König

Heute ein König.
Es war der Drei-Königs-Tag und es war ein neues Jahr.


Ich begab mich für eine Woche auf eine spanische Insel weit im Atlantik. Dieter Hallervorden, mittlerweile 87 Jahre alt, spielt immer noch den das Stück „der König stirbt“ von Ionesco und sagt, dass Untätigkeit alt macht. Also zog ich meine Wanderschuhe und das T-Shirt von Arminia Bielefeld an mit dem Konterfei von König Artur „Wichniarek“ und bestieg den höchsten Berg Spaniens, der gar nicht auf der iberischen Halbinsel liegt.


Nach den ersten Metern kamen Wanderer entgegen. „Bielefeld gibt es doch gar nicht“ riefen die Bergbrüder, als sie mich sahen. Ich sagte nichts, sondern war froh, dass diese Flachlandtiroler nicht in Babenhausen – Süd wohnen. Abends auf der Plaza beim Barraquito haut mir ein Typ im Bayern-T-Shirt auf Schulter und meint, mit der Arminia läuft es ja echt mies. Aber das ist ja egal, denn Bielefeld würde es nicht geben. Ich bin total froh über diesen Mythos. Denn es wäre ja schlimm, wenn die ganze Welt entdecken würde, dass man hier ganz gut leben kann. Aber vielleicht gibt es ja Bielefeld wirklich nicht. Selbst die Historiker sind sich nicht sicher.

Ein Fachbericht der Archäologin Eva Manz deutet darauf hin, dass die Ursprünge der Stadt Bielefeld möglicherweise weiter in der Vergangenheit liegen, als bisher angenommen. Laut dem Westfalen-Blatt hat die Auswertung von Ausgrabungen aus den Jahren 2017 und 2018 ergeben, dass die Stadtgründung möglicherweise um 1180 oder 1190 stattgefunden hat, also Ende des 12. Jahrhunderts. Bislang wurde das Jahr 1214 als offizielles Gründungsdatum von Bielefeld gefeiert. Und wer weiß, vielleicht wird bald eine goldene Münze aus dem Kaiserreich gefunden. Vielleicht gab es ja auch den König von Bielefeld.


Rio Reiser wollte König von Deutschland sein, Jürgen Drews ist der König von Mallorca. Und wer wird Dschungelkönig? Das wäre doch krass, wenn ich König von Bielefeld wäre.
Was würde ich alles machen. Zunächst den Jahnplatz umbauen, einen Yachthafen anlegen, drei Pandabären für den Tierpark kaufen, Messi, Ronaldo und Frank Pagelsdorf für die Arminia gewinnen und endlich braucht meine Frau nicht mehr bei Ernstings Family einkaufen, sondern kann bei Dior, Chanel und Che Wuang die neueste Mode genießen.
Natürlich würde ich auch bestimmen. Es gäbe ein Böllerverbot, ein Tempolimit, eine Katzensteuer, die Züge fahren pünktlich ab und jeden Tag gibt es eine besondere Fahne an der Sparrenburg. Dort wird dann auch eine Skisprungschanze errichtet, dann kann Halvor Egner Granerud, der König der Lüfte über den Teutoburger Wald fliegen. Freitags ist Feudeltag für alle und auf dem Ostwestfalendamm entsteht Deutschlands größter Campingplatz.


Aber wie wird man König, wenn die Vorfahren kein blaues Blut haben?
Ganz einfach. Man isst in Spanien einen Königskuchen.


Der Roscón de Reyes ist ein traditioneller Kuchen aus Hefeteig, der in Spanien zu Ehren der Heiligen Drei Könige am 6. Januar gebacken wird. Er kann mit verschiedenen Füllungen wie Schlagsahne, Trüffel, Puddingcreme oder Cabello de ángel gefüllt sein und ist mit kandierten Früchten wie Orangenscheiben, roten und grünen Kirschen verziert. Im Kuchen sind auch eine trockene Bohne und eine Porzellanfigur versteckt. Die Tradition besagt, dass derjenige, der die Bohne in seinem Kuchenstück findet, den Kuchen bezahlen muss, während derjenige, der die Porzellanfigur findet, zum „König“ gekrönt wird. Die Bohne darf allerdings nicht verzehrt werden. Der König darf einen Tag lang regieren und alles bestimmen. Der Bürgermeister Pit Clausen zitterte schon, ob ich denn die Porzellanfigur bekommen wurde.


Dann hatte man nur einen Tag Zeit, alle oben genannten Vorhaben umzusetzen.
Vamos!
Die Kellnerin kam mit dem Königskuchen. Er hatte einen königlichen Preis und deshalb teilten meine Frau und ich mir das Stück. Man muss wissen, dass ich nie Kuchen esse. Aber wenn man schon einmal König werden kann und das sogar am 6.Januar, muss es halt sein.
Ich hatte schon in meinem Kopf die 1.Machtübernahmerede geplant. Wir beide stocherten im Kuchen. Dann aber kam der Schock des Lebens. Ich hatte die Bohne. Meine Frau die Porzellanfigur.


Die erste Königin Bielefelds war meine Frau.

 

 

 

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