Braun

Braun
Braun waren meine Hände, als ich im Keller den Wassersinkkasten säuberte. Das stinkt ganz schön und muss vierteljährig gemacht werden, damit das Wasser aus der Waschmaschine in die Kanalisation laufen kann. Der Gestank machte mir nichts, freute ich mich doch auf einen schönen Tag in Bielefeld. Meine Holde bat mich mit zum Jahnplatz zu kommen und dort in einem Brillengeschäft ein neues Modell auszusuchen. Das kann doch nicht so schwer sein, dachte ich beim Betreten des Ladens. Aber warum waren dort 1000 Modelle? Wer stellte die alle her?
Braun sollte der Kaffee sein, den ich als wartender Kunde im Lounge Bereich eigentlich erwartete, denn der Laden gehört in Bruchstücken mir. Als Kleinaktionär halte ich Anteile der „Wenigerfrau“- Kette. Den echten Namen darf ich ja nicht sagen, denn dann würde die Bankenaufsichtsbehörde (Bafin) bei mir klingeln und Insiderwissen ankreiden. Dass der Laden mir gehört, sagte ich der Auszubildenden Svetlana, die mir dann – sichtlich geschockt—- schnell etwas aus ihrer braunen Cola in ein Glas schüttete und sagte: Przepraszam. To się więcej nie powtórzy!”

Ich sollte auch Aktien von MacDoof kaufen oder von Gucci. Dann gibt es auch Rabatt.
Ich konnte aus der 2.Etage schön auf den Jahnplatz gucken und mir das Treiben anschauen.
Braun waren schon die Grasdächer auf dem Jahnplatz. Sie wurden bepflanzt, damit die Menschen die rundherum in den Hochhäusern arbeiten, nicht auf leere Betonflächen schauen. Für den Klimaschutz nutzen sie nichts. Sie kühlen nur die Busgäste, die sich vor der gleißenden Sonne schützen wollen. Aber leider waren die neuen Dachbegrünungsflächen fast tot. Auf dem einem Dach tummelten sich zwanzig Tauben, die genüsslich ein Bad im Staub des trockenen Bodens nahmen. Sah ich dort nicht auch einen Waschbären? Auf den anderen Flächen breiteten sich braune Steppeneien aus. Vielleicht sollte man da Solaranlagen installieren. Aber warum Gras? Lieschen Müller, die über den Jahnplatz läuft, sieht die doch sowieso nicht. Oder sollte man ein neues Ausflugslokal in der 2.Etage meines Zahnarztes machen,der am Jahnplatz seine Praxis hatte.

Wurzelbehandlung mit Ausblick 10 Euro.

foto under cc-licence – Agatha wörking

Braun stand auf dem Index der Künstlergruppe „Agathengrün”. Für eine spontane Aktion, ein Happening, hatten die Kreativen ihre Farbkästen mitgebracht. Der Kindergarten „Müsliglück” mit Bufti Hans war auch mit dabei. Hansens Frau Agatha leitete in ihrer Freizeit einen Kindergarten. Im Hauptberuf war sie Künstlerin. Brotlos.In Bielefeld fast üblich.

Nun aber hatte sie circa 29,5 Erwachsene und 15 Rotznasen auf dem Jahnplatz versammelt. Die Aufgabe bestand darin, die braunen Kaugummi- und Ketchupflecken mit bunten Kreisen zum umranden und dann entstanden daraus tausende Pril-Blumen, die dann den Jahnplatz in eine bunte Wiese verwandelten. Das sah klasse aus. Sie handelte mit meinem Zahnarzt aus, dass die Touristen, die dieses bunte Spektakel aus der Luft sehen wollen, eine Wurzelbehandlung mit Ausblick für 7.50 Euro bekommen.

Braun waren auch die Spitzen des ersten Baumes, der auf dem Jahnplatz gepflanzt wurde. Oder war es ein Maibaum? Oder der Baum des Schützenkönigs vom letzten Königsschießenschützenfest? Oder stand er in einem großen Wasserbassin. Denn dann könnte man dort im Winter den Weihnachtsbaum und im Frühjahr Weidenkätzchen einsetzten. Der Jahnplatz wurde immer unheimlicher.

Ich entschloss mich, noch zum Sportstudio zu fahren. Der Tag war braun genug. Nach einem anstrengendem Arnold-Schwarzenegger-Workout setzte ich meine Trinkflasche mit dem isotonischem Gletscherwasser zu trinken. Ich spuckte aber alles aus. Ich hatte das Gletscherwasser mit dem braunen – Biotomatendünger verwechselt, beide Flaschen sahen ähnlich aus. Man sollte auch seine Fitnesseinheit gründlich vorbereiten.

Candy Crush

Es nahte der Tag der Eröffnung Henriettes.Tante Emma Laden sollte starten. Es gab noch viel zu tun. Peter Hafenfroh, Henriettes neuer Partner kannte sich als Chefeinkäufer im Food-Bereich aus und orderte in großen Mengen Bonbons, Raider, Treets, Bazooka Kaugummi, Leckmuscheln, KnulliBullis, Mampfi Esspapier, Caramac und Negerküsse. So hießen sie damals. Und natürlich Werther`s Echte. Aber es gab einige Probleme. 

Nur im deutschsprachigen Raum hießen die Bonbons Werther’s Echte. Daher wurde von der Firma Storch beschlossen, dass Werther’s überall auf der Welt gleich heißen soll. Aus diesem Grund wurde die Namensänderung 1998 in Deutschland umgesetzt. Und da war noch der Begriff Negerkuss. Die Negerküsse der Firma Hansematz waren in Schachteln verpackt, auf denen zwei sich küssende dunkelhäutige Afrikaner abgebildet waren. (siehe Wikipedia)

Das passte nicht mehr in die Zeit heute. Nun entschied er sich auf Schaumküsse zu setzen, die glücklicherweise von derselben Firma hergestellt wurden, wie die sahnigen Bonbons.

Es musste aber noch ein weiteres Problem gelöst werden. Wie wurde Henriettes Süßwarenladen bekannt? Instagram-Likes zu kaufen war billig, brachte aber nichts, weil die meisten Accounts gefakt waren. Sie erinnerte sich, dass in Holland 15jähre Teenager gut sieben Euro verdienten. Also fuhr sie ins nahegelegene Enschede, warb zehn Jugendliche an, gab ihnen auch ein Neun-Euro-Ticket und setzte sie in Ostwestfalen als Prospektverteiler oder für das Internetmarketing ein. Am Eröffnungstag gab es für jeden Kunden einen Lolly – Extra und Peter hatte mehrere Flaschen Kellergeister besorgt. Swantje De Bollerjan war holländische Schülerin und im Medienteam von Henriette. Swantje informierte auch die lokalen Fernseh- und Rundfunkanstalten. Am Samstag, 9 Uhr sollte es los gehen. Als Henriette nach einer aufregenden Nacht mit Peter morgens die letzten Bonbongläser putzen wollte; ob einer kurzen Nacht im hinteren Warenlager, ging sie in die Geschäftsräume, die dank modernster Duftaromamaschinen ein Odeur von Vergangenheit legten. Da bekam sie einen Schreck. Der Marktplatz war voll mit Menschen, die alle zu ihr wollten. Die nahegelegene Bundesstraße war gesperrt, weil dort massenhaft Leihroller der Marke Animal rumlagen. Damit kamen die Bielefelder in das nette Städtchen Werther am Teutoburger Wald, um einzukaufen. Werthers Bürgermeister stand zusammen mit der Gattin direkt vor der Ladentür. Der Schützenverein und die Vorsitzenden der erdbeeranbauenden Zunft standen parat und der Posaunenchor der St.Michael-Kirche tutete „Großer Gott, wir loben dich“. Im hinteren Bereich des Marktplatzes waren die Kameras von der Lokalzeit WDR platziert und die Moderatoren des Frühteams von Radio Bielefeld und Radio Gütersloh zankten sich am Marktplatzbrunnen um den besten Standort für ein Interview. Und Henriette war noch im Jogginganzug. Sie wollte doch in die alte Bluse mit den Puffärmeln schlüpfen, ihren Dutt und die Schürze binden, einen langen Bundfaltenrock anziehen. Das musste sie alles in wenigen Minuten regeln. Aber leider kam es zu einem weiteren Unglück. Henriette hatte wegen der vielen Süßigkeiten so zugenommen, dass sie nicht mehr in die Omabluse passte. Knöpfe platzen ob ihrer neuen Oberweite. Sie sollte der Star sein. Sie war doch Tante Emma. Sie wollte den nostalgischen Laden. Sie war auf allen Tüten, Verpackungen mit ihrem Konterfei abgebildet. Was tun? Es musste schnell gehen. Henriette rief die holländische Schülerin Swantje De Bollerjan an, die am Wochenende nun im Regionalexpress Richtung Heimat saß. Der Haller Wilhelm Richtung Enschede war er ist Halle und Peter fuhr schnell über die Teutoroute  „Peter aufm Berg“ um sie zu holen. Henriette versprach Swantje eine saftige Lohnerhöhung, wenn sie zurückkäme und in ihre Tante Emma Tracht schlüpfen würde. 

Das war dann der Brüller und der Verkaufsschlager aller Zeiten. Tante Emma war eine 15-jährige Schülerin, die den Verkauf an der Theke regelte. Peter als Picker rannte wie ein Besessener in die Warenlager um neue Produkte aufzufüllen und Henriette zeigte sich als innovative Unternehmerin auf dem Marktplatz der High Society Ostwestfalens. Dank eines spontanen Sponsorings der nahe gelegenen Gerry Weber Company brillierte sie im feinem schwarzen Business Casual Dress als neuer Star in der Nahrungsmittelindustriemetropole Ostwestfalens. Zudem bekam sie europäische Wirtschaftsförderung für eine deutsch-holländische Kooperation jugendlicher Menschen. Die Bielefelder waren traurig, dass sie Henriettes waren Können nicht geschätzt haben. Der Kreis Gütersloh freute sich über weiter steigende Steuereinnahmen. Henriette war in den Freundeskreis von Christian Lindner aufgestiegen. Da passte Peter Hagenfroh nicht mehr. Peter war nur Supermarkt-Picker und trug gerne Holzfällerhemden. Sie trennten sich und hiermit ist die Geschichte von Peter und Henriette zu Ende. Henriette machte Karriere und Peter ging zurück nach Bielefeld, wo er auf die Freilegung des größten Flusses Ostwestfalens wartet.

Werther

Mitarbeiter gesucht. So steht es in Deutschland an allen Lokalen und Geschäften. Auch in Holland. Hier ist man aber pfiffiger und bietet Jugendlichen ab 15 Jahren an zu arbeiten. Es gibt eine Lohnstaffelung. Mit 14 Jahren bekommt man, mit 15 Jahren  6,48 Euro und mit 18 Jahren  10,49 Euro. Dazu noch einen kleinen Beitrag für die Rente, Urlaubsgeld und andere Vergünstigungen.  Ist das Kinderarbeit oder eine tolle Gelegenheit für die Jugend Geld für die neuesten Gadgets auf der Twitch- oder Fortnite-Seite zu kaufen? Henriette, Architektin aus Bielefeld,wusste davon. Was interessierte sie es. Nix. Nada.Nothing. Bis sie in der Teutoburgerstraße Peter Hagenfroh in die Arme lief. Lieber Leser und die Leserin, du musst die Geschichte vorher lesen, sonst versteht man es nicht. Henriette wollte die Innenstadt von Bielefeld umbauen, durfte aber nicht. Nun wollte sie sich die Lutter anschauen. Nach mehr als 3.000.000 Euro Umbaukosten  musst alles wieder aufgebuddelt werden. Ist ja auch egal, bezahlt das Land NRW doch 80 Prozent der Kosten. Henriette stolperte am Lutterstrand über einen Elektroroller der Marke Animal und konnte im letzten Moment von Peter Hagenfroh aufgefangen werden, der gerade aus seiner Haustür kam. Henriette hätte sich den Hals am Lutterkantenstein brechen können, aber sie flog mit ihrem Kopf direkt auf Peters Haupt, ihre Lippen trafen sich und da war es um beide geschehen. Das war nicht Liebe auf den ersten Blick, sondern Liebe auf den ersten Kick. Henriette und Peter. Sie konnten voneinander nicht lassen und ob der wüstenartigen Temperaturen fielen sie in das Lutterbecken. Sie holten sich blaue Flecken, weil kein Wasser drinnen war. Aber egal. Peter erzählte von seinem traurigen Leben als Picker in einem nahegelegenden Supermarkt. Was macht ein Picker? Er pickt die Online-Bestellungen eines Supermarktes aus den Regalen und brachte sie zum Carrier, der die Lebensmittel dann nach Hause brachte. So sah die neue Einkaufswelt aus. Aber nicht für Henriettes Plan. Sie wollte weg aus Bielefeld. Nach Werther. Dort wollte man sie. Sie erzählte Peter von ihrer Idee.

Henriette mietete in Werther ein Ladenlokal neben der berühmten Eisdiele. Dort ließ sie von der Bielefelder Handwerksmanufaktur ein original Tante Emma Laden nachbauen. Aber nicht irgendeinen, sondern den aus der Werbung. Den kennt man. Den riecht man. Die Läden aus der Werbung, die wir bei Lindt-Schokolade sehen oder bei Milka oder aber …. In der Werbung für Werthers Echte. Ein Laden mit Holz, Gläsern, Fässern und mittendrin sie …Henriette Kollmann …mit weißer Schürze und Dutt. Und was würde sie verkaufen? Na klar: „Werther’s Echte“. Diese Plombenzieher, Seelentröster, Hustenverhinderer gibt es auf der ganzen Welt. Von der Provinz Chin-Tausin in Vietnam über die Osterinseln und Miami bis hin zur ISS – Weltraumstation. Und sie kamen aus Werther..nicht direkt. Sie kam aus Halle, das war um die Ecke. Henriette wollte das Vintagegefühl und das Heimatgefühl aus den Menschen locken. Sie plante Kaffeefahrten für Senioren, Geburtstagsevent für Kinder und die „Drei-Sehenswürdigkeitentour“ für japanische Touristen. Buchbar über Facebook und Instagram. Peter sollte dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Welt, ach nein, nur Ostwestfalen hätte einen Hotspot. #WerthersHenriette ging durch die Decke.

Henriette – Stadtumbau

Was ist nur aus unserem Bielefeld geworden. Die Menschen gehen nicht mehr schoppen oder shoppen. Weil?

Bielefeld ist zu dreckig geworden und zu gefährlich!  Parken zu teuer und in der Bahnhofsstraße gibt es zu viele Drogerien. Sind Bielefelder so dreckig?

Oder zu hässlich, dass sie jeden Tag zu Rossmann und Co gehen müssen? Wahrscheinlich. Die Leser einer lokalen Zeitung bemängeln die Sterilität der Bahnhofstraße. Für wahr, jeder schaut sich in Rom, Amsterdam, Paris in der Regel die alten Gebäude an und nicht einen Karstadtklotz aus den 70er Jahren. Es kommen keine Busladungen voller Menschen ins Oberzentrum. Die Architektur in vielen Einkaufsstraßen stammt noch aus anderen Zeiten, wo ich zu meinem Schatzi sagte, lass uns mal einen Schaufensterbummel machen. Das machen wir alle doch nun digital und so lange die Pakete von Amazon und co nix kosten, wird sich nichts ändern.  Naja, und die Bielefelder sind geizig, oder arm oder arm geworden, ansonsten würden sich Woolworth und co nicht halten.

Die Preise für Immobilien und die Bevölkerungsentwicklung sind in Bielefeld gut und die Mieten noch bezahlbar. Nur nicht für Selma Mostrich, die in der dritten Generation in Altenhagen selbst Senf anbaut und sich die Mieten für einen Senfladen in der Stadt nicht leisten kann. Aber warum man freiwillig in die City fahren sollte, ist mir auch nicht klar. Wenn Arminia mal Deutscher Meister wird, oder es im Jahnplatztunnel den Jägermeister für 1,99 Euro gibt, dann vielleicht. Oder um mal dem Auto eine neue Umgebung zu zeigen. Für einen Euro kann man eine Stunde in der City parken. Da freut sich auch mein VW Touran, dass er einmal andere Räume sieht.

Henriette Kollmann war Architektin. Sie hatte schon vor zehn Jahren die Idee, Bielefeld in ein großes Outletzentrum zu verwandeln. Dabei orientierte sich an den alten Bauernhaus-Ensemblen, die im Detmolder Freilichtmuseum standen. Andere Vorbilder fand sie im Oerlinghauser Steinzeitdorf.

Zentrum sollte die Alte Post an der Herforder Straße sein, wo nun LehrerInnen ausgebildet wurden. Hier wollte Henriette eine Bielefelder Manufaktur etablieren, mit lokalen Handwerkern, Bauern und Betrieben. Ostwestfalen als Zentrum der Möbelindustrie. Da müsste doch etwas gehen. Das Loom wollte sie entkernen und dort ein Art Amphitheater errichten. Helene Fischer war für zehn Abende gebucht und wollte auch das neue deutsche Volkslied von Layla singen. Neben der Marktpassage eröffnete Dr. Oetker die größte Verkostungsstation für Seelenwärmer und Gerry Weber startete mit einem Laden, in dem man seine eigenen persönlichen Outfits nähen konnte, ein grandioses Comeback. Die Firma Miele sollte ein Geschäft eröffnen, wo High-Tech Waschmaschinen meine Wäsche und die von weiteren tausenden Ostwestfalen wuschen. Im Zeitalter der Energiekrise ein vielleicht eine gute Investition. Früher nannte man das auch Waschsalon. Henriettes Pläne wurden leider von Hertie und Decathlon niedergeschmettert. Doch Henriette hatte eine Idee. Sie verließ Bielefeld. Sie war nicht verantwortlich für die Freilegung des Bielefelder Flusses Lutter. Peter Hagenfroh, Anwohner und von Picker war auch frustriert, weil der Fluss nach einer Woche wieder gestoppt werden musste. Es sollte aber alles gut werden.

Amsterdam – Auswärtsspiel

Ich bekam ein Anruf von Piet van der Mohlen. Ich sollte aus Amsterdam berichten und so bot er mir eine kostenlose Unterkunft in Amsterdam an. Wer war Piet van der Mohlen? Na, der Schwippschwager von Herbert Jogenstaat, der in Bielefeld Unterabteilungsleiter des Kulturamtes war und meine Geschichten las. Piet van der Mohlen war Bezirksbürgermeister des Amsterdamer Stadtteils Duivendrecht und wünschte sich ein Stadtschreiberling vor Ort.  Leider gab es kein Parkticket mit dazu. In der Kniggestraat kann man parken. Das sind gut 10 Minuten  weg vom Reichsmuseum im Zentrum. Aber hier durften nur Anwohner parken. Für 300 Euro im Monat. Andere für vier Euro die Stunde. Wir sollten flux die Koffer auspacken, denn hier kommt die Politesse mit einem Auto-Scanner. Auf einem Wagen sind Rundum-Kameras installiert, die alle Kennzeichen abscannen. Diese werden sekundengenau mit den Datenbanken der Kommune abgeglichen und den gekauften Parktickets. Und wenn da etwas nicht passt…. Knöllchen. Aber was für eins.. 250 Euro. Voll überwacht, aber anders geht es nicht. Wir parken unser Auto in einer Industriestraße in der Hoffnung, dass es nicht von irgendwelchen Junkies aufgebrochen wird und stiegen auf unsere Rennräder. Rennräder…. wer fährt mit Rennrädern durch Amsterdam? Und dann noch mit Helm? Wir waren die einzigen Blöden, die einen Helm auf hatten. Und der war dringend nötig. Links ein Fahrrad, rechts ein Lastenrad, vor uns Roller. Und überall  haben die Radler Vorfahrt. Das konnte nicht wahr sein. Und bloß nicht nach hinten gucken auf dem Rad, und immer im Fahrfluss bleiben. Niemals bremsen. Haben sich das mal die Jahnplatzbauer angesehen? Es geht doch auch anders.Und hier fährt die Straßenbahn ohne Hochbahnsteige quer durch die Stadt. Und keiner wird umgefahren, vielleicht einige Touristen nach einem Joint.  Und …. Parken ist in Bielefeld soooo billig. Hier in Amsterdam werden die Parkgebühren einfach hochgeschraubt.

Kunst Amsterdam

Selbst im Nebenbezirken. Stellt euch vor, in Baumheide, im Banaterweg kostet die Stunde Parken 3 Euro und das Anwohnerticket für ein Jahr 300 Euro. Einfach machen und das war es. Keine Diskussionen der Altstadt-Geschäftsbesitzer, keine Altstadtexperimente… einfach den Autos die Fläche wegnehmen. Das geht! Aber der Autofahrer muss vorsichtiger sein. Kommen die Räder doch von links und rechts, von oben und auch unten. Man sollte nur nicht sein Rennrad mitnehmen. Das hängt in allen Ritzen fest. Und man stellt seine Bank einfach vor die Haustür, drappiert ein paar Blumen herum und schon sitzt da der Nachbar mit einem Heineken und pfeift sich ne Tüte hinein. Ups, meine Holde wollte sich kurz die Füße vertreten. Ich glaube, sie hat sich verlaufen oder wurde vom Fahrrad überrollt, oder findet den Ausgang des Coffee-Shops nicht. Ich habe ein leeres Ladenlokal gefunden. Das werde ich mieten und dort Wurstebrei und Pickert anbieten. Das fehlt hier noch.

Ochsenbäckchen

Bewegung tat gut. Besser als auf Ibiza zwischen Caipirinia und Jägermeister auf meiner Calvin Klein Liege zu dösen, laufe ich durch den schönen Wald. Meine Sehne ist immer noch durch und wird erst in sechs Wochen geflickt. Wichtig war es also, meine Beine in Schwung zu bringen. Das gelang! Fitness im Schwarzwald.

Und ich habe einen Freund gewonnen. Privat-Kommissar Bröker.

Bröker ermittelt in sechs Fällen im Auftrag des Pendragon Verlages in Bielefeld.

Mann, der Mann ist sympathisch. Ich habe im Freibad in Kirchrechenbach seinen letzten Fall lesen dürfen. Bröker war mir sympathisch. Mit 24,5 kg zu viel auf den Rippen, mischte er die Bielefelder Krimiszene auf. Ok, die Stories waren durchaus ein wenig durchschaubar, aber Kommissar Bröker ging mir nicht aus dem Kopf. Ich stellte ihn mir auf der Alm, in Olderdissen und im Karstadt-Restaurant vor.

Für mich sah er aus wie Axel Prahl. Er war Axel Prahl. Kleines Bäuchlein und vielleicht etwas verpeilt. Das fand ich gut. Und immer, wenn ich nun über die Wüstenei Jahnplatz laufe versuche ich ihn zu entdecken. Bröker hatte schon sechs Fälle gelöst. Konnte er auch schaffen, denn er ging nicht arbeiten und lebte vom Erben seiner Eltern. Wie schön.

Vielleicht konnte er auch meinem Freund Peter, dem Picker helfen. Oder das verschwundene Mädchen suchen, welches eigentlich in vier Wochen in die Lindendorffschule eingeschult werden sollte.

Oder meinen kriminellen Freund aus Italien. Liebe Leserschaft, einfach mal die Geschichten von Beginn an lesen.

Bröker aber steckte im 7.Fall. Wo er war, sagte er nicht. Also hatte ich noch Zeit in Frankfurt mir die Stadt des Adlers anzuschauen.

Der Abstecher nach Frankfurt war spucky..aber lebenswichtig. Weil ich rechnen konnte und dem Bielefeld-Bürgermeister einen Vorschlag für die klamme Stadtkasse zu machen.

Für neun Euro konnte man einen Monat lang durch Deutschland fahren, oder auf den höchsten Turm Frankfurts fahren. Und das in zwanzig Sekunden. Also 20 Sek.- mal 3 –mal 6 ergibt malgenommen mit 18 Personen in der Gondel in einer Minute:162 Euro in der Minute. Den Stundenlohn wollte ich gar nicht ausrechnen.

Warum hatte die Sparrenburg nicht so einen Aufzug? Oder warum gab es keine auf dem Jahnplatz, auf dem es aus toxischen Gründen verboten war, den Straßenbelag abzulutschen. Eine Aussichtsplattform auf der Alcina Uhr wäre doch toll.

Dann ging es zum Römer. Asterix sah ich nicht. Hallo… der ist aber klein. Der Römer.  Wenn Arminia mal Deutscher Meister wird, stürmen wir den Alten Markt. Was Frankfurt kann, schafft Arminia auch.  Vor Pit Clausens Heimatbalkon passen sicher 100.000 Menschen. Das schaffen wir.

Dort aber sprach mich ein junger Mann an, dass sein Leben in Gefahr sei. Für mich gab es zwei Optionen, a. ich zeigte ihm, dass Arminia ein erfülltes Leben geben kann oder b. ich den Sozialdienst der katholischen Frauen in Frankfurt zwischen Bürgerking  und Mäcdonalds informieren konnte. Die Schwestern des Herrn hatten zwar Schichtdienst, aber ich hoffe, eine Gesalbte des Herrn konnte ihm helfen.

Ich musste weiter und war in Gedanken immer am Jahnplatz. Warum gab es dort nicht die beste Küche Ostwestfalens. Denn laut der rot-grünen Regierung in der Stadt sollte er in eine italienische Piazza verwandelt werden. Dazu gehören für mich edle Boutiquen und Edelküche. Es gibt aber dort:

Junkfood1: Hamburger

Junkfood2: Pizza

Jung-food3: Mantaplatte

Jung-food4: Asia-Nudel-Boxen

Hey, wie soll dann Bielefeld gesund werden?

Ich brauchte eine weitere Auszeit und quartierte mich für zwei Nächte bei einem Spitzenkoch in der Rhön ein. Hammer, ich habe noch nie so lecker gegessen. Es gab Zunge, Fisch und Bäckchen von diversen Tierchen. Dazu alle Spitzenweine… einer war aus Bielefeld…. Johannesberger Steillage … Meine Geldbörse war leer – mein Magen schwelgte in Ochsenbäckchen-Träumen.

Das Frühstück war eine wahre Schlaraffenland-Partie.. In Bielefeld dauert mein Frühstück 35 Sekunden. Dort 3600 Minuten mit Köstlichkeiten aus Wald und Flur. Sehr gut. Und weil ich ja vom Sponsoring lebe, verweise ich sehr gerne auf die  Rhöner – Botschaft.

https://www.rhoener-botschaft.de/wohnzimmer/

Dort gab es einen Schinken, der so weich war, dass er auf der Zunge schmolz. Herr Wenzel machte ihn. Ich hoffe, er eröffnet einen Online-Shop.

.https://www.fleischerei-wenzel.de/

Gut genährt und gestärkt ging es zurück nach Bielefeld. Dort wartete Peter Hagenfroh auf mich. Und auch die Schlagzeilen um den Jahnplatz wurden mehr. Man stellte fest, dass dort Bänke für ältere Menschen fehlten und das der Asphalt schneller verdreckte als man dachte. Man hatte Angst vor den Roten Teufeln aus Kaiserslautern, die beim nächsten Fußball-Spiel in Bielefeld, den Platz mit roten Satanfratzen besprühen wollten.

Schwarzwald

Ich brauchte eine Pause. Peter weinte in einer Tour. Peter wollte Picker im neuen Online-Supermarkt werden. Aber er musste eine Woche ohne mich auskommen.

Ich buchte den Seniorenservice der lokalen Zeitung und verbrachte eine Woche im Schwarzwald. Das sagte ich aber meinem neuen Jahnplatzfreund nicht. Ich musste weg.

Fünf Nächte im Murgtal. Alles gut, morgens lecker Essen und abends Fleisch in allen Variationen. Dazwischen Wanderungen bis zu 20 km. Aber irgendwie sind alle Deutsche Ostwestfalen. Hat das je schon jemand gecheckt?  Der Ostwestfale liebt die Routine und so saßen im Speisesaal alle Pärchen immer am gleichen Platz. Der Kellner sagte immer den gleich Spruch und die Menüfolge war immer gleich. Wie im Sanatorium. Warum auch nicht. Ich wollte mich ja erholen. Leider wurde um 20.00 Uhr der Speisesaal zugemacht und ein leckeres Hopfengetränk gar es erst 15 Kilometer weiter beim Netto. In Plastikflaschen. Uschis Bahnhofskiosk war nur von 15-16.00 Uhr geöffnet.

Wir als Ü60 durften eine Woche im Hotel umsonst wohnen. Damit wir Werbung machen für den Schwarzwald. Es ging hier erst ab Ü70 los. Was war los im Schwarzwald, So viele verfallene oder leere Wohnungen habe ich nur im finstersten Osten gesehen. Ist der Schwarzwald für junge Menschen „out?“ … Vielleicht!

Ich bin viel gewandert, aber im Umkreis von duzenden Kilometern gib es weder einen Supermarkt,, Bäcker oder einen Getränkemarkt. Wir fanden einen Discounter und versorgten uns mit Sushi für 2.49 Euro. Warum? Personalmangel.

Im ersten Lokal weinte der Kellner, weil er überlastet war, Im zweiten Restaurant gab es keine Aushilfe. Es war eine Dönerbude, vor den schon zwanzig Leute standen.

Im dritten Ort saßen wir 29 Minuten. Kein Kellner kam… da sind wir gegangen. Nordschwarzwald… wo sind wir gelandet.

Naja.. vielleicht war es besser in Freudenstadt. Eine tolle Stadt mit dem größten Marktplatz Deutschlands. Wichtig zu wissen, wenn Günther Jauch fragt.

Dort sprangen 20 Fontänen aus der Erde im Stadtpark und alle Kids liefen nackig dadurch und freuten sich ob der sommerlichen Temperaturen. Da zog ich auch meine Badehose an und tümmelte mich unter die Generation U6, Das kam irgendwie nicht so gut an. Ich war auf einmal alleine…Homer unter Wasser –  und ich begleitete meine Holde zum Schwarzwälder Kirschtortenessen.  Auf dem Marktplatz kamen drei hübsche Schwarzwald-Damen auf mich zu. Mit roten Bommeln auf dem Kopf, dicken Ballonröcken in Strickstrumpfhosen …. weiß… und eine Kanne voll mit Kirschwasser.

Ich bat sie den Schabau in meinen Tank vom Auto zu füllen, da ich noch fahren müsste und Hochprozentiges dem Motor gut tut.

Sie gaben mir ein Bussi und ein Gutschein für das Konzert der Freudenstädter Glücksknaben. Und ich dachte: So muss Schwarzwald sein. Toll war auch der Moment, als Hotelmanagerin Theresa Sonnenschein sagte: „ Sie sind unter 60. Sie wohnen hier umsonst. Dafür posten sie jeden Tag 10 Tweets auf Facebook, Instagram oder TikTok. Was ist aus dem Schwarzwald geworden? Jedenfalls steht er noch. Noch!

War da Bielefeld besser? Vielleicht schon, aber hier laufe ich nicht 15 km durch den Wald. sollte ich öfters tun. Eine Chance für den Hasenpatt?

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