Braun
Braun waren meine Hände, als ich im Keller den Wassersinkkasten säuberte. Das stinkt ganz schön und muss vierteljährig gemacht werden, damit das Wasser aus der Waschmaschine in die Kanalisation laufen kann. Der Gestank machte mir nichts, freute ich mich doch auf einen schönen Tag in Bielefeld. Meine Holde bat mich mit zum Jahnplatz zu kommen und dort in einem Brillengeschäft ein neues Modell auszusuchen. Das kann doch nicht so schwer sein, dachte ich beim Betreten des Ladens. Aber warum waren dort 1000 Modelle? Wer stellte die alle her?
Braun sollte der Kaffee sein, den ich als wartender Kunde im Lounge Bereich eigentlich erwartete, denn der Laden gehört in Bruchstücken mir. Als Kleinaktionär halte ich Anteile der „Wenigerfrau“- Kette. Den echten Namen darf ich ja nicht sagen, denn dann würde die Bankenaufsichtsbehörde (Bafin) bei mir klingeln und Insiderwissen ankreiden. Dass der Laden mir gehört, sagte ich der Auszubildenden Svetlana, die mir dann – sichtlich geschockt—- schnell etwas aus ihrer braunen Cola in ein Glas schüttete und sagte: Przepraszam. To się więcej nie powtórzy!”
Ich sollte auch Aktien von MacDoof kaufen oder von Gucci. Dann gibt es auch Rabatt.
Ich konnte aus der 2.Etage schön auf den Jahnplatz gucken und mir das Treiben anschauen.
Braun waren schon die Grasdächer auf dem Jahnplatz. Sie wurden bepflanzt, damit die Menschen die rundherum in den Hochhäusern arbeiten, nicht auf leere Betonflächen schauen. Für den Klimaschutz nutzen sie nichts. Sie kühlen nur die Busgäste, die sich vor der gleißenden Sonne schützen wollen. Aber leider waren die neuen Dachbegrünungsflächen fast tot. Auf dem einem Dach tummelten sich zwanzig Tauben, die genüsslich ein Bad im Staub des trockenen Bodens nahmen. Sah ich dort nicht auch einen Waschbären? Auf den anderen Flächen breiteten sich braune Steppeneien aus. Vielleicht sollte man da Solaranlagen installieren. Aber warum Gras? Lieschen Müller, die über den Jahnplatz läuft, sieht die doch sowieso nicht. Oder sollte man ein neues Ausflugslokal in der 2.Etage meines Zahnarztes machen,der am Jahnplatz seine Praxis hatte.
Wurzelbehandlung mit Ausblick 10 Euro.

Braun stand auf dem Index der Künstlergruppe „Agathengrün”. Für eine spontane Aktion, ein Happening, hatten die Kreativen ihre Farbkästen mitgebracht. Der Kindergarten „Müsliglück” mit Bufti Hans war auch mit dabei. Hansens Frau Agatha leitete in ihrer Freizeit einen Kindergarten. Im Hauptberuf war sie Künstlerin. Brotlos.In Bielefeld fast üblich.
Nun aber hatte sie circa 29,5 Erwachsene und 15 Rotznasen auf dem Jahnplatz versammelt. Die Aufgabe bestand darin, die braunen Kaugummi- und Ketchupflecken mit bunten Kreisen zum umranden und dann entstanden daraus tausende Pril-Blumen, die dann den Jahnplatz in eine bunte Wiese verwandelten. Das sah klasse aus. Sie handelte mit meinem Zahnarzt aus, dass die Touristen, die dieses bunte Spektakel aus der Luft sehen wollen, eine Wurzelbehandlung mit Ausblick für 7.50 Euro bekommen.
Braun waren auch die Spitzen des ersten Baumes, der auf dem Jahnplatz gepflanzt wurde. Oder war es ein Maibaum? Oder der Baum des Schützenkönigs vom letzten Königsschießenschützenfest? Oder stand er in einem großen Wasserbassin. Denn dann könnte man dort im Winter den Weihnachtsbaum und im Frühjahr Weidenkätzchen einsetzten. Der Jahnplatz wurde immer unheimlicher.
Ich entschloss mich, noch zum Sportstudio zu fahren. Der Tag war braun genug. Nach einem anstrengendem Arnold-Schwarzenegger-Workout setzte ich meine Trinkflasche mit dem isotonischem Gletscherwasser zu trinken. Ich spuckte aber alles aus. Ich hatte das Gletscherwasser mit dem braunen – Biotomatendünger verwechselt, beide Flaschen sahen ähnlich aus. Man sollte auch seine Fitnesseinheit gründlich vorbereiten.






