Leider war der gestrige Leseevent im Speckgürtel nicht der große Erfolg, was das Finanzielle betrifft. Der Autor des Fortsetzungsromans „wilde Entdeckungen einer Unterseegurke“ gab mir so ein erschreckendes Angebot für die Verfilmung meines Bestsellers, dass ich mich entschloss, weiter zu schreiben. Ein besseres Angebot aus der Kulturecke des WDRs wird schon kommen. Interessanter Weise hat L.Cleri, die Gastgeberin Ariadne aus dem Tanzbodenensable beim Arzt getroffen. Man unterhielt sich über den appen Finger der Cellistin. In den Berichten ging es vom abgerissenen Fingernagel über eine gekappte Fingerkuppe bis hin zur Sehnentrennung des linken Zeigefingers. Auf gar keinen Fall konnte man damit mehr in der Nase bohren, wenn diese juckte und man den Bogen des Cellos hielt.

L.Credi ist neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Schwimmbusbegleiterin aus als Sängerin aktiv. Mit ihrer Rentnerband verzückte sie die Anwesenden mit weisen Weisen, nur die Schwiegermutter konnte sich nicht richtig konzentrieren, weil sie beim Versandhaus Orinoco ausversehen die Memoiren von Claire van Dyken doppelt erworben hatte und der Gaskocher aus unerklärlichen Gründen nicht mehr im virtuellen Einkaufswagen erschien. Heute am Samstag ist auch für den Schreiberling eine kleine Pause. Da klingelte das Telefon. Wir haben immer noch ein Telefon mit grünem Samtüberzug, Wahldrehscheibe und Schnur. Das steht auf einem Telefonbänkchen mit rotem Samtbezug. Ich nahm darauf Platz, nahm den Hörer ab. Wer wird es sein? L.Credi? Ariadne mit Tickets für Rossinis Oper „die Freuden der Grisinis? Oder mal wieder die Lokale Tageszeitung, die mir ein Abo aufschwatzen will? Oder ist es der Jöllenbecker Johannes Gutknecht? Ist er auferstanden? Ich ließ das Telefon zehnmal klingeln. Dann nahm ich ab. Ich dachte schon, mein alter Freund Herr Schnepel sei am Apparat. Schnepel ist Schulleiter und besticht durch seine Postings in diversen Arminen.chats. Aber nein. Zitternd nahm ich den Hörer in die Hand. Sollte ich die Hauptrolle, also die Prinzenrolle in der Teichoper Rosalka gewonnen haben. Es gab einen Moment der Stille. Aber dann. „Hallo, hier ist Siegesmund Hasenkötter!“ sagte eine dunkle Stimme. Ich verfiel in eine Schockstarre.
