Das konnte nicht wahr sein, ich war geschockt. Liebe/r Leser, Leserin, Leser*in, Leser:In, erinnert ihr euch an die fette Schwester? Die auf der Luftmatratze neben mir saß, damals, als wir zehn Jahre alt waren? Die Matratze platzte, fette Schwester transformierte und Paloma, so heißt die Gute war, nun in Palermo mit Sergio Feta zusammen und hatte immer noch Gedanken an mich. Also auf dem Foto war Paloma von damals. Zlata gleich Paloma. Wo hatte sie das Foto her? Paloma war damals echt hässlich. Ich war es vielleicht auch, aber das interessierte mich ja nicht. Paloma hatte in einem Influencer Shop 500 Emailadressen gekauft um mich ausfindig zu machen. Dafür bezahlt man in der Regel 1,99 Euro und es hat geklappt. Monica Daniels Tkachenko hieß in Wirklichkeit Shanajan Jashmalan, wohnte in einer Baracke in Bangladesh, kurz vor dem steigenden Meeresspiegel und verschickte Spams durch die Welt. Sie bekam für tausend Spams 0,19 Euro und eine Provision, wenn ein Honk, wie ich, über PayPal Geld überwiesen. Hatte sich Paloma als Zlata verschleiert?
Die Schlinge zog sich so langsam zu. Und es war Gründonnerstag. Bald wollte Sergio sein Geld haben. Eddy meldete sich. Er hing gerade auf dem Brenner fest. Sein Ricotta, welches mittelhart in seinen Trikottaschen vor sich hin trocknete, roch etwas streng, sodass der Zöllner ihn zu einer Drogenkontrolle mit auf das Revier in Sculati-Süd, einem Kaff in der Nähe der Grenzstation nahm. Der Zöllner war von einer Probe halb getrocknetem Ricotta so doooon, dass Eddy weiterradeln sollte. Bis Karfreitag hatte er noch gut 800 km und 36 Stunden Zeit.

Wir blieb nix weiter übrig also zu warten. Der Fußdoktor rief an und meinte, ich dürfe erst in weiteren vier Wochen meiner regulären Arbeit nachgehen. Da ich also bis Mitte Mai kein Einkommen hatte, musste ich natürlich schauen, wie ich meinen Magen füllen könnte. Ein Besuch im Action. Markt war fällig. Der Action. Markt, wer kennt diesen Shop der Hartz4-Empfänger, GrundschullehrerInnen und Sparfüchse nicht? Man muss ihn nicht kennen. Man riecht ihn schon zweitausend Meter aus der Entfernung. Jeder geht dahin aber keiner gibt es zu!
Dort gab es alles, was chinesische Kinderhände in Windeseile produzieren können. Für mich war das Highlight ein bedruckter 10-Liter Eimer. Aber meine Gattin meinte, wir würden in Plastik versinken. Ich wollte im Eimer Kartoffeln pflanzen, die ich von der Evangelischen Kirche bekommen hatte. Motto war: In Einheit wachsen. Krass. Wöchentlich bekam ich einen Kartoffelbrief. Und das wird die Welt retten. Super! Der Eimer hätte mich die nächsten, bzw. die letzten fünfzehn Jahre meines Lebens begleiten können, aber daraus wurde nix. Ich durfte ihn mir nicht kaufen, obwohl er nur 1,49 Euro kostete. Meine Frau war empört ob des vielen Plastiks in der Welt und zitierte mir Fakten aus diversen Zeitungen mit Namen „neues Bewusstsein“ oder „Du und deine Kellerassel“.
Das sie aber zwanzig Halstücher hat, die u.a. aus Nepal kommen und nur 3,99 Euro kosteten, spielt in dieser scheinheiligen Nachhaltigkeitsdiskussion keine Rolle zu spielen. Ich brauche nun nachts nicht mehr meinen Pinkelpott. Den werde ich nehmen, ihn nicht desinfizieren und dort die evangelischen Kartoffeln anpflanzen.
Aber nun musste ich einen Kontostand wagen. So sah es aus. L.Credi hatte mit ihrem Streichzoo bereits 34.000 Euro eingenommen. Zudem bekam sie eine Rolle in der der neuen Schmottette „Lonesome Balloni“ bei Netflix, deren Veröffentlichung Heilig Abend 2022 um 24.00 Uhr weltweit erfolgen sollte. L.Credi war versorgt. LEGO sollte ich am Gründonnerstag vom Bahnhof abholen. Karfreitag Flyer zu verteilen für Reisbällchen brachte nix. Karfreitag gibt es Fisch. Durch LEGOs Werbekampagne waren im Online-Shop fast 15.000 Euro reingekommen. Ich machte die Reisbällchen nicht selbst, sondern unsere Nachbarin Bettina Brachtendonk machte es für mich in ihrer Feldküche in Erbsenbrink, einem Vorort von Häger. Provision 0.29 Euro für ein Bällchen. Blieben als netto 13.000 Euro übrig.
Ariadne schwächelte. Sie spielte mit dem „Reisbällchen.de“ Trikot in der Konzerthalle Bielefeld das Requiem von Bach oder Mozart. Ist ja eh egal, weil…Ariadne war wenig erfolgreich, denn sie saß ja im Orchestergraben, wo sie keiner sah. Und während in der Pause eines Requiems, wie ein Nummerngirl beim Boxen vor dem Vorhang zu hampeln, war in der Karwoche unschicklich. Heimlich steckte Ariadne von ihrem Trinkgeld, was sich als Garderobenfrau in anderen Vorstellungen in der Pudding-Halle verdiente, zehn Euro in die Spardose, um mich nicht zu enttäuschen. Das war löblich, aber auf Ariadne konnte ich verzichten. Da habe ich mehr erwartet.
Nun fehlte noch etwas Geld. Ach ja am Sonntag sollten ja 28000 Besucher der Bielefelder Alm meine Kasse durch meinen Reisbällchen-Stand füllen. Aber Sergio Fetas Deadline war Karfreitag. Ich musste also mit Siegesmund Hasenkötter, seiner Schwester Paloma und Sergio sprechen. Da hilf alles nix.
