Bielefeld

Bielefeld

Ich konnte aus dem Mülleimer im Stadtpark die neueste Ausgabe der lokalen Zeitung ziehen. Das Abo hatte ich gekündigt, weil ich keine Lust mehr auf Nachrichten der Oldentruper Häkelgruppe hatte. Aber wenn jemand mir eine alte Zeitung gab, freute ich mich, auf Irres aus unserer Stadt. So freute ich mich bei einem Morgengrog auf eine spannende Lektüre aus unserem Oberzentrum. Ich war geschockt. Was interessiert Bielefeld? Drei Themen sprangen mir sofort ins Hirn. Stand da wirklich Folgendes: „Nockensocken und Rampen helfen Hundesenioren“ und „Diabetes beim Haustier: So messen Sie Blutzucker mit Katzenstreu.“ Geht es noch?

Ich soll Lassy Stoppersocken anziehen und bei Katze Mau mit Teststreifen auf dem Katzenklo rumkriechen? Es sind Haustiere! Aber was bei Tieren geht, muss auch bei Menschen laufen. Dem Hund Stoppersocken anziehen, sah ich ein. Das schützt mein Parkett. Ich habe dann meinen Blutzucker mit Katzenstreu versucht zu testen. Da kam leider nix bei rum. Das dritte Thema war der Hermannslauf. Ein Stadtlaufevent vom Hermannsdenkmal nach Bielefeld. 30 km durch den Wald. Der Lauf fand zum fünfzigsten Mal statt. Ich war als Gründungsläufer damals am Start. Mit selbstgenähten Leinenschuhen belegte ich Platz 234. Ich war sechs Jahre alt und damals gab es kein Bambini-Rennen. Damals zählten nur die harten Fakten. Ich hielt mich trotz meines Nutella-Bauchringes tapfer und kam ins Ziel. Ich war dabei! Leider verletzte ich mich dann beim Umziehen auf der Sparrenburg am Sprunggelenk und es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis ich Anfang März 2022 daran operiert wurde. Hiermit sind wir also beim Anfang der Geschichte angekommen.

Jedenfalls ist Bielefeld ein Dorf.

Bielefeld gibt es nicht und kann sich nicht verkaufen. Vielleicht ist das auch gut so. Denn so überheblich die Rheinländer ihre hässlichen Städte Köln oder Düsseldorf feiern, bleiben wir doch lieber bodenständig auch ohne Bläck Föös und die Toten Hosen. Aber zurück zum Bürgermeister. Unser Bürgermeister hat die Schlüssel zur Sparrenburg. Da gibt es einen Turm. Und wenn der Bürgermeister Bock hat, weht dort mal die Arminia-Fahne, die Regenbogenfahne für ihn und seinen Mann Tom, oder eine Tibetfahne. Aber nun darf da keine Hermannslauffahne wehen? Das nach fünfzig Jahren einer Traditionsveranstaltung? Am Hermannslauf haben bestimmt mehr Menschen teilgenommen, wie Bielefeld Einwohner hat. Kann das jemand verstehen?  So sah meine Morgenlektüre aus. Ich blieb bei der Wetterkarte hängen. Ist das noch oldschool. Ich brauche doch nur aus dem Fenster schauen und sehen, dass die Babenhauser Muttererde, so was von trocken ist. Regentonnen müssen dringend her. Es gab noch eine Randnotiz über den Algenanbau Solamanns in Italien. Man wolle nun auch versuchen, ob es im Obersee Algenkolonien geben kann. Zudem suchte ich einen Artikel von Frederico Ferruci, dem Arminenschreiberling.

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