
Hier sehen sie Svenja als Schülerin
Studienrätin Svenja Treerin freute sich. Endlich. Sie konnte in den Ruhestand gehen. Was hatte sie nicht alles erlebt. Rauchende Kollegen im Lehrerzimmer, Schülerratssitzungen mit Hanf und vor allem 1000 Liter Kaffee, besser gesagt braune Brühe, denn die schmeckte nicht. Der Kaffeedienst funktionierte wie in einer WG, also nie. Und was hat sie an technischem Fortschritt miterlebt. Vom Spiritusdrucker über kreischende Nadeldrucker und Disketten bis hin zur Wolke. Also der Wolke. Als Digitalisierungsbeauftragte wurde sie mit Ipads überschüttet. Es dauerte nicht lange, bis sie herausfand, dass man da keine CDs reinschieben kann. Aber jetzt war Feierabend. Doch dann kam Post vom Ministerium. Sie soll nicht aufhören. Es gebe noch zwanzig Jahre Lehrermangel. Ihre Pension soll eingefroren werden. Jahrelang hat man in Deutschland nicht in Bildung investiert und jetzt kommen diese Vorschläge. Manche sind nicht schlecht, Deutschland ist im Stillstand. Da ist es gut, wenn ein bisschen Bewegung reinkommt.

Hier Svenja Treerin als Referendarin 1971
Diese Vorschläge hat Svenja Treerin bekommen:
a. In den Ferien Klassenfahrten und Nachhilfeunterricht machen. Dann bekommt man über die Heilfürsorge zwei Massagetermine pro Woche.
b. Zwei Klassen übernehmen. Das nennt man Hybrid. Eine Klasse ist vor Ort und eine Klasse ist online zugeschaltet. Damit die Klasse dort nicht über Tisch und Bänke springt, wird ein Sicherheitsdienst als Aufpasser engagiert. Kostet 20 Euro pro Stunde.
c. Unterricht in der Hauptschulklasse machen. Da lernen die Kinder sowieso nichts. Da reicht auch Filme gucken.
d. Drehen Sie mit den Enkeln Tutorials auf Youtube über die Silbenkönige. Die Requisiten bekommen Sie vom Theater.
e. Für Lehrer ab sechzig gibt es keine Altersteilzeit mehr. Für Lehrer ab dreißig gilt die offizielle Lehrerarbeitszeit. Das sind 41,5 Stunden. Dafür wird ein Lehrerarbeitsplatz in der Aula eingerichtet.
f. Die Klassengröße wird auf 45 erhöht.

Studienrätin Svenja Treerin 2020
Svenja Treerin war geschockt, aber auch erleichtert. Ab Sommer 2025 sollte es so weit sein. und schnell weg aus Deutschland. Nach Südamerika. Dafür brauchte sie Geld. Sie ging zur Bank. Der Chatbot, der dort mit ihr sprach, war neu. Er bestand aus einem Computeravatar. „Ich möchte mein Geld abheben“, tippte Svenja in das Gerät. Das geht nicht, sagte der Bot. Sie müssen es in Raten abheben. Jeden Tag 100 Euro. Svenja war geschockt. War das nicht ihr Geld? Nein.
Wem gehört das Geld auf dem Girokonto? Das Guthaben auf dem Konto symbolisiert lediglich einen Zahlungsanspruch des Kontoinhabers gegen die Bank auf Auszahlung von gesetzlichen Zahlungsmitteln (Banknoten und Münzen). Der Kontoinhaber besitzt also kein Geld, sondern eine Forderung auf Auszahlung von Geld.
Und nun? Bis zu ihrer Ausreise hatte sie noch einige Wochen Zeit. Also ging sie jeden Tag zur Bank und holte sich ihren Teil ab. Warum gehört ihr das Geld nicht, das sie fünfzig Jahre lang eingezahlt hat? Warum gibt es überhaupt Banken? Sie dachte über eine Alternative nach. Die Blockchain.
Als zweites Land weltweit führt die Zentralafrikanische Republik Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel ein. Damit folgt der Staat dem Pionier El Salvador bei der Einführung der Kryptowährung. Panama unternimmt derweil Schritte, um alle Kryptowährungen gleichzeitig handelbar zu machen. Das ist die Lösung. Auf Platz eins der größten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung im Jahr 2023 steht weiterhin unangefochten Bitcoin. Die Marktkapitalisierung der ältesten Kryptowährung liegt derzeit bei rund 332,6 Milliarden Dollar.
Vielleicht eine Alternative. Denn nun ist bewiesen, dass man Geld erfinden kann.
Aber warum kann man andere Dinge nicht erfinden? Jetzt soll es verboten werden, Mops zu züchten und als Wolf zurück zu züchten. Das war die Hauptnachricht in der Tagesschau. Aber als Erstbesitzerin des 49-Euro-Tickets bekam sie ein fünfseitiges Anmeldeformular mit PostID-Verfahren und Schufa-Prüfung.
Statt einer deutschlandweiten Travelcard, die von Kiel bis Berchtesgaden gilt, hat jeder Verkehrsverbund sein eigenes Ticket entworfen. Mit 50 Euro wollte sie ein Ticket kaufen. Das ging nicht. Das geht nur noch mit Visa oder Mastercard, obwohl Euro-Banknoten und -Münzen im Euroraum gesetzliches Zahlungsmittel sind. Eine geheime Verschwörung in Brüssel? Svenja wollte ihre Rente genießen und konnte nicht mehr schlafen.

Studienrätin Svenja mit 74 Jahren








