Baustelle

Karla oder Claudia oder Gabi ist tot. Vor einigen Wochen wurde das Rind unseres Vertrauens geschlachtet. Dann musst es noch abhängen.

Vor Jahren ist ein Rind in der Nähe von Minden für uns ins Nirvana gegangen. Es wurde auf dem Weg zum Schlachthaus dabei von einer anthroposophischen Lehrerin mit Ewigkeitskerze begleiten.  Als Dankbarkeitsritual. So haben wir wieder 11 Kg gutes Fleisch in der Tiefkühltruhe. Wenig Fleisch aber dafür glückliches. Ja, es gibt es wirklich: Glückliches Fleisch und glückliche Bäuerin. Das Fleisch kostet dieses Jahr auch mehr, der Trecker fährt nicht mit Solarstrom.

Wenn man dann aber den Kilopreis von Chips, BigMacs oder sogar indonesischen Garnelen aus Zuchtanstalten berechnet… ist glückliches Fleisch nicht teuer, zumal man es nur einmal die Woche isst. Gab es nicht früher bei Oma immer einen Sonntagsbraten und am Freitag Fisch. Ansonsten Gemüse. Kappes. Alles wird teurer? Nicht Kappes. Ein Kilo Weißkohl bekommt man fast hinterher geworfen. Also wurde das erste Sauerkraut gemacht, gehobelt, geknetet. Die Fingerkuppen waren mit im Sud, sodass das Weißkraut zum Rotkohl mutierte. Das ist nicht weiter schlimm, denn zusätzliches Eisen bei der Nahrungsaufnahme ist wichtig. Und für allem für die Augen.

Häufig treten bei einer Unterversorgung mit Eisen Probleme mit den Augen auf. Sehstörungen gehören dazu und die kann man sich nicht leisten, wenn man in Bielefeld mit dem Auto fährt.

Baustelle

Früher hieß es mal: Bielefeld, die freundliche Baustelle am Teutoburger Wald. Ja,  es gibt sie noch immer Baustellen. Es gibt so viele dumme Baustellen. Ist das nur ein Phänomen in Bielefeld? Da wird in einer Straße gebuddelt und dadurch entsteht eine Einbahnstraße. Statt aber, dass die Autofahrer durch die 6,80 m lange Einbahnstraße nach gemeinsamer visuellen Kommunikation sich gegenseitig durchlassen, müssen hunderte, ach tausende Kraftfahrzeugfahrer kilometerweite Umwege machen. Ökologisch ist das nicht. Zudem sind ja in Bielefeld immer alle Baustellenstraßen gleichzeitig gesperrt. Soll das die Verkehrswende beschleunigen? Die soll ja auch in der neuen Fahrradstraße sichtbar werden. Aber, anstatt das man mit seinem Velociped dort locker in den Bielefelder Osten kommt, muss man aufpassen, denn trotz diverser Einbahnstraßenregelungen kommen doch die SUVs um die Ecke. Der Ehlentruper Weg ist bereits Fahrradstraße, dennoch wird sich dort mit den neuen Richtlinien einiges ändern: Vorfahrt für Radfahrer gegenüber kreuzenden Wohnstraße, Vorrang vor Autofahrern und die Erlaubnis, nebeneinander fahren zu dürfen. Das gilt auch für die Rohrteichstraße. Mit Markierungen, Piktogrammen und Schildern soll die Fahrradstraße ersichtlich für alle markiert werden. Ziel ist Komfort für Radler. Aber wann wird das passieren? Wenn ich in Rente gehe? Aber es gibt sogar eine Homepage. www.fahrradstrasse-bi.de  Und dann ist noch eine große Straße zur Einbahnstraße geworden. Direkt vor eine Realschule. Nur. es hält sich keiner dran.

Sandra Schweger, Kommissarin auf Bielefeld und Heldin meines Buches (Siehe Kesselbrink https://gerwin.home.blog/2022/08/) machte sich es gemütlich. Sie hatte keinen Dienst am Wochenende. Also war sie privat unterwegs. Bei tropischen Oktobertemperaturen setzte sie sich mit einem Feierabendbier in einen Klappstuhl an den Ehlentruper Weg und fotografierte jedes Auto, was in die Einbahnstraße verkehrt herum einbog. Sie würde alle Kennzeichen mit der Datenbank im Polizeipräsidium abgleichen und Bußgelder raushauen. Warum machte sie das? Es war doch Wochenende? Sandra erhöhte dadurch bewusst ihre Arbeitsleistung im Jahr 2025 soll die Stelle der Polizeipräsidentin neu besetzt werden. Alle in Ihrer Behörde würden sie über den Klee loben, ihre staatsdienliche Verantwortung nennen und auf das Stadtsäckel verweisen, dass durch die Bußgelder fett und fetter wurde.

Es gibt ein Update. Auf Bielefelds neuer Fahrradstraße wurden Reißnägel ausgelegt.

Der Stadtschreiberling weiß, wer es war. China steckt dahinter. In zwei Tagen lesen Sie mehr. Hier an dieser Stelle

Doppelwumms

Doppelwumms

Es hat doppelt gewummst. Oder auch dreifach oder vierfach. Es wummst ja momentan überall. Lassen wir es mal wummsen. Ist dieser Begriff eigentlich schon im Duden aufgenommen? Der Autor dieses Blockes hatte am Sonntag einen Wumms, als er mit dem Rennrad zwischen Lenzinghausen und Pödinghausen verunglückte. Nein,  er drehte sich nicht nach Madalina Mühlenstein um, sondern bewunderte die Kürbisparade eines Bauernhofes, als eine Baumwurzel Kontakt mit dem Vorderrad aufnahm. Madalina Mühlenstein, war die Statistin, die mit Anselm Pahlstedt bei der US-Armee war. (siehe Bericht vorher). So ist das, wenn man Bielefeld verlässt. Da werden die Radwege schlechter und die Stimmung sinkt, wenn man auf Kastanien und Eicheln ausrutscht. Das muss man ja doch kalkulieren, wenn man durch das Ravensberger Hügelland fährt. Im tieferen Untergrund des Ravensberger Hügellandes findet sich vor allem Tonschiefer. Vor über 180 Millionen Jahren erstreckte sich hier wie in fast ganz Mitteleuropa ein flaches, warmes Meer. Wieso regen wir uns dann über die Klimakatastrophe auf. Ok. Damals gab es keine Menschen, sondern Ammoniten. Und was soll’s —- in 180 Millionen Jahren gibt es dann keine Menschen mehr, sondern Ammoniten.  Den nächsten Bielefeld-Wumms gab es Mitte der Woche, als die holde Arminia— ist das eigentlich eine Frau? —- 6:0 in Stuttgart verlor. Man habe sich wie Schulbuben angestellt. Aber die Schulbuben in der Hofpause in der Grundschule Wellensieck kicken aber intensiver, sturer, hartnäckiger und kämpferischer als die hochdotierten Kicker der Arminia. Kultspieler Fabian Klos soll pro Saison 600.000 Euro verdienen. Olaf Scholz künftig 30.189,81 Euro monatlich. Das sind 362277 Euro im Jahr. Für einen Klos könnte man zwei Olafs einstellen. Das gäbe dann den vierfachen Wumms. Wenn Arminia nicht gegen St.Pauli gewinnt, dann wird das Stadion endgültig mit einem Bauhammerwumms abgerissen und ein neues Wohnquartier etabliert. Die Investoren warten schon.

Nun kommt noch einmal das Wort W….., oder sollte ich besser weinen sagen? Ich vergriff mich in meinem Getränkemarkt meines Vertrauens beim Kauf des Mineralwassers. Ja man kann es sprudeln, aber manchmal braucht man eine fest verschlossene Plastikflasche mit viel Blubber und Quetschfaktor, wenn man im Sportstudio die letzten 20 km auf dem Laufband absolvieren muss.  In meinem Einkaufswagen landete eine Kiste Wasser ohne alles. Ja, mit Wasser aber ohne Gas. Lulliwasser, das wahrscheinlich der Marktleiter heimlich in alte Flaschen umfüllte, um die Gewinnmarge zu strecken. Ein Liter Wasser kostet dann fast 50 Cent. Krass. Bei den Stadtwerken kostet ein Liter 2 Cent. Für den Preis des Wasserkasten „Teutoburger Heimattrunk“ hätte man 300 Flaschen „Stadtwerke Spezial“ genießen können. Zum Glück bekamen ja alle Bielefeld vom Olaf 300 Euro geschenkt. Da ist der Finanzschmerz nicht allzu groß.

Amerika

Anselm Panstedt war neben seinem Job als Pfennigfuchser und Energieberater immer auf der Suche. seine Finanzen zu optimieren. Da kam das Angebot aus Hohenfels genau richtig. Bis zu 60.000 Soldaten trainieren mit ihren Verbündeten pro Jahr in Hohenfels/Bayern  für den Kriegseinsatz und damit alles realistisch aussieht, brauchte man Statisten.

Wer sich vorstellen kann, einen Lehrer, Taxifahrer , Bauer, Korbflechter oder Magd in einem Kriegsszenario zu spielen, kann sich bei der amerikanischen Armee melden. Dann wird man als Statist für drei oder vier Wochen in eine Kaserne gesperrt, bekommt dreimal am Tag gutes amerikanisches Essen und bis zu 130 Euro am Tag. Nicht schlecht, dachte Anselm. Er hatte Zeit und in vier Wochen machte er 3120 Euro, weil am Sonntag nicht geballert wurde.

Dabei hatte Anselm keine Ausgaben. Er bekam Vollverpflegung, saubere Wäsche und lernte viele tolle Menschen kennen. Außerdem war es auf dem Schlachtfeld spannend.

Es war ja kein echter Krieg. Es war so wie in einem Computerspiel. Zudem spielte er als Bauer Anselm von der fränkischen Höh mit Magd Madalina Mühlenstein mehrere Stunden in einem historischem Bauernhaus. Und Magd Madalina nicht unattraktiv. 

Die Armee hat eine eigene Homepage und ist auf Facebook aktiv. Im Sommer 2021 wurden arabisch sprechende Menschen gesucht. Genannt wird das alles „Rotation“.  Unter

www.us-statisten.de hatte Anselm Panstedt sich beworben und das Casting erfolgreich absolviert. Auf dem Crosstrainer musste er sich fit halten.

Nun saß er auf seiner Pritsche. Es gab hier nur abgezähltes Budweiser-Dosenbier und Hot Dogs for free. Er dachte an die schönen Augen von Madalina und war doch so verwundert über Deutschland. Einst war Deutschland das Land der Dichter und Denker. Er stolperte über viele Wörter, die er heute im Einsatz von Sergeant James Watson hörte. James verstand diese Wörter nicht. Anselm sollte sie ihm erklären, warum es in manchen Worten so viele Widersprüche gebe. Wie z.B.

HÖR-BUCH – HAND-SCHUH  —FLEISCH-SALAT —DOPPEL-HAUS-HÄLFTE —BUS-BAHN-HOF —- WAHL-PFLICHT-FACH

Anselm und James wurden Freunde. Nach vier Wochen Arbeit als Statist kehrte Anselm zurück nach Bielefeld. Sollte er Madalina noch einmal anrufen? Sie schickte ihm täglich Katzenfotos, er reagierte aber bislang nicht. Sollte er sich binden? Sollte er seine Zeit mit einer drolligen Magd verbringen? Wahrscheinlich war Madalina tot traurig. Wahrscheinlich war sie so in Anselm verliebt, dass sie in Traurigkeit versank.

Dr. Petra Hunold, Chefärztin für Depressionsbehandlung an den Klinikum Lippstadt, hatte am  Weltkatzentag, warum Tiere so glücklich machen. Katzen geben uns Nähe, Wärme, Zuwendung und  das schöne weiche Fell auf der Haut bringt die Seele zum Schwingen. Aha. Wollte Anselm das? Er bevorzugte lieber Schlangen und Otter. Aber Katzen?

Als Statist hatte sich Anselm nun bewährt. In den lokalen Gazetten las er das die Promis von Tokio Hotel und Model Heidi Klum in Bielefeld einen Videodreh hatten. Vielleicht sollte er Tom Kaulitz mal fragen, ob nicht Statist in der Sendung seiner Frau „Germanys next super Statist“ eine Hauptrolle bekommen könnte.  Ob Heidi Klum mehr zahlt als die US-Armee?

Griechenland

Anselm Panstedt war Energieberater und Pfennigfuchser und Coach für Finanzfragen. Er taucht in meinem Blog schon einmal auf. Anselm war geschockt über die ganzen Preiserhöhungen. Regelmäßig folgte er seinem Geld-Guru Kolja B., der auf YouTube Finanztipps für die langfristige und sichere Geldanlage postete. Anselm wollte sich ein paar Euro dazu verdienen und befolgte Kolja B’S Tipps.

Tipp eins! Mystery Shopping

Beim mystery Shopping registriert man sich bei einer Agentur, die Testkäufer, Geschäftsbeobachter einstellt und checkt: Wie lange steht man an der Kasse? Wie freundlich war der Mitarbeiter? Wie dreckig war es in den Regalen und und und. Die Daten schickte man an die Firma und bekam ein paar Euro dafür. Anselm dachte, das geht auch ohne Anmeldung. Er probierte es aus.

Als erstes ging er in einen Drogeriemarkt. Er suchte eine Verkäuferin und erzählte, er habe eine Pickel-Creme gekauft. Er wollte eigentlich, dass die Pickel weggehen, aber sie kamen vermehrt, denn es war ja eine Pickel-Creme. Zudem war die Beschreibung auf der Verpackung auf Tamilisch, sodass Svetlana Kortschinow, schlecht deutsch sprechende Aushilfe den Filialleiter holte. Anselm sagt zu dem guten Mann, dass er Meldung in die Firmenzentrale geben müsse, dass die Beratung mangelhaft sei. Der Filialleiter küsste seine Füße und sagte: „Bitte tun sie das nicht. Dann verliere ich meinen Job! Suchen Sie sich doch bitte im Retourenkeller etwas für 50 Euro aus!“ Gesagt, getan. Anselm hatte die Wahl zwischen Babybrei, Blasenpflastern und Inkontinenzartikeln, aber egal…. Man weiß nie, wann man die braucht.

Im Kaufladen Gallery neben an hatte Personalplanerin Gaby Wunderlich den monatlichen Dienstplan  im Café liegen gelassen. Anselm stellte fest, dass Herrenausstatter Herr Zurbier heute frei hatte. Perfekt!

Anselm ging zu dem Abteilungsleiter und berichtete, dass Her Zurbier ihm zu einem grünen Hemd mit Mickey-Maus-Krawatte geraten hatte. All das war natürlich erfunden. Weiterhin sagte Anselm, dass er ob des hässlichen Outfits einen Millionenauftrag für seine Firma nicht bekommen habe. Die Investoren aus Qatar haben sich kaputt gelacht. Nun wollte Anselm Entschädigung. Der Abteilungsleiter des Kaufladens Gallery sah Regressforderungen der Scheichs in seinen Augen aufleuchten und spendierte Anselm einen 300 Euro Einkaufsgutschein. Na geht doch, dachte Anselm.

Ob das auch beim Discounter funktioniert? Anselm fand eine leere Orangensaftflasche in den Häuserschluchten der Stadt. Er nahm sie, haute sich diese fünfmal auf das Auge, das sich lila färbte und ging in den LADL, oder war es ELDAY? Egal.

 Er marschierte zur Kassiererin und sagte zu ihr, er habe eine Sechser-Packung Orangensaft getrunken. Der wäre aber schlecht gewesen und er musste sich übergeben. Feinheiten wollte er nicht nennen.

Dabei sei er auf ein Parkschild gestürzt und habe ein blaues Auge.  Er forderte Schadensersatz. Helga Fahrenhorst, Kassiererin  (aus der Geschichte bekannt) telefonierte mit ihrem Chef. Der geriet ob der Schadenersatzforderungen des Scheichs in Panik. Und gab Anselm dieses Angebot:

Sie dürfen eine Stunde lang ihren Einkaufswagen füllen so oft sie wollen, an Kasse 5 damit vorbei rollen und brauchen dafür nix zu bezahlen. Auf die Plätze los.

Wahnsinn!

Anselm Panstedt hatte 50 Euro Hygieneartikel, 300 Euro Einkaufsgutscheine und zehn Einkaufswagen mit Lebensmitteln. Danke Kolja! Er schickte ihm eine Sprachnachricht und wollte den Abend in ein griechisches Lokal ausklingen lassen.  Seit Jahren aß er dort eine Poseidonplatte, obwohl kein Fisch drauf war. Er freute sich auf Fleischberge, Pommes, Zaziki und Ouzo. Aber was war geschehen? Die Poseidonplatte war zu einer kargen Schmalhansplatte verkümmert. Pommes waren nicht mehr im Angebot, weil das Öl zu teuer war. Zaziki war auf Cent-Größe zusammen geschrumpft und den Ouzo gab es nicht mehr. Der Kellner meinte, den Absacker gäbe es nur noch, wenn Gäste danach fragen. Aber nicht automatisch. Beim Erleichtern auf der Toilette sah Anselm. dass Küchenangesteller Christos Chalkinois, den billigen Aldi-Ouzo Fusel in die teure Ouzo of Plomari füllte. Betrug!  Und das für 20 Euro.

Anselm bekam einen weiteren Geldtipp von Kolja: werde Statist für die amerikanische Armee.

Anselm machte sich kundig.

Qatar

Helga Fahrenhorst bekam eine zweite Chance. In Bielefeld waren überall Plakate aufgehängt:

 „Leben braucht Hoffnung“. Helga war gescheitert und hatte keine Hoffnung mehr. Die Stelle im Supermarkt hatte sie verloren, weil sie mit Pfand betrogen hat. https://gerwin.home.blog/2022/08/27/hauptgewinn/

Einhunderttausend Euro hatte sie beim Brauereikronkorkenwettbewerb knapp verloren.

Die Bahnhofsmission bekam den Zuschlag.  Nun aber war sie down, konnte das Gas nicht mehr bezahlen.  Nun musste etwas passieren. Sie las Bücher des großen Gurus Maharadscha Mandarina, die heiligen Schriften der großen Weltreligionen und stellte fest: Lügen bringen ein schlechtes Karma. Sie brauchte Hoffnung und  so fasste sie all ihren Mut zusammen, ging in den Supermarkt, in dem sie sich Flaschenpfand illegaler Weise besorgt hatte und  sprach den Marktleiter an. Sie wollte wieder arbeiten. Der Marktleiter fiel ihr um den Hals, so wie der Vater in der Geschichte mit dem verlorenen Sohn  und sagte: „Vergeben und Vergessen. Natürlich kannst du hier wieder anfangen! Wir brauchen jeden Mann und jede Frau! Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür und die Kassen müssen besetzt sein. Den Verlust aus dem Pfandgeld haben wir nach Paragraph §³ 89 abgeschrieben. Für jede geklaute Flasche hat unser Finanzminister 25 ct drauf gelegt. Kein Problem!“

Helga war begeistert. Der Marktleiter gab ihr eine neue Herausforderung. Ab zwanzig Euro Einkaufswert bekam jeder Kunde eine Tüte Panini Sammelbilder. Die WM in Qatar stand an. Und die WM hatte ein mieses Karma. Keine wollte die Wüstenshow sehen. Im Fernsehen sah es bestimmt gut aus, aber mehr als 6500 Bauarbeiter waren während der Bauarbeiten an den Stadien gestorben. Viele wollen die WM boykottieren. Also hatte Panini ein Problem. Panini verkauft Fußballsticker. In einer Tüte sind für einen Euro fünf Sticker drin. Damit das Sammelheft voll wird braucht man 670 Sticker. Sollte man der glückliche Gustav Gans sein, dann reichen 134 Tüten mit je fünf passenden Stickern aus, sein Sammelalbum voll zu bekommen. Das wären dann nur 134 Euro. Dazu kommen noch 50 Spezialsticker. Laut Süddeutscher Zeitung muss man circa 1000 Euro investieren, um das Album voll zu bekommen.

Helga mochte Fußball. Sie ging zu Arminia Bielefeld, immer oder nie wieder…. Arminia war so schwach, da schaute sie sich doch lieber die hübschen Fußballer auf den Paninibildern an. Sie bekam diese umsonst. Helga wollte ehrlich bleiben. Immer wenn ein Kunde ein Anrecht auf eine Tüte kostenloser Panini-Sammelsticker hatte, sagte sie diesen: „ Ich muss ihnen diese Tüte leider anbieten, aber was in Qatar passierte ist so schrecklich. Wollen Sie dieses Unterfangen wirklich unterstützen?“ Die meisten Einkaufenden verzichteten dann auf die Gratisbeigabe. Und so war Helga Fahrenhorst, die erste Bielefelderin 2022, die ein Panini-Sammelalbum schon vor der WM voll hatte.

Und das für umme, für einen Nullinger, für nix. Nur die 99 Cent für das Sammelalbum musste sie aus eigener Tasche bezahlen. Leben braucht Hoffnung.

Haare

Bielefeld ist eine kleine Großstadt. Sie hat eine Fläche von ungefähr 260 Quadratkilometer. Wenn man einmal um die Stadt radeln will, braucht macht etwas mehr als 80 km. Fast 44 Prozent der Fläche wird für Siedlung und Verkehr genutzt. Wald- Wasser und Parks und andere Vegetationsflächen sind dann die anderen 56 Prozent. Es gibt auch ein Naturschutzgebiet.

Es sind ungefähr sieben Prozent.

Aber immer mehr Menschen ziehen nach Bielefeld. Obwohl die hiesige Arminia grottenschlecht spielt, Helene Fischer nie in der Oetkerhalle spielen wird und die hiesigen Firmen nie im DAX mitspielen werden (ja, rund um Bielefeld gibt es schon börsennotierte Firmen – aber nicht im DAX), möchten immer mehr Menschen in Bielefeld leben.

2019 lebten 55.010 Menschen mit einer ausländischen ersten Staatsangehörigkeit und insgesamt 158 verschiedenen Nationalitäten in Bielefeld.

Neu war auch Abdul Hasan, Barbier aus Berlin. Er zog mit seinem Bruder von Berlin nach Bielefeld. In unserem Stadtteil eröffnete er einen Friseurladen. Ursprünglich kam er aus Syrien und sein Barbier aus dem Irak. Die Ausstattung des Ladens war stylisch, etwas viel Gold.

 Aber leer. Naja, man muss sich die Kundschaft aufbauen. Da lockte mich das Angebot. Statt 10 Euro in dieser Woche nur 9,99 Euro. Maschinenschnitt. Ab, rein in den Laden. Bei mir kann man nix falsch machen, 9 Millimeter mit der Maschine. Als war in Ordnung, mit heißem Wachs wurden die Nasenlöcher gefüllt und erkaltet mit einem Ruck entfernt. Mein Gehirn wurde gemartert. Meinem einem brennendem Alkoholschwamm wurden die Ohrenhaare entfernt und Rosenwasser duftete auf meinen kleinen Wunden, die durch das scharfe Rasiermesser entstanden waren. Alles super. Trinkgeld gab es dann auch, aber wie will er über die Runden kommen?

Meine Behandlung dauerte 10 Minuten, mit Ohrentrimmen und Nasenhaare-Fönen 15 Minuten. Dann käme Abdul auf 40 Euro in der Stunde. Aber das würde heißen,  am Tag kommen 24 Kunden. Acht Stunden im Viertelstunden-Rhythmus. Ohne Pause. Aber was der Starfriseur für 49 Euro bei meinem Schädel anders? Nix. Statistisch gesehen gehen 40% aller Männer einmal im Monat zum Friseur. Dagegen machen das nur 19 Prozent aller Frauen. Vielleicht sollte ich Abdul helfen.

Vielleicht sollte er auch Damen pflegen.

Im nahe gelegenen Action-Markt, dem Paradies für China-Artikel stand eine Mutter mit ihrer Tochter in der Spielzeugabteilung. „Ich will ein Pony haben“ Das war der Mutter zu teuer. Ich gab ihr die Visitenkarte von Abdul Hasan und sagte Ihr, dass es dort heute ein Pony für 9.99 Euro gibt.

Musical

„Ein Reise durch Bielefeld“ – das ist das neue Highlight des Reisebüros Oberwellner aus Spenge.  „Machen Sie diese Reise nicht, wenn sie alt oder behindert sind“, empfahl Thomas Oberwellner, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros seiner Kundin. Wenn man aus dem Ravensberger Hügelland kommt und Pech hat, dann funktioniert der Aufzug nicht am Boulevard, weil Partypeople dort Dönersoße, natürlich unbeabsichtigt auf die Türsensoren des Aufzugs kleckerten. Sollte man die Linie 3 ab Babenhausen Süd nehmen, dann kann es passieren, dass man 10 Minuten im Dunklen in einem Tunnel steht und an der Jahnplatzhaltestellentunnel keinen Sitzplatz bekommt, wenn die Linie 1 mal wieder Verspätung hat. Jedenfalls kann man nun froh sein, über die Masken in der Bahn. Nasse Jacken, feuchte Hunde und der Duft aus einer Dönerbox ergeben einen feinen Geruch. Da hilft die Maske schon noch.

Und dann ist eine der zentralsten Innenstadtzufahrten gesperrt. Die Jöllenbeckerstraße. Aber die Ostwestfalen sind stur, kämpferisch und hartnäckig. Es ist irre, dass Autofahrer trotz Hinweis, dass die Straße gesperrt ist, bis zur Warnbarke vorfahren, um dann feststellen zu können: Hier geht es nicht weiter. Nun wird der Adenauerplatz für Monate gesperrt. Warum buddelt man im Herbst und Winter, wenn es dunkel und kalt wird? Das dauerte doch aber dann länger. Freundin Eva hat Bielefeld verlassen. Für eine Woche. Das kulturelle Angebot in der Stadt erstreckte sich auf Bastelnachmittage in der VHS, ein Konzert der Wildecker Herzbuben und dem Sauerkrautseminar einer Weltverbesserungsorganisation. Eva fuhr nach London. ABBA. Ja, die echten ABBA !

Dafür wurde extra eine Konzerthalle gebaut. Ein Ticket kostet ungefähr 100 Euro. Ein Schnapper für Eva, die ABBA-Expertin Ostwestfalens. Im Zug jedoch wurde ihr ganz anders. Es sind gar nicht die echten ABBAs, sondern Avartare? Computeranimierte Puppen! In echt? Das gibt es doch gar nicht. Genauso, wie es Bielefeld gar nicht gibt. Nun wird überlegt, ob man den Leineweber aus Jöllenbeck wiederbeleben möchte.

Eine 3D-Show über Jobst Heinrich Heienbrok (1845–1918) aus Jöllenbeck, der drei Monate lang täglich vom Dorfplatz zur Sparrenburg zog.  Es gab ein Modell  der Skulptur. Als diese noch nicht getrocknet transportiert wurde, brach sie zusammen und Erich Lossie verletzte sich.

Als ein Modell der Skulptur halbtrocken bewegt wurde, brach es zusammen, wobei sich Erich Lossie verletzte. Erich Lossie kam mit sechs Jahren nach Bielefeld. Er wurde Bildhauer. Beim Bombenangriff  im September 1944 auf Dresden wurde die künstlerische Existenz des Bildhauers Erich Lossie zerstört. Er verlor seine Habe und sämtliche Werkverzeichnisse und Fotografien wurden zerstört. Viele Skulpturen wurden zerstört. Verarmt und geistig sowie körperlich gezeichnet stirbt der Künstler mit 58 Jahren in einem Männerheim. Das ist doch ein toller Stoff für ein Leinewebermusical. Vielleicht kann man auch die Neuigkeiten von der Lutter mit aufnehmen.

Die Lutter im Innenstadtbereich wurde frei gelegt, damit Mensch und Tier sich daran laben können. In der letzten Woche wurde dort tatsächlich ein Außenborder dort abgelegt und in Höhe des Hauses mit der Nummer 8 sind erste Fische im Bach entdeckt worden. Und über der Ravensberger Spinnerei sind Engel entdeckt worden.

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