. Im Preis von 34 Euro (Kinder 8-14 Jahre 29 Euro) sind neben der 45 minütigen Surf-Session die Miete des Surfbretts, des Neoprenanzugs und des Helms enthalten. Begleitet wird man dabei von professionellen Surflehrern – perfekt für blutige Anfänger! Aber auch Fortgeschrittene haben ihren Spaß . Neben den Anfänger-Sessions gibt es die Möglichkeit auf einer höher eingestellten Welle mit dem eigenen Brett zu surfen. Und hier war Schwester Annemarie aktiv. Als Krankenschwesterin verdiente sie nicht viel und bot nebenbei Surfkurse an. Ich hatte im Krankenhaus viel Zeit und begann eine Serie von surfenden Skunks zu entwerfen. Ach und man kann viel über deutsche Krankenhäuser schimpfen … wie gut wir es haben sieht man gerade in der Türkei. Spenden: http://www.Bielefeldhilfe.de
