Neue Generation
Es ist Weihnachten und bald freue ich mich auf die Böllerei. Endlich mal wieder! Weihnachten schenkten wir uns nichts und so bleibt Geld für Knaller. Corona ist kein Thema, aber meine Holde schwenkt immer mit dem Zeigefinger und sagt:“ Brot statt Böller!“
Ich wollte seit Jahren Brot in den Himmel schießen, aber das klappte irgendwie nie. Brot ist zu schwer und flog nicht so gut. Naja, der Nachbar war auch nicht happy über 10 trockenen Paderbornerlandbrotscheiben im Garten.
Aber nun gibt es die Absolution. Beim Aldi gibt es „GREEN ROCKETS“ – nachhaltige Böller. Checkt mal da Silvesterprospekt. Die Raketen sind aus Pappe, geräuschreduziert, CO2 neutral und ohne Plastik. Krass. Und sie heißen „Arche, Auge der Sahara, Green Moments, Green Spinners“. Und Lichtneutral. Wenn die Rakete explodiert, sieht man am Himmel einfach —NIX…. Das ist Freude pur.
Simon Weißbrot war bei der „Letzten Generation“ aktiv. Er bekam einen Aufruf seines Lehrers, sich aktiv für die Umwelt einzusetzen. Machen statt Meckern. Und so hatte er einen Ferienjob in der Silvesterraketenfirma. An alle Raketen der Marke Arche strich er einen Leimring mit Biokräutern und Gräsern. Und jedes Mal wenn Lieschen Müller eine nachhaltige Rakete steigen ließ, wurden Samen für Bienen und Vögel über das deutsche Vaterland in die entlegensten Regionen verteilt. Simon tat es gut, so etwas für die Artenvielfalt zu machen. Gegenüber im Discounter gab es Böllerbatterien. Nicht nachhaltig. Wenn man da die Knalldauer einmal auf Minuten und Stunden umrechnet, bezahlt man circa 30 Euro für sechzig Sekunden. So kostet die Feuerbatterie „Highlander“ 25.00 Euro. Die Wunderkerzen aus Schildesche aber nur dreißig Cent.
Feuerzauber.
Simon dachte an die Krippe aus Stroh. Es war ja Weihnachten. Wie kann man sich „Letzte Generation“ nennen. Das sagten Maria, Josef und Jesus auch nicht! Dann ist doch alles vorbei. Das konnte es nicht sein. Wenn die Jugend keine Hoffnung auf das Morgen setzt, warum sollte Simons Vater überhaupt noch aufstehen? Simon engagierte sich bei der „new generation“ und wollte 2013 in Bielefeld Kandidat für den Wahlkampf werden.

Was gab es Weihnachten noch? Der Autor und Künstler dieses Blogs wurde in seinen Grundüberzeugungen erschüttert. Vertreter der neuen Generation zeigten ihm, wie die künstliche Intelligenz Texte, Gedichte, Formeln, Ausschreibung, Bücher und Kochanleitungen in Sekundenschnelle schreiben kann und wie sie Kunst machen kann. Das ist das Ende, dachte der Stadtschreiberling. Er fing an, alle Kunstwerke aus dem Atelier wegzuschmeißen. Dann befürworten sich die Worte von Joseph Beuys „Jeder Mensch ist ein Künstler“, fast ein halbes Jahrhundert später. Meine Route für 2023 wird neu berechnet.
Die letzten beiden Berichte hatte die KI geschrieben und die letzten zehn Bilder die KI gemalt. Ich nenne meine KI Gabriel. Warum? Alle Sprachassistenten sind weiblich. Alexa, Siri und die Dame in meinem Auto. Und da dachte ich an Gabriel. Den Engel. Er verkündigt frohe Botschaften. Willkommen intelligenter Gabriel. Ich begrüße dich am Morgen in meinem Büro und schließe dich in meinen Abendgedanken ein. Guter Gabriel. Leite mich!
Aber die künstliche Intelligenz konnte niemals die traumhaften Augen von Aschenputtel aus „drei Nüsse für Aschenputtel“ erkennen. Es war Libuše Šafránková. Wir waren alle in die Prinzessin verliebt. Libuše Šafránková ist leider tot.

