Was ist nur aus unserem Bielefeld geworden. Die Menschen gehen nicht mehr schoppen oder shoppen. Weil?
Bielefeld ist zu dreckig geworden und zu gefährlich! Parken zu teuer und in der Bahnhofsstraße gibt es zu viele Drogerien. Sind Bielefelder so dreckig?
Oder zu hässlich, dass sie jeden Tag zu Rossmann und Co gehen müssen? Wahrscheinlich. Die Leser einer lokalen Zeitung bemängeln die Sterilität der Bahnhofstraße. Für wahr, jeder schaut sich in Rom, Amsterdam, Paris in der Regel die alten Gebäude an und nicht einen Karstadtklotz aus den 70er Jahren. Es kommen keine Busladungen voller Menschen ins Oberzentrum. Die Architektur in vielen Einkaufsstraßen stammt noch aus anderen Zeiten, wo ich zu meinem Schatzi sagte, lass uns mal einen Schaufensterbummel machen. Das machen wir alle doch nun digital und so lange die Pakete von Amazon und co nix kosten, wird sich nichts ändern. Naja, und die Bielefelder sind geizig, oder arm oder arm geworden, ansonsten würden sich Woolworth und co nicht halten.

Die Preise für Immobilien und die Bevölkerungsentwicklung sind in Bielefeld gut und die Mieten noch bezahlbar. Nur nicht für Selma Mostrich, die in der dritten Generation in Altenhagen selbst Senf anbaut und sich die Mieten für einen Senfladen in der Stadt nicht leisten kann. Aber warum man freiwillig in die City fahren sollte, ist mir auch nicht klar. Wenn Arminia mal Deutscher Meister wird, oder es im Jahnplatztunnel den Jägermeister für 1,99 Euro gibt, dann vielleicht. Oder um mal dem Auto eine neue Umgebung zu zeigen. Für einen Euro kann man eine Stunde in der City parken. Da freut sich auch mein VW Touran, dass er einmal andere Räume sieht.
Henriette Kollmann war Architektin. Sie hatte schon vor zehn Jahren die Idee, Bielefeld in ein großes Outletzentrum zu verwandeln. Dabei orientierte sich an den alten Bauernhaus-Ensemblen, die im Detmolder Freilichtmuseum standen. Andere Vorbilder fand sie im Oerlinghauser Steinzeitdorf.
Zentrum sollte die Alte Post an der Herforder Straße sein, wo nun LehrerInnen ausgebildet wurden. Hier wollte Henriette eine Bielefelder Manufaktur etablieren, mit lokalen Handwerkern, Bauern und Betrieben. Ostwestfalen als Zentrum der Möbelindustrie. Da müsste doch etwas gehen. Das Loom wollte sie entkernen und dort ein Art Amphitheater errichten. Helene Fischer war für zehn Abende gebucht und wollte auch das neue deutsche Volkslied von Layla singen. Neben der Marktpassage eröffnete Dr. Oetker die größte Verkostungsstation für Seelenwärmer und Gerry Weber startete mit einem Laden, in dem man seine eigenen persönlichen Outfits nähen konnte, ein grandioses Comeback. Die Firma Miele sollte ein Geschäft eröffnen, wo High-Tech Waschmaschinen meine Wäsche und die von weiteren tausenden Ostwestfalen wuschen. Im Zeitalter der Energiekrise ein vielleicht eine gute Investition. Früher nannte man das auch Waschsalon. Henriettes Pläne wurden leider von Hertie und Decathlon niedergeschmettert. Doch Henriette hatte eine Idee. Sie verließ Bielefeld. Sie war nicht verantwortlich für die Freilegung des Bielefelder Flusses Lutter. Peter Hagenfroh, Anwohner und von Picker war auch frustriert, weil der Fluss nach einer Woche wieder gestoppt werden musste. Es sollte aber alles gut werden.
