Weihnachtspyramide

Durch die von den Kerzen erwärmte, aufsteigende Luft werden das Flügelrad und die mit der Welle verbundenen Teller in Drehung versetzt. Traditionell drehen sich Weihnachtspyramiden im Uhrzeigersinn, seltener auch entgegen dem Uhrzeigersinn.

Und Bielefeld soll die größte Weihnachtspyramide Nordrhein-Westfalens bekommen.

Sie soll auf dem grauen Jahnplatz stehen und ein wenig Glanz in die Hütte bringen.  Die Idee der Stadt war wie immer umstritten. Die Stadt beschließt angesichts der drohenden Gasnotlage einen Energiesparplan. Am gleichen Tag bewirbt sie die neue Licht-Attraktion für den Weihnachtsmarkt. Was kann man da nun tun?  Das passt nicht.

Und die Stadt Paderborn hat auch schon eine Pyramide. Nicht nur, dass sie auch 20 Meter hoch ist, sie ist sogar begehbar. Und an der Spitze ist ein Fingernagel vom heiligen Liborius, was den Weihnachtsmarktbesucher noch seliger macht. Paderborn war mit seinem Pilger Bier und seinem Fußballverein momentan der Oberstadt überlegen. Das kann doch nicht wahr sein.

Die Bielefelder Pyramide wurde bereits in Leipzig gefertigt. Kamen die Pyramiden nicht aus dem Erzgebirge. Ist Leipzig nicht in Sachsen?  Um also die größte jahresendzeitliche Schnitzskulptur fertig zu bekommen, befestigte Schnitzskulpturmeister Volkmar Hellfritzsch noch eine Redbull…ach nein, Arminiafahne an der Spitze. Irgendwann musste es mit den blauen Göttern wieder aufwärts gehen. Man befand sich nach vier Spieltagen mitten im Abstiegskampf.

Zurück zur Pyramide. Wie konnte man es den Bielefeldern vermitteln, dass die Pyramide keine Energieschleuder war. Die Stadtplaner waren frustriert. Da bekamen sie ein Angebot von

Hans-Walter Barke.  (Siehe vorherige Geschichte)

Hans-Walter war Vater von Kim Barke, Schülerin der Klasse 5 der Sekundärschule aus einem Vordorf Bielefelds. Er war Klassenpflegschaftsvorsitzender und als stolzer Vater natürlich im Förderverein der Schule. Er war Schausteller, etwas aus der Form geraten, ob der vielen Bratwürste von den Stadtfesten und lernte Henriette Kottmann, stolze Bonbonladeninhaberin und Society Girl bei einem Schultreffen kennen. Beide witterten ein Geschäft.

Hans-Walter mit Krücken. Er rutschte auf einer Wurst aus. Foto under cc-licence

Hans-Walter übernahm alle Kosten für die Weihnachtspyramide. Im Untergeschoss waren seine Bratwurstschmiede und Henriettes Candy-Shop. Mit der Abluft aus seinen Friteusen, der Menschenwärme und zehn Meter hohen Kerzen, die er im Paderborner Dom gekauft hatte, konnte die Weihnachtspyramide ihre Runden machen. Wärme steigt nach oben. Passt! So marschierten Maria und Josef und die Hirten in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit rum und rum und rum. Hoffentlich wird ihnen nicht schlecht.

Die Flügel der Pyramide erzeugten sogar Strom. Wie bei einem Windrad. Hans-Walter musste nur immer schauen, ob die Pyramide sich nach links oder rechts dreht. Was brauchte er? Gleichstrom oder Wechselstrom? Nur leider konnte die Pyramide nicht bestiegen werden. Das ging nur in Paderborn. Aber man konnte unten durch kriechen, befand sich dich unter dem Jahnplatz ein Tunnel. Und so bekamen die Bielefelder ein neues Highlight auf dem Platz und unter dem Platz: einen freien Blick auf die Antriebskurbeln der Pyramide. Der Student, der am Jahnplatztunnel mit Flyern und QR-Codes für 59 ct auf dieses pneumatische Wunderding aufmerksam machen wollte, ging aber leider nur mit 1,18 Euro nach acht Stunden Arbeit nach Hause. Interessieren tat es niemanden. Vielleicht sollten das Bielefelder Tanzensemble und der Kinderchor Lieder aus der Grotte spielen. Es gab noch genügend Zeit zum Üben.

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