Ölkrise

Wir haben eine Ölkrise. Yes, absolut. Als ich ein kleiner Bub war und in wollenden Strickstrumpfhosen und Knickerbockern über den häuslichen Hof trollte und Frösche mit einem Strohhalm aufgeblasen habe, gab es schon einmal eine Ölkrise. Ach, später war ich im Tierschutzverein und verbüßte meine Strafe, obwohl ich heute gerne einmal Auftausalz auf die Nacktschnecken streue. Wenn sie meine Tomaten auffressen, dann weiß ich nicht, was ich gegen diese Schleimviecher tun soll.

Aber zurück zur Ölkrise. Mein Vater war Pastor im finstersten Niedersachsen. Er betreute drei Gemeinden und als Geistlicher durfte er mit seinem weißen VW Variant auch am Sonntag fahren, obwohl es ein Ölembargo gab. Das war 1973. Jetzt gibt es wieder kein Öl. Fünfzig Jahre später, ein halbes Jahrhundert., wieder eine Ölkrise. Das ist unglaublich. Dieses Öl kommt nun von der Erde und nicht von den Feldern.  Wer das wohl verstanden hat. Es gibt ja wirklich Ölfelder. Oh, schon wieder ein Teekesselchen. Aber aus den angepflanzten Sonnenblumen in Babenhausen, kriege ich beileibe kein Öl für die Pfanne.

Es gab einen Film, den einige Leser kennen. Er hieß Kentucky Fried Movie. Hier wurde Öl zurück gewonnen. 

„Ein Sprecher stellt einige neue „Energie-Rückgewinnungs-Technologien“ vor. So werden in einem Labor täglich 2,5 Millionen Liter Rohöl von Teenager-Gesichtern abgesaugt. Eine andere Methode ist das Wiedereinsammeln von weggeworfenen Plastik-Kämmen aus Italien, aus deren Fettrückständen täglich 64.000 Liter Rohöl zurückgewonnen werden. Außerdem wird noch über den Versuch gesprochen, Rohöl aus Schnellimbiss-Verpackungen zurückzuholen.“ (Quelle: Wikipedia,https://de.wikipedia.org/wiki/Kentucky_Fried_Movie#Argon-Öl_(1:13)

Die Ölkrise ist nun auch in Bielefeld. Wir waren im russischem Mix-Markt in Bielefeld. Ein russischer Supermarkt. Irgendwie war die Stimmung mies, obwohl es kilometerlange Wodka-Regale gab. Lag es an der Ukraine-Krise oder daran, dass um 18.55 Uhr immer noch nicht alle Plastik-Erdbeeren aus Almeria verkauft waren. Jedenfalls wollte ich eine Flasche Öl mitnehmen. Schock. Ein Liter Rapsöl 5,49 Euro. Das kann nicht sein! Ich checkte die Orinoco-Online Preise. Das stimmte also. Was machte ich denn nun mit meiner Reisbällchen Aktion? Die Leckerlis wurden doch frittiert.

Der Preis von drei Euro für ein Reisbällchen konnte so nicht gehalten werden. Sollte ich beim benachbarten Gymnasium nachfragen, ob ich gebrauchte Kämme einsammeln kann? Sollte ich die gelben Säcke aus Baumheide vor der nächsten Sammlung mal auf Ölreste aus der Frittenbude durchsuchen. Was tun?  

Ich überlegte, erst noch einmal extra-natives biologisches Olivenöl aus Santorini einzusetzen. Das war zwar fünfmal so teuer, wie Rapsöl aus der JA-Serie, aber ich hatte ja die nächste Reisbällchenaktion geplant. Herr Schnepel hatte ja vier Quadratmeter auf der Bielefelder Alm gebucht. Also gehe ich All-in. Vielleicht kommt ja Thomas Müller vorbei und kauft Aktien meiner neuen Gesellschaft. 

Es ergaben sich aber zwei weitere gute Nachrichten. Ariadne schickte mir eine ein Foto von ihrem Mann, der seit Tagen im Keller auf seinem Heimtrainer saß und strampelte.

Das Wetter machte es nicht möglich, dass Ariadne mit der Solaranlage Strom erzeugen konnte. Also musste Eddy strampeln. Eddy ihr Mann. Eddy gab sich diesen Namen als Künstlernamen. Wenn Eddy nicht strampeln, dann fiedelt er auch im Bielefeld Tanzbodenensemble. Wie Ariadne strich er herum. nur mit einer Pritsche,Bratsche,Violine oder Geige. Eddy Mercks war ein erfolgreicher Radrennfahrer, dem nun Ariadnes Mann nacheiferte. Eddy bekam von seiner Frau ein Trikot mit der Aufschrift „Peleton“.

Ich konnte ihn überzeugen, ein T-Shirt von „Reisbällchen.de“ zu tragen. Meinem neuem Internetauftritt. Auch Ariadne wollte ein T-Shirt mit dem Aufschrift „Reisbällchen.de“ beim nächsten Auftritt mit Andre Rieu tragen. Bielefeld wird eine Revolution erleben.

Worpswede

Der Leineweber

„Guck mal, wie ich laufen kann!“ So begrüßte ich Elsa, die Krankengymnastin. Sie erschrak… So sollte ich nicht laufen. Ich mache mir die Hüfte, das andere Bein, das andere Knie kaputt. Ey… ich dachte, es wird besser. Ja, ist es auch, aber am 01.05. wieder arbeiten zu können, dass wird nicht gehen. Und so wie ich laufe, belaste ich das Bein mit mehr als 10 kg.

Auf die Frage, wie viel ich wiege, sagte ich 49,5 kg, also 50 kg. So wie ich gehe, sind es bestimmt 25 kg auf dem Bein. Frust pur. Frust pur auch, weil unser Konto für heute gesperrt wurde, weil meine Holde das Häkchen bei „Ich habe Diamanten auf den Cayman-Islands“ übersehen hat. Dauerregen heute. Schwiegermutter fährt heute auf Butterfahrt nach Worpswede.  Worpswede, das Rentnergrab, die Abzockcommunity Deutschlands. Am besten noch mit einer Spargeltour und Rheumadeckenkauf verbinden.

Was will man da? Ich war da. Mit doppeltem Bänderriss und Sehnenfraktur und meine Frau shoppte Mohair-Kleidung. Was das mit Worpswede zu tun hat? Ich saß malat auf einer Bank und träumte von einer schönen Pommes mit Mayo. Diese gehören ja mittlerweile zum Weltkulturerbe, da ja fast alle Restaurants in Bielefeld ob der hohen Öl-Preise nicht mehr anbieten. Nachdem der Rotkohl geschnitten und die Zwiebeln angeschwitzt sind, setze ich mich müde vor die Glotze. Ich habe den Rentnermodus. Ich habe meinen normalen Rhythmus, gehe früh ins Bett und stehe gehen 6.30 Uhr auf. Das reicht.

Manche wünschten sich bis in die Puppen fernsehen zu können. Das mache ich nicht, dann lieber morgens Glotze anschalten, aber da gibt es dann meistens nur so Hausfrauensender. Ich merke immer mehr, ich möchte mich nicht weiter bestimmen lassen. Von L.Credi, der Sparkasse, dem Instaprofil oder von irgendwelchen Honks, die ihre Arbeit schlampig machen. Das lässt sich leicht sagen, denn auf einmal rief Herr Schnepel an. Ich war auf der Suche nach neuen Vertriebswegen für meinen Food-Store. Er hatte eine gute Idee.

Beim nächsten Heimspiel der Arminia gegen Bayern hat er vier qm Fläche buchen können. Dort könnten meine Reisbällchen vertickt werden, jedoch müsste meine vegetarische Spezialität doch noch einen Fleisch-Touch bekommen, da die Bazis gerne Fleisch essen. Wäre dies möglich?  Ja. Das geht. Ich muss nur eine Tomatensoße mit dem Duft der Kesselbrink-Tiefgarage versetzen.  Das gäbe ein schönes Raucharoma. Diese Soße zu den Reisbällchen geben und dann verticken. Das machen wir. Ich werde mit meiner Frau heute nach Downtown Bielefeld reisen, mehrere Duftproben nehmen, die Soße ansetzen und endlich reich werden.

Auf der Seite BLOG können Sie die Protagonisten nachlesen können. Hier ist ein Auszug

Dora und Maria Sanchez – Krankengymnastinnen in der Klinik

Bodo – Krankenpfleger

LEGO – Sponsorin und Lesedame – echter Name Leander Goseney

L-Credi – Sponsorin, Lehrerin, Sängerin 

Wolfgang Mustafa – Fußballtalent

Prof.Bodenheim – Operatör

Elsa – Krankengymnastin

Sergio Feta – Nachkomme des Museumswärter, hat Kontakte zur Mafia

Johannes Gutknecht – Jöllenbecker Leineweber – tot

Ariadne – Cellistin am Bielefelder Theater

Paloma – die dicke Schwester vom Schulfreund Siegesmund Hasenkötter

Siegesmund Hasenkötter – Schulfreund aus alten Zeiten

Herr Schnepel – Schulleiter einer Sekundärschule

Eva – beste Freundin ever

Bernd Walker – Gehschuh zur Schonung des Gelenkes

Monopoly

Ich wollte das Geld zur Bank bringen. Das nahm ich mir vor. Da rief ein Mitarbeiter des hiesigen Geldinstitutes an. Wir waren letzte Woche da, um Sterbevollmachten zu ändern. Nach einer Woche nun meldet sich die Bank, das heute, also genau in wenigen Stunden eine Unterschrift von meiner Frau da sein muss. Es muss nachgewiesen werden, dass wir nicht in den USA versteuert sind oder auf den Cayman-Inseln ein Sparkonto haben. Wenn die Unterschrift bis heute Abend nicht da ist, dann wird unser Konto am nächsten Tag gesperrt. Das kann doch nicht wahr sein. Beim Monopolyspiel heißt es Bankirrtum zu ihren Gunsten. Hey, könnte der Mitarbeiter mir nicht noch ein Knax-Sparheftabo als Wiedergutmachung oder eine Volkswagen-Aktie dazulegen? Auf jeden Fall klingelte der Gute bei uns an der Tür. Ich habe ihm dann natürlich nichts von meinem Münzraub und der Geschichte von Paloma und Sergio berichtet, sonst würde bald Interpol hier stehen. Perplex überlegt ich für meine Frau einen Kuchen zu backen. Aber ging dies wirklich? Bei den Energiekosten? Und den Butterpreisen? Im Internet fand ich einen Schokoladenkuchen ohne Butter, ohne Mehl, ohne Eier, ohne Zucker und ohne Knoblauch. Das wird bestimmt ein Steinkuchen. Ich warte also die Stunde vor dem Backofen, dessen Backofentür ich kaputt gemacht habe. Vor einigen Wochen ließ ich den Deckel meines Gußeisenschmortopfes auf die geöffnete Backofentür fallen und in der ganzen Küche lagen die Glassplitter. Holger, unser Hamster, der in der Küche immer die Krumen aufklaubt war erschrocken, aber dann er kannte er seine Chancen auf zusätzliche Nahrungsmittel. Leider schluckte er eine Glasscheibe und schlitzte sich seinen Magen auf. Wir mussten ihn in unserem Garten, rechts neben der Linde, links neben den Hollerbusch, kurz vorm Schnittlauch, beerdigen. 

Dann rief Herr Schnepel an. Wolfgang Mustafa, der Ausnahmespieler, hatte sich beim letzten Spiel den linken Zeh gebrochen und nun war es nix mit dem Vertrag und dem Geld. Gut, dass meine Reisbällchenaktion so erfolgreich war. Jetzt musste ein Vertriebsystem aufgebaut werden. Vielleicht sollte ich Herrn Schnepel fragen, ob er mir dabei hilft. 

Denn ich muss den Wareneinkauf weiter verbilligen, damit einen schönen Gewinn einfahren kann. Ich werde LEGO und L.Credi und Herrn Schnepel fragen, ob ich deren Gärten pachten kann, um Reis anzupflanzen. Meine Schwiegermutter würde ich zum Reissetzen einsetzen. Ich werde das Osterpaket von Herrn Habeck dabei studieren. Das besteht aus 600 Seiten. Krass, wie viele Leute arbeiten da rund um die Uhr. Sind das auch alles Schreiberlinge? Haben sie eine Ahnung von Strom? Sitzt L.Credi mit dort am Schreibtisch mit ihrer Balkonsolaranlage? Wir leben in komischen Zeiten. Es bedarf erst eines Krieges, damit wir ökologisch umsatteln.

Morgen sind vier Wochen meiner Operation hinter mir. Dieser Blog wurde fast schon 700-mal gelesen. Und nun werde ich ein Personenregister erstellen. Wer waren Frau Sanchez, Bodo, LEGO, Ariadne? Ein Wörterbuch, eine Namenwelt in meinem Kosmos.  Ich muss immer darauf hinweisen, dass 90 Prozent der Geschichten sich echt in Bielefeld so ergeben haben. Anders bei dem Buch von dem 1000-Jährigen, der aus dem Fenster sprang, halte ich mich sehr an die Wahrheit.

Pennystocks

Nach einer schlaflosen Nacht waren meine Frau und ich recht klar. Wir müssen Geld auftreiben. Sie wusste gar nix von Paloma. Aber nachdem wir in einem Theaterstück gesehen hatten, dass man aus nix reich werden kann, forderte mich meine Frau auf, einfach mal mit 1000 Euro Pennystocks zu kaufen und zu zocken. Die Gute! 

War sie doch immer so auf Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Öko erpicht, forderte sie mich schon fast zu einer halbseidenen Aktion auf. Reich wird man mit Drogen, Prostitution und dem Verkaufen seiner Körperteile. Nun sollte ich zocken? 

Das meiste Geld kann man gewinnen, wenn man in Uran-Kohle-Cannabis-Rüstung investiert. Wollte sie das wirklich? Also Geld schaffen aus dem Nix. Ich war immer so ein konservativer Knochen, kaufte Deutsche Post Aktien in Coronazeiten für 16 Euro und verkaufte sie jetzt für 55 Euro, aber nun in saudische Panzerfäuste zu investieren, das wäre ja so als wenn ich Sergio Feta engagieren, den Neffen des Museumswärters aus dem schönen Italien. 

Es gab eine irre kanadische Firma, die Luftreinigungsgeräte herstellt. Aber da ja nun auch die Tiefkühl-Fenster-Öffnungscoronaverordnung gekippt ist, rauschte das Wertpapier in die Tiefe. Es ist schon irre. Da sagt Herr Scholz, es gibt 100 Milliarden für die Rüstung und Rheinmetall schießt gleichzeitig 19 Prozent in die Höhe.  Leider sind die Firmen, die Notfallbrenner liefern, nicht an der Börse gelistet, aber Hello Fresh und sogar Frosta. Ja… Frosta gegessen wird immer. Ober man aber über Nacht reich werden kann, bezweifle ich.  Und wie wäre es mit Peleton. Ariadnes Mann steht auf die High-Class Geräte, nur wenn der Sommer kommt und die Pandemie vorbei ist, wird man in Gottes freier Natur strampeln. Ich brauchte einen Anlagetipp. 

L.Credi und LEGO konnte man nicht fragen. Die gaben ihr Geld lieber Helpuper Sonnenmeditationsgöttern. Zudem setzten sie sich für die Rettung der ostwestfälischen Feldhamster für den Streichelzoo der nahegelegenen Grundschule ein, den die Schüler und Schülerinnen angelegt hatten, weil sie keine Lust mehr hatten im Bikini auf den Schwimmbus zu warten. 

Siegesmund Hasenkötter war gebranntes Kind. Paloma selbst in Geldnöten. Dann war dort noch Pfleger Bodo, dem Zocker von Angry Birds. Das ist eine Option. Oder ich rufe Herrn Schnepel an. Bodo ging sofort an das Telefon. Er sagte: „Gib du mir 1000 Euro, ich kaufe davon Waffen und Gimmicks um Level 764 zu knacken, dann bin ich im Players Club. Da muss ich eine Havanna ausgeben und bekomme die goldene Spielerkrone und 2000 Euro Preisgeld. Du bekommst dann dein Geld und 500 Euro wieder und ich behalte die anderen 500 Euro. Freunde müssen zusammenhalten.“  

So eine richtig gute Empfehlung war es nicht. Ich schickte Herrn Schnepel eine dieser neumodischen Textnachrichten. „Ich schreibe mit dem“, so sagen die Menschen heute. Schmarrn, ich schreibe ihm/ihr. So heißt es.  Schnepel antwortet nicht sofort. Schnepel war Beamter, Schnepel war Schulleiter einer sekundären Schule in den Suburbs of Gütersloh, einer Stadt in der Nähe des westfälischen Äquators. Er fragte Max, den Schüler aus der Klasse 10 und Wirtschaftsass erster Klasse. 

Coloplast aus Norwegen… das ist der Burner. Sie investieren in Inkontinenzprodukte, Verbände, Pflaster etc. a. die Menschen werden älter und brauchen Windeln, Kompressionsstrümpfe etc. und es ist Krieg. Da kann man als Anleger nur gewinnen, meinte Max. Das klang nicht schlecht, aber es war irgendwie nicht sexy. Sicherlich sicheres Geld, aber Schnepel hatte noch eine andere Idee. Die Idee hieß Wolfgang Mustafa. Wolfgang Mustafa war das Talent des deutschen Fußballs. Seine Eltern kommen aus Gelsenkirchen und Wattenscheid. Alle Fußballscouts sind schon auf ihn angesetzt und man konnte diesen genialen Fußballer kaufen. Ich echt! Nicht persönlich. Nein, kein linkes Bein oder rechte Wade. Nein, Anteile an seiner sportlichen Karriere.  Und das ging so.

Ich investiere 1000 Euro in Wolfgang Mustafa. Wenn er von den Göttern in Blau, den Arminen einen Profivertrag bekommt, gibt es einen Gewinn von 1000 Euro. 200 Euro bekommt der Berater. 800 Euro ich. Und wie viele Anteile gab es an Wolfgang? Circa 1500 Anteile. Marktwert also 1.5 Millionen Euro. Herr Schnepel hatte schon einen Batzen Geld investiert und fieberte dem letzten Spieltag entgegen. Dann würde Wolfgangs Marktwert sich steigern können. Und nun kam das absolute Highlight. Wolfgang Mustafa sollte der berühmteste Fußballer der Welt werden. Momentan verdient Lionel Messi 126 Millionen im Jahr und darf für 500 Millionen Euro zum FC Gütersloh wechseln. Und wenn das so weit wäre, so in zehn Jahren, denn Wolfgang war erst 15, würden Herr Schnepel, die Anteilseigner und ich prozentual beteiligt werden. Wow, was für eine Rendite. Das musste ich mir durch den Kopf gehen lassen.

Fast wirr von vielen Zahlen setzte ich mich vor den Fernseher. Meine Lieblingsserie kam wieder. Die Höhle der Löwen. Vielleicht gibt es eine neue Eingebung. Leider waren die Deals nicht so richtig etwas für mich. Haargummis und Striptease-Tische. 

Dann fasste ich mein Herz in die Hand und verließ mich auf meine Kernkompetenz.

Ich besuchte meinen Discounter, kaufte für 1000 Euro Reis und Kokosraspeln. Ich bat meine Homies vom #freedrugskesse mir einen Platz im Loom, dem Konsumtempel Bielefelds freizuhalten. Sie bekamen dafür eine Verkaufsprovision. Ich fertigte frittierte Reisbällchen mit Kokosmantel. In der Mittel platzierte ich eine Paste aus Meerschweinchenkötteln und Gänseblümchen.

meerschweinchengrill in Ecuador

In dieser Kombination soll es halluzinogene Effekte geben und bot die Springboster für 3 Euro das Stück an. Nachdem ich diese bei Instagram postete, konnte sich mein Verkaufsstand nicht vor Anfragen retten. Nach drei Stunden war alles verkauft. Ich hatte 800 Reisbällchen a 3 Euro verkauft. Macht als 2400 Euro. Minus der Provision an die Homies, der Werbekampanien und den Verpackungen und dem Einkauf blieb mir ein Gewinn von 999 Euro. Krass. Und das in drei Stunden. Macht einen Stundenlohn von 333 Euro. Sollte ich dies auf eine 40-Stunden-Woche hochrechnen sind das ….unglaubliche Einnahmen und Bielefelder waren glücklich und ich auch. 

Sergio und Paloma

Nun ging es das ganze Wochenende nur um Geld. Ich hatte eine schlaflose Nacht. Siegesmund Hasenkötter am Apparat. Lang sei es her gewesen, aber er müsse mich sprechen. Ich dürfe nun Siggi zu ihm sagen. Wollte ich das wirklich? Siggi brauchte Geld.

Und ich war in Gefahr. Vor sehr sehr langer Zeit wollte sich seine dicke Schwester (Siehe Kapitel Schwester) an mich hereinschmeißen. Durch eine platzende Luftmatratze wurde Paloma – nun wisst ihr, wie sie heißt, habe sie doch nicht so ganz vergessen – durch die Luft geschleudert.

Da sie aber doch etwas sehr dick war, landetet sie nicht bei Fred vom Jupiter, sondern stürzte ungefähr 200 km weiter in die Tiefen des Mittelmeeres, kurz vor der Küste Palermos.

Paloma rettete sich, besuchte einige Weight-Watcher-Kurse, folgte einem Yoga-Meister und versuchte sich im Online-Lippenstiftverkauf. An einem Abend versuchte sie ihre Kosmetikartikel in der Spelunke „Adriano Celentano“ Calle de Nord zu verkaufen.

Da saß Sergio Feta, der nach einem langen Workout am Strand im Boratkostüm seinen Martini  bei Celentano schlürfte. Er hatte vorher einen Tag in seinem Büro verbracht und Paloma war es.

Sie war die Frau, die er immer gesucht hatte. Was für ein Rasseweib, dachte er, aber das war nebensächlich.

Irgendwie muss ich ran an die Frau. „Meine Suche hat ein Ende“ säuselte er, dabei tunkte er die Kippe in den Martini. Paloma kam an Sergios Tisch mit der Hoffnung, der Typ würde ihr drei Lippenstifte für den Preis von zweien abkaufen.

Sergio ergriff ihre Hand, Paloma konnte sich nicht wehren. Er näherte sich Paloma mit seinem Dreitagebart. Aus seinem Mund quoll eine Mischung von Martini, Zigaretten und Odolgestank, weil er keine Zahnbürste besaß. „Wo sind sie?“ fragte Sergio, „meine Familie und der italienische Staat suchen dich seit 40 Jahren!“

Paloma hatte keine Ahnung, was das Ganze solle. Dann holte Sergio ein altes Foto aus der Tasche. 

Auf dem Foto waren sie, ihr Bruder Siggi und ich zu sehen. Es war ein altes Foto aus dem letzten gemeinsamen Urlaub in Santo Mariantos. Sergio wusste alles. Er wusste, dass Siggi und ich damals die berühmten Goldmünzen aus dem Heimatmuseum Santo Mariantos gestohlen hatten. Er sei der verlorene Sohn des besoffenen Museumswärters. Wegen Diebstahl und Trunkenheit im Dienst wurde dieser entlassen, vertrocknete später in Verbitterung und Sergio war nun an der Reihe. Im Hauptberuf war er Carabinieri auf dem stätischen Markt, der bekannt war, dass dort nicht nur Gemüse verkauft wurde, sondern auch diverse Dinge, die im Darknet gerne gehandelt werden.

Seit vierzig Jahren hingen die Fahndungsfotos in seinem Büro. Nicht nur Paloma, Siggi und ich waren als 10jährige Vollidioten abgebildet, sondern auch der komplette gestohlene Münzschatz. Siggi hatte übrigens fast seine ganzen Münzen behalten. Sie waren ein Vermögen werden. Ich hingegen, war mir des Wertes gar nicht bewusst, sondern habe einige gegen Zimtschnecken, Bravo-Hefte und die erste Schachtel Reval-Zigaretten eingetauscht. Nun ja, ich war 10 Jahre alt. Zehn Münzen investierte ich in einen Bausparvertrag. So machte man das früher. Nur noch eine Münze hatte ich in Gedanken an Siggi und Paloma für harte Zeiten aufgehoben. Sie stammte aus einer limitierten Edition des Kaisers Caligulars mit einer frivolen Szene des damaligen Papstes Haratius, dem Ersten. 

Ich war sprachlos. Die Vergangenheit holte mich ein. Das musste ich sacken lassen. Sollte ich meiner Frau davon erzählen? Sollte ich sagen, dass unser Haus finanziert war mit gestohlenem Geld? Lange konnte ich nicht grübeln. L.Credi und ihre Freundin LEGO holten mich ab. Ich nannte sie LEGO. LEGO war die zweite Lesepatin aus Lemgo, die nun endlich mit dem E-Bike fahren kann. Sie besuche einen Volkshochschulkurs in Hasenhorst. In echt hieß sie Leander Goseney. Leander Goseney verstand es immer, Dinge aus dem Kaugummiautomaten oder dem Kinderzimmer zu Ohrgeschmeide umzuwandeln. Mal trug sie Gummibärchenhänger, mal Lakritzschnecken an ihrem Ohr. Am Leseeventabend trug sie orange dänische Bausteine mit acht Noppen an ihren Ohrläppchen. Daher ihr Name. Leander Goseney. LEGO. LEGO und L.Credi schoben mich im Rollstuhl in das Schauspielhaus. Im Theater berichtete ein charismatischer Schauspieler von dem Erfolg, den er mit Unternehmensanleihen an kommunalen Tierheimen gehabt hat.  Meine Güte, konnte es heute mal nicht im Geld gehen? Ich wollte die Sache mit Paloma so schnell wie möglich vergessen.

Telefon

Leider war der gestrige Leseevent im Speckgürtel nicht der große Erfolg, was das Finanzielle betrifft. Der Autor des Fortsetzungsromans „wilde Entdeckungen einer Unterseegurke“ gab mir so ein erschreckendes Angebot für die Verfilmung meines Bestsellers, dass ich mich entschloss, weiter zu schreiben. Ein besseres Angebot aus der Kulturecke des WDRs wird schon kommen. Interessanter Weise hat L.Cleri, die Gastgeberin Ariadne aus dem Tanzbodenensable beim Arzt getroffen. Man unterhielt sich über den appen Finger der Cellistin. In den Berichten ging es vom abgerissenen Fingernagel über eine gekappte Fingerkuppe bis hin zur Sehnentrennung des linken Zeigefingers. Auf gar keinen Fall konnte man damit mehr in der Nase bohren, wenn diese juckte und man den Bogen des Cellos hielt.

L.Credi ist neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Schwimmbusbegleiterin aus als Sängerin aktiv. Mit ihrer Rentnerband verzückte sie die Anwesenden mit weisen Weisen, nur die Schwiegermutter konnte sich nicht richtig konzentrieren, weil sie beim Versandhaus Orinoco ausversehen die Memoiren von Claire van Dyken doppelt erworben hatte und der Gaskocher aus unerklärlichen Gründen nicht mehr im virtuellen Einkaufswagen erschien. Heute am Samstag ist auch für den Schreiberling eine kleine Pause. Da klingelte das Telefon. Wir haben immer noch ein Telefon mit grünem Samtüberzug, Wahldrehscheibe und Schnur. Das steht auf einem Telefonbänkchen mit rotem Samtbezug. Ich nahm darauf Platz, nahm den Hörer ab. Wer wird es sein? L.Credi? Ariadne mit Tickets für Rossinis Oper „die Freuden der Grisinis? Oder mal wieder die Lokale Tageszeitung, die mir ein Abo aufschwatzen will?  Oder ist es der Jöllenbecker Johannes Gutknecht? Ist er auferstanden? Ich ließ das Telefon zehnmal klingeln. Dann nahm ich ab. Ich dachte schon, mein alter Freund Herr Schnepel sei am Apparat. Schnepel ist Schulleiter und besticht durch seine Postings in diversen Arminen.chats. Aber nein. Zitternd nahm ich den Hörer in die Hand. Sollte ich die Hauptrolle, also die Prinzenrolle in der Teichoper Rosalka gewonnen haben. Es gab einen Moment der Stille. Aber dann. „Hallo, hier ist Siegesmund Hasenkötter!“ sagte eine dunkle Stimme.  Ich verfiel in eine Schockstarre.

Opernhaus

Sie spielte Cello. Dieser Song von Udo Lindenberg ist ein Klassiker des deutschen Kulturgutes geworden. Spätestens nach der Unplugged – Version wissen wir, dass sie in Erfurt wohnt und das Instrument im Keller steht. Eine Streichwurst, nein, ein Violoncello steht auch in unserer Nachbarschaft. Ariadne spielt es. Sie ist im Ensemble des Bielefelder Tanzboden-Spielkreises, welches zu gar lustigen Weisen und traurigen Greisen im bekannten königlichem Opernhaus fiedelt. Das Violoncello wird mit einem Bogen gestrichen. Im Gegensatz zur Violine und Bratsche hält die Cellistin das Instrument aufrecht (mit dem Hals nach oben- Hals nach unten wäre auch schwierig, wem der Luftzufuhr) zwischen den Beinen (daher auch: Stehgeige).

Es steht heute meist mit einem ausziehbaren Stachel auf dem Boden. Leider ist der Stachelrochen fast ausgestorben. Somit wird es bald keine Cellos oder Cellis geben. Bellis gibt es im Frühjahr recht viele, aber Cellis? Ach es heißt Celli. Ich vergaß Es war das Instrument des Jahres, wobei Udo Lindenberg durch sein Liedchen mitgeholfen hatte. Das schrieb ich in Wikipedia.

Als Ariadne jedoch ihre weißen Reisrispenhorthensien schneiden musste, weil die Solartechniker die Solarpanele endlich mal von Norden nach Süden ausrichten wollten – da scheint mehr Sonne.- geschah das Unglück. Ariadne säbelte sich in den Finger. Blut tropfte auch auf die weißen Reisrispenhorthensien und verfärbten die Blüten. Ariadne fiel nicht in einen hundertjährigen Schlaf und konnte nicht mit den Weisen aus dem bekannten Kinderstück von Hubertus Humpelschrein „Dornröschens Rache“ in das Himmelreich von Frau Holle einziehen, sondern es kam noch schlimmer!

Mit einem appen Finger kann man nicht streichen, vielleicht noch die Wände, aber kein Cello. Für die Nachmittagsvorstellung hatten sich die marzipaner Landfrauen aus dem schönen Lübeck angekündigt. Auf ihrer jährlichen Landfrauentour wollten sie den Weihnachtsmarkt in Bielefeld besuchen, dann bei Dr. Oetker Eierlikörschnittchen testen und später im Opernhaus ein Konzert mit Andre Rieu lauschen. Der Weihnachtsmarkt wurde bis in den April verlängert, weil pandemiemäßig der Charityglühwein noch nicht alle war und die Bielefelder Schulen dringen auf den Schlührschluckcent angewiesen sind.  Ostwestfälische Bauerntänze und Hochzeitsreigen standen auf dem Programm und Ariadne sollte neben Andre Rieu stehen, ihn anhimmeln und streicheln, nein streichen. Das klappte nun nicht mehr. Ihre so geliebte Konkurrentin Iphigenie würde nun den Vortritt kriegen, in den Medien gefeiert und zum nächsten Musikantenstadl eingeladen werden. Unfassbar. Dabei war sie doch das Bielefelder Urgestein und nicht die Schnepfe, die aus Oer-Erkenschwick eingeflogen wurde, nur weil ihr Großvater Leonard Bernstein war, der in Bielefeld vor Jahrhunderten eine bekannte Gaststätte für die After-Showparty baute.

Was für ein gebrauchter Tag.

Zudem droht der Ausschluss aus der Künstlersozialkasse. Betrübt entschloss sie sich, die Zisterne zu säubern. Wohlwissend ob der Energielage und dem Bewusstsein eines ökologischen Handelns hatte Ariadne ein Brauchwasserbrunnen, der mit dem vielen ostwestfälischem Regen gefüllt war. Einmal im Jahr stieg sie hinab um zwei Stunden später algenbehangen wieder aufzutauchen. Voll verschleimt kam ihr eine Idee. Sie fragte beim Kapellmeister im Opernhaus nach, ob sie nicht in der Oper Rusalka von Dvosak mitspielen dürfe. Rusalka ist eine schleimige Teichschlampe, die im Moder lebt und einen echten Prinzen sucht.

Der Kapellmeister sagte zu Ariadne, dass sie mit ihren Algen gut ein Seerosenblatt spielen kann. Diese Rolle sei heute coronabedingt nicht besetzt. So endete der Tag doch noch einigermaßen erfolgreich. Als sie nach Hause kam, sagte sie zu ihrem Mann, dass er nun von seinem Peleton absteigen kann. Das ist ein Heimtrainer der Spitzenklasse. Ihr Mann saß dort schon seit acht Stunden schweißgebadet auf dem Bock, weil ja die Solarpanele Richtung Norden ausgerichtet waren und die Familie Strom brauchte. Strom kann man auch mit einem Heimtrainer erzeugen. Aber seit heute ist die Anlage nach Süden ausgerichtet. Hurra, Strom kommt von der Sonne. Endlich. Doch heute schneit es mal wieder. Ab auf das Peloton.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann strampeln sie noch heute.

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